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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Städten passierte, die das Grant County umfasste, fiel in seine Zuständigkeit. Madison und Avondale hatten die üblichen Probleme mit Drogen und häuslicher Gewalt, aber Heartsdale sollte eigentlich problemlos sein. Das College war hier angesiedelt, und die wohlhabenden Einwohner meldeten jeden Anfangsverdacht eines Verbrechens sofort.
    Dessen ungeachtet hatten komplizierte Fälle die Tendenz, Frank zu einem Arschloch zu machen. Genau genommen konnte das Leben im Allgemeinen Frank zu einem Arschloch machen. Dass sein Kaffee kalt wurde. Dass der Motor seines Autos nicht gleich beim ersten Versuch ansprang. Dass die Mine seines Kugelschreibers eintrocknete. Frank war nicht immer so gewesen. Sicherlich hatte er, seit Lena ihn kannte, schon immer eine Neigung zum Mürrischen gehabt, aber in letzter Zeit war sein Verhalten gefärbt von einer subtilen Wut, die jederzeit durchbrechen konnte. Alles machte ihn wütend. In einem Augenblick konnte bei ihm aus beherrschbarer Irritation unverhohlene Gemeinheit werden.
    Zumindest in dieser speziellen Angelegenheit war Franks Widerwille einleuchtend. Nach fünfunddreißig Jahren Polizeiarbeit war ein Mord das Letzte, was er jetzt noch am Hals haben wollte. Lena wusste, dass er die Nase voll hatte von dem Job und von den Leuten, mit denen er deswegen zu tun hatte. In den letzten sechs Jahren hatte er zwei seiner engsten Freunde verloren. An einem See sitzen wollte er nur noch im sonnigen Florida. Eigentlich sollte er eine Angelrute und ein Bier in der Hand haben, nicht die Brieftasche eines toten Mädchens.
    » Sieht unecht aus « , sagte Frank, als er die Brieftasche öffnete. Lena stimmte ihm zu. Das Leder war zu glänzend. Das Prada-Logo war aus Plastik.
    » Allison Judith Spooner « , sagte Lena, als er versuchte, die durchweichten Plastiktaschen auseinanderzuziehen. » Einundzwanzig. Der Führerschein stammt aus Elba, Alabama. Ganz hinten steckt ihr Studentenausweis. «
    » College. « Frank hauchte das Wort mit einem Anflug von Verzweiflung. Es war schlimm genug, dass man Allison Spooner auf staatlichem Grund und Boden gefunden hatte. Dass das Mädchen zusätzlich aus einem anderen Staat kam und Studentin des Grant Tech war, würde für erhöhte politische Aufmerksamkeit sorgen.
    » Wo hast du die Brieftasche gefunden? «, fragte er.
    » In ihrer Jackentasche. Schätze, eine Handtasche hatte sie nicht. Oder der Mörder wollte, dass wir ihre Identität erfahren. «
    Er schaute sich das Führerscheinfoto des Mädchens an.
    » Was ist? «
    » Sieht aus wie die kleine Bedienung, die im Diner arbeitet. «
    Das Grant Diner lag vom Polizeirevier aus am entgegengesetzten Ende der Main Street. Die meisten Beamten gingen zum Mittagessen dorthin. Lena hielt sich allerdings fern. Entweder brachte sie sich etwas von zu Hause mit, oder aber sie aß gar nichts.
    » Hast du sie gekannt? «, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf und zuckte zugleich die Achseln. » Sie hat gut ausgesehen. «
    Frank hatte recht. Ein schmeichelhaftes Führerscheinfoto hatten nicht viele, aber Allison Spooner hatte mehr Glück gehabt als die meisten. Ihre weißen Zähne zeigten ein breites Lächeln. Die Haare waren nach hinten gekämmt, sodass man ihre hohen Wangenknochen sah. Sie hatte Fröhlichkeit in den Augen, als hätte eben jemand einen Witz gemacht. Das alles stand in scharfem Kontrast zu der Leiche, die sie aus dem See gezogen hatten. Der Tod hatte ihre Vitalität ausgelöscht.
    » Wusste gar nicht, dass sie Studentin war «, sagte Frank.
    » Normalerweise arbeiten sie nicht in der Stadt « , gab Lena zu. Die Studenten des Grant Tech arbeiteten entweder auf dem Campus oder gar nicht. Sie hatten so gut wie keinen Kontakt mit den Städtern, und die Städter gaben sich Mühe, nicht in Kontakt mit ihnen zu kommen.
    » Das College ist über die Thanksgiving-Ferien geschlossen. Warum ist sie nicht zu Hause bei ihrer Familie? «, gab Frank zu bedenken.
    Darauf hatte Lena keine Antwort. » In der Brieftasche sind vierzig Dollar, ein Raubmord war es also nicht. «
    Frank schaute trotzdem in das Fach, und seine dicken, behandschuhten Finger fanden die mit Seewasser zusammengeklebten Zwanziger und Zehner. » Vielleicht war sie einsam. Und hat beschlossen, ein Messer zu nehmen und allem ein Ende zu setzten. «
    » Dann hätte sie ein Schlangenmensch sein müssen « , beharrte Lena. » Du wirst es sehen, wenn Brock sie auf dem Tisch hat. Sie wurde von hinten erstochen. «
    Er seufzte erschöpft. » Was ist mit der

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