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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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Gasperlmaier, dü siehst aber gar nischt güt aos!“ Die Jasmin war eine wunderbare Kellnerin, wie Gasperlmaier fand, mit dem durchaus zu verschmerzenden Nachteil, dass sie aus Sachsen zugewandert war. Dafür las sie, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Kellnerinnen, die im Salzkammergut ihr Unwesen trieben, den Gästen ihre Wünsche praktisch von den Augen ab. In der Regel genügte bei der Jasmin ein leichtes Anheben des leeren Bierglases, um sie dazu zu veranlassen, ein weiteres volles auf dem Bierdeckel abzustellen. So eine Kellnerin, fand Gasperlmaier, gab es weder alle Tage noch überall. Bevor er dem Kahlß Friedrich antwortete, gab er der Jasmin noch den Auftrag, in der Küche nachzufragen, ob noch ein Schweinsbraten da sei. Den, so fand Gasperlmaier, hatte er sich redlich verdient. „Schaut’s nicht so neugierig, wisst’s eh alle schon, dass ich heute einen Unfall gehabt habe.“ Gasperlmaier war die Aufmerksamkeit, die seine Halskrause erregte, unangenehm, und er wusste nicht recht, was und worüber er reden sollte. Deswegen nahm er vorerst einmal einen tiefen Schluck und starrte in sein Bierglas. Der Kastenhuber Kurt, der gestern den Trupp geleitet hatte, der die Leiche der Simone Eisel geborgen hatte, war auch da. Und ein paar Feuerwehrleute, darunter der Gruber Kajetan, der damals dem Gasperlmaier und der Frau Doktor Kohlross geholfen hatte, eine Leiche aus dem Altausseer See zu fischen. Der Kahlß Friedrich wusste natürlich, dass es nicht ratsam war, beim Stammtisch Einzelheiten über eine Ermittlung auszuplaudern, und schwieg. Bis es ihm doch einfiel, Gasperlmaier zu fragen, warum er heute nicht zu Hause esse, wo er doch ohnehin ein wenig angeschlagen ausschaue. Darauf wollte Gasperlmaier ebenso wenig antworten wie auf die Frage nach den genaueren Umständen seiner Verletzung. Stattdessen bestellte er sich bei der Jasmin ein weiteres Bier und einen Obstler. „Kömmt schön!“ Und kaum waren die bestellten Getränke geliefert und der Obstler hinuntergestürzt – was Gasperlmaier gröbere Unannehmlichkeiten bereitete, weil es ihm recht schwerfiel, den Kopf so weit nach hinten zu neigen, dass ihm der Schnaps nicht übers Kinn rann –, stand schon der Schweinsbraten vor ihm. Mit Kruste, Saft und Semmelknödel. Und Kraut. Nach ein paar Bissen war Gasperlmaier ein klein wenig mit dem Tag versöhnt. Der Obstler wärmte Körper und Seele. Die Gespräche am Tisch drehten sich natürlich um die beiden Toten von gestern, Gasperlmaier schwieg, weil er den Mund voll hatte, und der Friedrich sah ihm beim Essen zu. „Das glaubt’s ihr gar nicht, wie die ausgeschaut hat, die Leiche.“ Der Kastenhuber Kurt wurde Gasperlmaier allmählich ein wenig unsympathisch. Musste er ausgerechnet dann eine Leichenbeschreibung abgeben, wenn Gasperlmaier aß? Nicht nur er, übrigens, wie er mit einem kurzen Blick über den Tisch feststellte. Der Kajetan tunkte gerade einen Semmelrest in seinen Gulaschsaft, und der Fischer Erwin schnitt sich von seinem Bierkäse ein Stück herunter, während der Kurt weitererzählte. „Ich sag euch, ich bin mir sicher, die zweite Leiche, die ist auch ermordet worden. Da haben wir es mit einem Serienkiller zu tun. Der reißt sich die Frauen auf, und wenn sie ihm zu anhänglich werden und ihm ihr Geld überschrieben haben, dann geht er mit ihnen auf den Loser und schmeißt sie hinunter. Niemand kann ihm was nachweisen. Schlau, oder?“ „Da hätte ich meine Alte auch schon lang vom Loser hinunterschmeißen müssen!“, gab der Erwin zu bedenken. Gasperlmaier gefiel die Richtung nicht, die die Unterhaltung nahm. Er hatte sich nie damit anfreunden können, dass in Männerrunden so häufig abfällige, ja beleidigende Bemerkungen über Frauen im Allgemeinen und über die eigene Ehefrau im Besonderen abgegeben wurden. „Dass du nur keinen Blödsinn redest, Kurt!“ Der Kahlß Friedrich mischte sich ein, lupfte mit einer seiner Riesenpranken sein Glas und bestellte für Gasperlmaier gleich ein Bier und einen Obstler mit dazu. „Du solltest nicht über Dinge reden, die du nicht weißt und von denen du nichts verstehst“, sagte der Friedrich ganz ruhig. „Und ich weiß nicht, ob es gar so interessant ist, wenn du uns erzählst, wie eine Leiche ausschaut, die vom Loser heruntergefallen ist.“
    Der Kurt sah ein wenig verärgert auf. „Brauchst ja nicht gleich ungemütlich werden, Kahlß. Ich hab ja nur gemeint!“
    Für eine Weile herrschte Stille, und die Männer starrten ihre Biergläser an

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