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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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echten Mörder davonkommen ließ, weil er während der Arbeit nicht die Finger vom Schnaps lassen konnte? «
    Frank drehte den Wasserhahn wieder auf. Er spritzte sich Wasser ins Gesicht und in den Nacken. Sie sah, dass seine Hände zitterten. Seine Knöchel waren aufgeplatzt. Er hatte tiefe Kratzer am Handgelenk. Wie hart musste Frank zugeschlagen haben, dass Tommys Zähne durch seine Lederhandschuhe dringen konnten?
    » Du bist schuld, dass die Sache schiefging«, sagte sie. »Tommy kam an dir vorbei. Ich weiß nicht, warum du da auf dem Boden herumgerollt bist und wie der Schnitt in deinen Arm kam, aber ich weiß, wenn du deine Arbeit getan und ihn am Tor gestoppt hättest… «
    » Halt den Mund, Lena. «
    » Leck mich. «
    » Ich bin noch immer dein Chef. «
    » Jetzt nicht mehr, du Suffkopf, du nutzloser Scheißkerl. « Sie griff in die Tasche und zog ihre Kündigung heraus. Als er sie nicht annahm, warf sie ihm den Brief ins Gesicht. » Mit dir bin ich fertig. «
    Er hob den Brief nicht auf. Er schrie ihr keine Obszönitäten entgegen.
    » Welchen Kugelschreiber hast du benutzt? «
    » Willst du mir jetzt Schuldgefühle machen, damit ich bleibe? Hast du vor, auf Jeffreys Gedenken herumzutrampeln, damit ich dir helfe, aus diesem Schlamassel wieder herauszukommen? «
    » Wo ist dein Kuli? « Als sie ihm den Stift nicht gab, griff er nach ihrer Jacke und klopfte die Tasche ab. Sie wehrte sich, und er schlug sie und drückte sie gegen die Wand.
    » Lass mich! « Sie stieß ihn gegen das Waschbecken. » Was, zum Teufel, ist denn los mit dir? «
    Zum ersten Mal, seit er die Toilette betreten hatte, schaute er ihr wirklich in die Augen. » Tommy hat sich in seiner Zelle umgebracht. «
    Lena schlug sich die Hand auf den Mund.
    » Er hat sich die Handgelenke mit einer Kugelschreibermine aufgeschlitzt. Einer aus Metall, wie sie in guten Stiften verwendet wird. In guten Stiften, wie Jeffrey sie uns geschenkt hat. «
    Ein paar Sekunden lang funktionierten Lenas Hände nicht. Dann fand sie den Stift dort, wo sie ihn immer aufbewahrte– in der Spirale ihres Notizbuchs in ihrer Gesäßtasche. Sie drehte die obere Hälfte. Unten kam keine Minenspitze heraus. » Scheiße « , zischte Lena und schraubte die Kappe ab. » Nein… nein… « Der Stift war leer. » Wie kam er an… « Ihr wurde schlecht vor Sorge. » Was hat er… «
    Frank fragte: » Hast du ihn durchsucht, bevor du ihn in die Zelle gesteckt hast. «
    » Natürlich habe ich… « Hatte sie es wirklich? Hatte Lena sich die Zeit genommen, ihn abzutasten, oder hatte sie ihn in die Zelle geworfen, so schnell es ging, damit sie ins Krankenhaus fahren konnte?
    » Nur gut, dass er da drin niemand sonst angegriffen hat. Er hatte ja bereits einen Menschen getötet und einen Polizisten verletzt. «
    Sie konnte nicht mehr stehen. Ihre Knie gaben nach. Sie sank zu Boden. » Ist er wirklich tot? Bist du sicher? «
    » Er ist verblutet. «
    Lena stützte den Kopf in die Hände. » Warum? «
    » Was hast du zu ihm gesagt? «
    » Ich habe ihm nicht… « Sie schüttelte den Kopf und versuchte, das Bild des toten Tommy Braham auf dem Zellenboden aus ihrem Schädel zu bekommen. Er hatte sich so aufgeregt, als sie ihn einschloss, aber war er deswegen selbstmordgefährdet? Sie hatte es nicht geglaubt. So eilig sie es gehabt hatte, ins Krankenhaus zu kommen, sie hätte es dem Wachhabenden auf jeden Fall gesagt, wenn sie den Eindruck gehabt hätte, man müsse Tommy im Auge behalten. » Warum hat er es getan? «
    » Muss etwas gewesen sein, das du gesagt hast. «
    Sie schaute Frank an. Jetzt zahlte er es ihr zurück. Sie merkte es am Blick in seinen Augen.
    » Zumindest glaubt Sara Linton das «, fügte er hinzu.
    » Was hat Sara damit zu tun? «
    » Ich rief sie, weil Tommy, dein Gefangener, sich nicht beruhigen wollte. Ich dachte mir, sie könnte ihm etwas geben, das ihm hilft. Sie war dabei, als ich ihn fand. «
    Lena wusste, sie sollte sich den Kopf über ihre eigene Situation zerbrechen, aber sie konnte an nichts anderes als an Tommy Braham denken. Was war in ihn gefahren? Was hatte diesen dummen Jungen nur so weit getrieben?
    » Sie hat irgendeinen Wichtigtuer vom GBI hierherbestellt, damit er sich den Fall anschaut. Knox hat sich bereits um ihn gekümmert. Er hat herausgefunden, dass Tommy den Stift von einem von uns hatte. «
    Lena schmeckte etwas Scheußliches in der Kehle. Tommy war ihr Gefangener gewesen. Er hatte sich in ihrer Obhut befunden. Juristisch war sie

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