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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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als er erleichtert zurückkam, lauschte die Maggie aufmerksam den Erzählungen des Kastenhuber Kurt, der bereitwillig alle grausigen Einzelheiten des gestrigen Tages vor der Maggie auf dem Wirtshaustisch ausbreitete. Gasperlmaier nahm Platz, obwohl er irgendwo tief in sich ein Gefühl spürte, das ihm sagte, es wäre besser, jetzt nach Hause zu gehen. Der Kahlß Friedrich unterbrach den Kurt zwar nicht, schüttelte aber immer wieder den Kopf, wenn er gar zu unverschämt übertrieb. Vor Gasperlmaiers Augen begannen die Biere, die Schnäpse und die Gesichter zu verschwimmen. Wie die Maggie Schablinger dem Kurt an den Lippen hing! „Herr Kastenhuber!“, sagte sie schließlich, „wenn ich jetzt vielleicht noch ein Foto von Ihnen machen darf? Dann kommen Sie morgen mit Ihrer Story ganz groß raus!“ Als sie tatsächlich die Kamera zückte, wurde es Gasperlmaier zu bunt. „Dass Sie sich nicht unterstehen, uns hier zu fotografieren! Du musst aufpassen, Kurt! Dann stehst du morgen als Alkoholiker in der Zeitung! Und sie schreibt, dass wir nichts tun als herumsitzen und saufen, wo wir doch eigentlich den Mörder suchen sollten! Und lauter solches Zeug!“ Gasperlmaier war aufgestanden und hatte, ungeachtet seiner Schmerzen, wild zu gestikulieren begonnen. Ein wenig unsicher war er schon auf den Beinen, da passierte es, dass er das halbvolle Bierglas des Kahlß Friedrich umstieß und auf den Platz der Maggie Schablinger leerte. Die allerdings war mit ihrer Kamera bereits aufgestanden, sodass sich das Bier in ihre Handtasche ergoss. Die Maggie begann sofort hysterisch zu kreischen. „Sind Sie wahnsinnig geworden! Das kommt Sie teuer zu stehen! Ich vertrete hier die freie Presse! Ich kann fotografieren, wen ich will!“ Gasperlmaier, der erschöpft auf seine Bank zurückgesunken war, sah, wie der Friedrich aufstand und der Maggie Schablinger seine Pranke auf die Schulter legte. Er schien Gasperlmaier trotz seiner zahlreich genossenen Biere ganz ruhig zu sein. „Frau Reporterin, regen Sie sich nicht so auf. Es war ja nur ein Missgeschick. Und Sie brauchen sich nicht wundern, dass es dem Gasperlmaier nicht gefällt, wenn Sie hier hereinschneien, unseren Stammtisch durcheinanderbringen und versuchen, uns auszuhorchen. Wir sind ja auch nicht blöd und wissen, was Ihre Zeitung für einen Stiefel zusammenschreibt. Und wir wollen am Abend unter uns sein und unsere Ruhe haben.“ Gasperlmaier wunderte sich, dass der Friedrich eine derartig lange Rede zustande brachte. Um diese Zeit. Für ihn selbst war wieder einmal alles schiefgelaufen, an diesem Abend. Wäre er zu Hause geblieben, hätte er zwar die aufgewärmten Krautfleckerl essen müssen, aber das ganze Theater mit der Schablinger und dem Kastenhuber Kurt, das wäre ihm erspart geblieben. Gasperlmaier verdross es über die Maßen, dass man nicht einmal mehr einen ruhigen Abend im Gasthaus verbringen konnte, ohne dass einen die unangenehmen Ereignisse des Tages einholten. Resigniert ließ er es geschehen, dass die Jasmin noch ein Bier vor ihn hinstellte.

10
    Das Aufwachen am nächsten Morgen war für Gasperlmaier alles andere als angenehm. Als die Christine die Jalousie hochzog, das Fenster öffnete und ihn dem Licht des anbrechenden Morgens samt seiner recht erfrischenden Temperaturen preisgab, versuchte Gasperlmaier, sein Gesicht von der durchdringenden Helligkeit abzuwenden und noch einmal einzuschlafen. Wenn er den Kopf nicht bewegte, konnte er vielleicht den Moment der Wahrheit hinauszögern, in dem sich sein Kopfschmerz endgültig manifestierte.
    Gasperlmaier erinnerte sich noch daran, dass die Maggie Schablinger dann doch gegangen war, und erschrak bei dem Gedanken, dass er womöglich gleich heute Morgen zu lesen bekommen würde, was sie über den Fall und unter Umständen auch über ihn zusammengeschrieben hatte. Außerdem erinnerte er sich daran, dass bei seiner Heimkehr die Katharina aus ihrem Zimmer gekommen war, weil er so geräuschvoll die Stiege hinaufgepoltert war, dass sie Zeuge seines Rausches hatte werden müssen, was ihm außerordentlich peinlich war. Und zu guter Letzt erinnerte er sich daran, dass das Bett neben ihm leer gewesen war, als er sich hineinfallen hatte lassen, und dass er, sich in unruhigem Schlaf hin und her wälzend, auch während der Nacht seinen Arm in eine noch immer leere zweite Hälfte des Ehebettes hinübergestreckt hatte. Alles in allem kein Grund, aufzustehen, den anderen fröhlich einen guten Morgen zu wünschen und sich entspannt

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