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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Mädchens hatte sie etwas aufblitzen sehen– etwas Silbernes, vielleicht eine Halskette. Algen bedeckten Hals und Schultern des Mädchens wie ein Leichentuch. Mit der Spitze ihres Kugelschreibers schob Lena die glitschigen grünen Tentakel weg. Unter der Haut des Mädchens bewegte sich etwas, es kräuselte das Fleisch, wie der Regen die Wasseroberfläche kräuselte.
    Auch den Tauchern fiel die Bewegung auf. Sie alle bückten sich, um genauer hinzusehen. Die Haut flatterte wie in einem Horrorfilm.
    » Was zum… «
    » O Gott! « Lena schrak zurück, als eine kleine Elritze aus einem Schlitz im Hals des Mädchens glitt.
    Die Taucher lachten, wie Männer eben lachen, die nicht zugeben wollen, dass sie sich fast in die Hose gemacht hätten. Lena dagegen legte sich die Hand aufs Herz und hoffte, dass niemand mitbekommen hatte, wie ihr das Herz beinah aus der Brust gesprungen wäre. Sie atmete tief durch. Die Elritze zappelte im Schlamm. Einer der Männer hob sie auf und warf sie wieder in den Fluss. Der Leiter des Tauchtrupps riss den unvermeidlichen Witz, dass etwas hier fischig sei.
    Lena warf ihm einen strengen Blick zu, bevor sie sich über die Leiche beugte. Der Schlitz, aus dem der Fisch gekommen war, befand sich im Nacken, knapp rechts neben der Wirbelsäule. Sie schätzte, dass die Wunde maximal zweieinhalb Zentimeter breit war. Das geöffnete Fleisch war im Wasser geschrumpelt, doch vor einiger Zeit musste die Verletzung sauber und präzise gewesen sein– ein Schnitt, wie er von einem sehr scharfen Messer verursacht wurde.
    » Jemand muss Brock wecken « , sagte sie.
    Jetzt war es plötzlich keine Selbstmordermittlung mehr.

2 . Kapitel
    I n seinem dem County gehörenden Lincoln Town Car rauchte Frank Wallace nie, aber die Sitzbespannung hatte den Nikotingestank aufgenommen, der aus jeder seiner Poren sickerte. Er erinnerte Lena an Pig Pen aus dem Peanuts-Comic. Egal wie sauber er war oder wie oft er seine Kleidung wechselte, der Gestank folgte ihm wie eine Staubwolke.
    » Was ist los? « , fragte er barsch und ließ ihr nicht einmal die Zeit, die Autotür zu schließen.
    Lena warf den feuchten Parka auf den Wagenboden. Zuvor hatte sie zwei T-Shirts übereinander angezogen und darüber noch eine Jacke. Trotzdem und obwohl die Heizung auf voller Leistung lief, klapperten ihre Zähne noch immer. Es war, als hätte ihr Körper die ganze Kälte gespeichert, während sie draußen im Regen stand, und würde sie erst jetzt, da sie im Warmen war, wieder freigeben.
    Sie hielt die Hände an den Lüftungsschlitz. » O Gott, es ist eiskalt. «
    » Was ist los? « , wiederholte Frank. Demonstrativ schob er seinen schwarzen Lederhandschuh zurück, damit er auf die Uhr schauen konnte.
    Lena zitterte unwillkürlich. Sie schaffte es nicht, ihrer Stimme die Aufregung nicht anmerken zu lassen. Kein Polizist würde es einem Zivilisten gegenüber je zugeben, aber Morde waren in der Arbeit die aufregendsten Fälle. Lena war randvoll mit Adrenalin, und es wunderte sie, dass sie die Kälte überhaupt spürte. Mit klappernden Zähnen sagte sie zu ihm: » Es ist kein Selbstmord. «
    Frank wirkte noch verärgerter. » Ist Brock derselben Meinung? «
    Brock war wieder zurück in seinem Transporter und schlief, während die Kette durchtrennt wurde, das sahen sie beide, weil sie sogar aus dem Auto heraus seine schwarzen Backenzähne erkennen konnten. » Brock kann doch seinen Arsch nicht von einem Loch im Boden unterscheiden « , keifte sie zurück. Sie rieb sich die Arme, um ein wenig Wärme in den Körper zu bekommen.
    Frank zog seinen Flachmann heraus und gab ihn ihr. Sie nahm einen schnellen Schluck, und der Whiskey brannte sich durch ihre Kehle in den Magen. Auch Frank nahm einen kräftigen Zug, bevor er sich den Flachmann wieder in die Jackentasche steckte.
    » Im Nacken ist ein Messerstich « , sagte sie.
    » In Brocks? «
    Lena warf ihm einen vernichtenden Blick zu. » Im Nacken des toten Mädchens. « Sie bückte sich und suchte in ihrem Parka nach der Brieftasche, die sie in der Jackentasche der jungen Frau gefunden hatte.
    » Könnte selbst beigebracht sein «, sagte Frank.
    » Unmöglich. « Sie hielt sich die Hand in den Nacken. » Die Klinge drang ungefähr hier ein. Der Mörder stand hinter ihr. Hat sie wahrscheinlich überrascht. «
    Frank murmelte: » Hast du das aus einem Lehrbuch? «
    Lena sagte nichts darauf, was sie normalerweise nicht schaffte. Frank war seit vier Jahren Interims-Polizeichef. Alles, was in den drei

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