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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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dem Ausgang zustrebte, verzichtete er auf eine Erklärung. Obwohl ja die Schwester Gabi an der Verspätung schuld war, nicht er selbst. „Wir schicken den Befund dann Ihrem Hausarzt!“, rief ihm die Schwester noch fröhlich nach.
    Als sich Gasperlmaier unter Stöhnen ins Auto quälte, hoffte er, der Friedrich würde keine allzu komplizierten Fragen wegen seiner Halskrause stellen. Der aber schaute bloß erstaunt und vermied jede Bemerkung, anscheinend, so dachte Gasperlmaier bei sich, wollte er keinen neuerlichen Zornesausbruch heraufbeschwören. „Gehst mit zum Schneiderwirt?“, fragte der Friedrich versöhnlich, doch Gasperlmaier hatte keine Lust, vielleicht noch drei oder vier anderen Leuten erklären zu müssen, woher seine Halskrause stammte. „Bring mich lieber nach Hause!“

9
    Zu Hause wartete auf Gasperlmaier nichts Erfreuliches. Auf dem Küchentisch fand er einen Zettel vor. Seine Christine wusste eben, dass er oft vergaß, nachzusehen, ob er ein SMS bekommen hatte. „Krautfleckerl im Rohr. Bitte wärmen. Ich komme bald zurück, du weißt ja, wo ich bin. Schönen Abend! Bussi!“ Dahinter war noch ein Herz gemalt. Ja, davon konnte er sich jetzt auch nichts abschneiden. Er konnte sich kaum bewegen vor Schmerzen, und anstatt dass sich jemand um ihn kümmerte, fand er einen Zettel vor. Und die Christine vergnügte sich mit ihrem komischen Heiligen aus der Studenten- WG , der so heilig und harmlos nicht war, und die Frau Doktor ließ sich von „Hallo-Renate“ mit Haargel trösten. Das würde, so fand Gasperlmaier, sicher ein ganz wunderbarer Abend werden. „Hallo, ist da jemand?“, rief Gasperlmaier die Stiege hinauf, und nach kurzem Zögern kam ein „Ja?“ zurück, kurz danach ein ungeduldiges „Was ist denn?“.
    „Kommt’s doch einmal runter!“, schrie Gasperlmaier, der es hasste, sich brüllend mit seinen Kindern unterhalten zu müssen, die in ihren Zimmern hinter geschlossenen Türen hockten und womöglich noch Stöpsel in den Ohren hatten. Das Schreien aber tat seinem Hals nicht gut. Der schmerzte jetzt mehr als zuvor. Gasperlmaier ging in die Küche, um noch eine Schmerztablette zu nehmen. Er musste eine Zeitlang warten, bis eines seiner Kinder auftauchte. „Papa!“ Katharina huschte herein. „Was ist denn mit dir passiert?“ Endlich jemand, der mitfühlt, dachte Gasperlmaier. „Kannst du mir das Essen wärmen?“, fragte er. „Ich hab von dem Unfall noch solche Schmerzen.“ „Leg dich doch hin, Papa!“ Die Katharina war halt doch eine mitfühlende Seele. Gasperlmaier fühlt sich gleich ein wenig besser, nachdem er sich, mühsam und unter Schmerzen, auf das Sofa gelegt und die Beine hochgelagert hatte. Die Katharina würde ihm jetzt ein Bier bringen und das Essen warm machen. „Du Papa, wegen dem Essen. Ich hab jetzt wirklich keine Zeit. Ich hab morgen Italienisch-Schularbeit. Und da muss ich mich voll konzentrieren. Ich schick dir den Christoph.“ Gasperlmaier verbiss sich eine harsche Bemerkung und griff nach der Fernbedienung für den Fernseher. In seinen Ohren rauschte es vor unterdrückter Wut. Leider war die regionale Nachrichtensendung gerade zu Ende gegangen. „Verbreitet wird es morgen regnen, lebhafter Wind aus West bis Nordwest, Tageshöchstwerte um acht Grad.“ Auch der Wetterbericht war nicht geeignet, Gasperlmaier aufzuheitern.
    Der Christoph steckte seinen Kopf um die Ecke. „Ich bin dann mal weg!“ Noch bevor Gasperlmaier antworten konnte, war er im Vorhaus verschwunden. „Wohin denn?“, schrie er ihm nach, sich der Sinnlosigkeit der Frage wohl bewusst. „Zur Andrea!“ Die Haustür schloss sich mit einem lauten Schlag. Gasperlmaier stierte auf die Werbebotschaften, die ihm aus dem Fernseher entgegensprangen. Das hatte man nun von einer Familie. Ausgehungert und verletzt nach einem grauenvollen Tag, blieb man allein und auf sich selbst gestellt zurück. Verhungern und verdursten konnte man, niemanden kümmerte es. Aber nicht mit ihm. Nicht mit Gasperlmaier. Er konnte es auch, er konnte sich auch einen schönen Abend machen. Und das würde er jetzt auch tun. Mühsam stand er auf, warf zwei weitere Schmerztabletten ein, zog die Uniformjacke wieder an und machte sich auf den Weg zum Schneiderwirt.
    Er ließ sich neben dem Kahlß Friedrich auf die Bank fallen, der gerade die letzten Reste seines Schnitzels in den Mund schob. „Hast es dir doch anders überlegt, Gasperlmaier?“ Die Jasmin stellte dem Gasperlmaier unaufgefordert sein Bier hin. „Asch Gott,

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