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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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durchschaut haben.«
    »Ach, ein Sozialdienst«, spöttelte Thalia.
    »Allerdings. Ein wahrer Segen für die Gesellschaft … Manchmal spüre ich auch gestohlene Antiquitäten auf«, fügte ich hinzu, um der Sache einen vornehmeren Anstrich zu geben. Es klang aber nur, als würde ich gefälschten ägyptischen Amuletten oder pornographischen Schriftrollen hinterherjagen.
    »Suchst du auch nach Vermißten?« wollte Thalia wissen, als sei ihr plötzlich eine Idee gekommen. Wieder nickte ich, diesmal eher zögernd. Ich vermeide es nach Möglichkeit, den Leuten irgendwelche Flöhe ins Ohr zu setzen über meine Arbeit, weil diese sich im allgemeinen als zeitaufwendig und für mich unprofitabel erweisen. Ich hatte recht mit meiner Vorsicht. Die Schlangentänzerin trompetete fröhlich: »Hach! Wenn ich das Geld hätte, würde ich dich für eine Suchaktion engagieren.«
    »Wenn wir von Luft allein leben könnten«, erwiderte ich milde, »würde ich dein verlockendes Angebot gern annehmen.«
    In diesem Moment entdeckte der kleine Elefant das Drahtseil und begriff, warum man ihn die Rampe hinaufgelockt hatte. Mit wildem Trompeten schaffte er es irgendwie, sich umzudrehen, und versuchte nun, die Rampe hinabzustürmen. Die Trainer sausten nach allen Seiten davon. Thalia bat Helena, auf die Schlange aufzupassen. Offenbar konnte man mir diese Aufgabe nicht anvertrauen.

II
    Helena und Jason sahen interessiert zu, wie Thalia die Rampe hinaufging, um den Elefanten zu beruhigen. Wir konnten sie mit den Trainern schimpfen hören; sie liebte Tiere, war aber offensichtlich davon überzeugt, daß Hochleistung nur durch Furcht zu erreichen sei – bei ihren Angestellten selbstverständlich. Genau wie ich, hatten sie inzwischen festgestellt, daß die Übung zum Scheitern verurteilt war. Selbst wenn es ihnen gelänge, ihren unbeholfenen grauen Akrobaten zu einem Schritt über den Abgrund zu bewegen, würde mit Sicherheit das Seil reißen. Ich fragte mich, ob ich sie darauf hinweisen sollte. Keiner würde es mir danken, also hielt ich die Klappe. Exakte Informationen haben in Rom keinen hohen Stellenwert.
    Helena und Jason verstanden sich gut. Schließlich hatte sie auch einige Erfahrung mit unzuverlässigen Reptilien; sie kannte mich.
    Da sonst nichts von mir erwartet wurde, begann ich nachzudenken. Ermittler verbringen viel Zeit zusammengekauert in dunklen Hauseingängen, um irgendwelche Skandale zu belauschen, die ihnen vielleicht einen schmierigen Denarius von einem unsympathischen Kunden einbringen. Ein äußerst langweiliger Zeitvertreib. Man legt sich automatisch die eine oder andere schlechte Angewohnheit zu. Andere Ermittler amüsieren sich mit Ausschweifungen. Darüber war ich hinaus. Meine Schwäche war, privaten Gedanken nachzuhängen.
    Der Elefant war mit einem Sesamkuchen getröstet worden, wirkte aber immer noch bedrückt. Genau wie ich. Mir ging der Auftrag im Kopf herum, den man mir angeboten hatte. Ich suchte nach Gründen, um ihn abzulehnen.
    Manchmal arbeitete ich für Vespasian. Ein neuer Kaiser, aus dem gemeinen Volk stammend und bemüht, ein wachsames Auge auf die nichtsnutzigen Snobs der alten Elite zu haben, brauchte ab und zu jemanden, der ihm einen Gefallen tat. Ich meine, die Art von Gefallen, die er nicht erwähnen würde, wenn dereinst seine großartigen Errungenschaften in Bronzelettern auf Marmormonumenten verewigt wurden. Rom war voller Verschwörer, die Vespasian nur allzu gern vom Thron befördert hätten, allerdings nur unter Verwendung eines langen Stockes, damit er nicht herumfahren und sie beißen könnte. Es gab auch andere Ärgernisse, derer er sich entledigen wollte – dickschädelige Langweiler, die dank modriger alter Stammbäume auf hohen Posten hockten, Männer, die weder Hirn noch Energie oder Moral besaßen und die der neue Kaiser durch fähigere Köpfe ersetzen wollte. Irgend jemand mußte die Verschwörer zur Strecke und die Idioten in Mißkredit bringen. Ich war schnell und diskret, und Vespasian konnte sich darauf verlassen, daß ich die Dinge zu Ende brachte. Die mir erteilten Aufträge wurden einwandfrei ausgeführt.
    Vor achtzehn Monaten hatten wir zum ersten Mal miteinander zu tun. Und wenn ich jetzt mehr Gläubiger als üblich hatte oder vergaß, wie sehr ich diese Arbeit verabscheute, ließ ich mich auf ein kaiserliches Engagement ein. Obwohl ich mich aufs tiefste verachtete, weil ich ein Werkzeug des Staates geworden war, hatte ich damit doch einiges Geld verdient. In meiner Lage ist

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