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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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die Kälte, die sie erfasst hatte. Es war lächerlich, das wusste sie, hier an der Tür zu stehen und auf einen Mann zu warten, der vielleicht gar nicht kam. Auch wenn Sara es sich nicht eingestehen wollte, sie wollte mehr Informationen von Will. Er kam aus ihrem Leben in Atlanta. Er erinnerte sie daran, dass noch etwas anderes auf sie wartete.
    Und dann kam er Gott sei Dank endlich.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag sah Sara Will die verschiedenen elektronischen Geräte in seinem Auto verstecken. Diesmal schien es noch länger zu dauern, vielleicht war sie aber auch ungeduldiger. Schließlich stieg er aus. Er hielt sich die Akte, die sie ihm gegeben hatte, über den Kopf, um sich vor dem Regen zu schützen, als er die Einfahrt herauflief.
    Sie griff nach dem Knauf, um die Tür zu öffnen, überlegte es sich dann aber anders. Sie wollte nicht, dass er dachte, sie hätte an der Tür gestanden und auf ihn gewartet. Aber wenn sie sich wirklich bedeckt halten wollte, hätte sie auch nicht durchs Fenster zu ihm hinausstarren dürfen.
    » Idiotin « , murmelte sie und öffnete die Tür.
    » Hi. « Er stellte sich unter das Vordach und schüttelte den Regen aus den Haaren.
    » Soll ich Ihnen das… « Sie griff nach der nassen Akte in seiner Hand und musste ein enttäuschtes Aufstöhnen unterdrücken. Sie war völlig durchnässt. Wahrscheinlich war alles ruiniert.
    » Hier « , sagte er, hob seinen Pullover und zog das Unterhemd aus der Hose. Sara sah, dass er sich die Seiten, die sie ihm gegeben hatte, an die nackte Haut gedrückt hatte. Außerdem sah sie etwas, das aussah wie ein dunkler Bluterguss, der sich über seinen Bauch ausbreitete und in der Hose verschwand.
    » Was… «
    Schnell zog er das Unterhemd wieder herunter. » Danke. « Er kratzte sich das Gesicht, eine nervöse Angewohnheit, die sie vergessen hatte. » Ich glaube, den Aktendeckel können wir wegwerfen. «
    Sie nickte, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Auch Will schienen die Worte zu fehlen. Sie schauten einander an, bis das Licht in der Diele anging.
    Cathy stand, die Hände auf den Hüften, in der Küchentür. Eddie kam die Treppe herunter. Einen kurzen Augenblick lang herrschte das peinlichste Schweigen, das Sara je erlebt hatte. Nun spürte sie zum ersten Mal, was für ein Chaos sie an diesem Tag angerichtet hatte. Wenn sie nur zaubern und zum Anfang zurückkehren könnte, wäre sie jetzt noch in Atlanta, und ihrer Familie wäre diese schreckliche Situation erspart geblieben.
    Ihr Vater brach das Schweigen. Er streckte Will die Hand hin. » Eddie Linton. Freut mich, dass wir Ihnen bei diesem Regen einen Unterschlupf bieten können. «
    » Will Trent. « Will drückte ihm fest die Hand.
    » Ich bin Cathy « , warf ihre Mutter dazwischen und klopfte Will auf den Arm. » Ach du meine Güte, Sie sind ja tropfnass. Eddie, schau doch mal, ob du was Trockenes für ihn findest. « Aus irgendeinem Grund kicherte ihr Vater leise, als er die Treppe hochlief. Cathy sagte zu Will: » Jetzt ziehen wir erst mal diesen Pulli aus, bevor Sie sich erkälten. «
    Will sah so verlegen aus, wie jeder Mann es tun würde, wenn eine übertrieben höfliche, dreiundsechzigjährige Frau ihm sagte, er solle sich in der Diele ausziehen. Trotzdem gehorchte er ihr und zog sich den Pulli über den Kopf. Darunter trug er ein langärmeliges schwarzes T-Shirt. Als er die Arme hob, schob es sich nach oben, und ohne lange nachzudenken, griff Sara hin und hielt es fest.
    Cathy warf ihr einen scharfen Blick zu, bei dem Sara sich vorkam, als hätte man sie beim Stehlen erwischt.
    » Mama « , sagte Sara und spürte, wie ihr der kalte Schweiß auf die Stirn trat, » ich muss wirklich mit dir reden. «
    » Dazu ist später noch genug Zeit, meine Liebe. « Cathy hakte sich bei Will unter und führte ihn den Flur entlang. » Sie sind aus Atlanta, hat meine Tochter mir gesagt? «
    » Ja, Ma’am. «
    » Aus welchem Viertel? Ich habe eine Schwester, die in Buckhead lebt. «
    » Äh… « Er schaute sich zu Sara um. » Poncey-Highlands, das ist in der Nähe von… «
    » Ich weiß genau, wo das ist. Dann wohnen Sie ja ganz in der Nähe von Sara. «
    » Ja, Ma’am. «
    » Mutter… «
    » Später, Liebling. « Cathy warf ihr ein neckisches Lächeln zu, während sie Will ins Esszimmer führte. » Das ist Tessa, meine Jüngste. Und Hareton Earnshaw, der Sohn meines Bruders. «
    Hare starrte Will mit unverhohlener Bewunderung an. » Na, Sie sind mir vielleicht ein Großer. «
    » Ignorieren

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