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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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und nahmen zuweilen den einen oder anderen Schluck. Bald wandte sich die Unterhaltung dem neuen Pfarrer zu, der angeblich mit einer jungen Lehrerin zusammenlebte und mit anderen Frauen schon zwei Kinder gezeugt haben sollte. Und der Kahlß Friedrich beugte sich zu Gasperlmaier hinüber, der gerade dabei war, den letzten Rest Schweinsbratensaft mit dem Rest des Semmelknödels aufzutunken. „Möchtest dir nicht morgen freinehmen? Schaust ja wirklich nicht gut aus!“ Gasperlmaier versuchte den Kopf zu schütteln, was ihm aber sofort einen stechenden Schmerz durch Hals und Nacken jagte. „Geht schon!“ Gasperlmaier fühlte sich nach den drei Bier und den beiden Schnäpsen jetzt wirklich besser. Sein Hunger war gestillt, eine angenehme Leichtigkeit hatte sich in seinem Kopf breitgemacht, der Schmerz ebbte schnell wieder ab, die Tabletten schienen zu wirken. Alles war gut. Morgen würde er wieder fit sein.
    Plötzlich aber ging die Tür auf, und Gasperlmaiers Stimmung sank augenblicklich ins Bodenlose. In der Tür stand die Maggie Schablinger, die überaus farbenprächtig geschminkte Reporterin der Schilling-Zeitung, die Gasperlmaier schon einmal übel mitgespielt hatte. Heute, so dachte Gasperlmaier bei sich, konnte sie ihnen wenigstens nicht den Vorwurf machen, sie tränken während der Dienstzeit. Dennoch nahm sich Gasperlmaier vor, sie genau im Auge zu behalten, falls es ihr doch einmal einfallen sollte, die Kamera zu zücken. Außerdem würde kein Wort über seine Lippen kommen. Er kannte sich selber so gut, dass er wusste, dass seine Zunge locker wurde, wenn er getrunken hatte. Er hatte zu fortgeschrittener Stunde zur Erheiterung mancher Stammtischrunde schon allerhand Unsinn von sich gegeben, das durfte heute keinesfalls passieren. Gasperlmaier umklammerte Bier- und Schnapsglas, als ob er sich damit gegen den Angriff der Maggie Schablinger wappnen wollte.
    „Ob mich die Herren wohl in ihre gesellige Runde aufnehmen wollen?“ Die Maggie hatte den Kopf kokett schief gelegt und ein verführerisches Grinsen aufgesetzt, das aber, wusste Gasperlmaier, so falsch war wie die ganze Person. So selten allerdings eine Frau am Stammtisch war, so bereitwillig rückten die Herren jetzt auseinander, beziehungsweise zusammen, denn manch einem von ihnen blieb fast der Mund offen stehen, so beeindruckt, schien Gasperlmaier, waren sie von der Maggie Schablinger. Wenn man sie nicht kannte, gestand sich Gasperlmaier ein, war sie ja hübsch anzusehen, da gab es nichts. Wenn man es halt mochte, dass sich Frauen gar so viel Farbe ins Gesicht und auf die Fingernägel schmierten und Unmengen von Rüscherln und Spitzenzeugs an sich herumtrugen. Die Maggie setzte sich zwischen den Kahlß Friedrich und den Gruber Kajetan, gegenüber von ihr grinste der Kurt etwas mitleiderregend vor sich hin. Heute hatte sie dunkelblaue Fingernägel, fiel Gasperlmaier auf, und an der rechten Hand trug sie einen Ring, der so groß war, dass Gasperlmaier sich gut vorstellen konnte, dass man darin ein ganzes Aufnahmegerät unterbrachte.
    „Nachtdienst, Gasperlmaier?“, grinste die Maggie. „Sie haben den Mord sicher schon aufgeklärt, oder?“ Daher also wehte der Wind. Gasperlmaier hatte sich schon so was gedacht. So freundlich war sie nur, weil sie ihn aushorchen wollte, um für die morgige Schilling-Zeitung wieder eine rührselige Story zusammenzuschustern. Gasperlmaier schüttelte nur den Kopf, diesmal vorsichtiger. Seiner Sprache war er sich nicht mehr so sicher. War es das dritte Bier oder schon das vierte? Hatte die Jasmin schon wieder abgeräumt, oder hatte er wirklich erst einen Schnaps getrunken? „Nichts!“, sagte er dennoch. Da war man auf der sicheren Seite und konnte sich weder verhaspeln noch bloßstellen. Obwohl es als Reaktion auf die Fragen der Maggie nicht genau passte. „Oh, oh, Gasperlmaier!“ Die Maggie wackelte mit dem Zeigefinger, was sie wohl für eine neckische Geste hielt. „Haben Sie vielleicht schon wieder ein paar über den Durst getrunken? Ich habe fast den Verdacht, Mordermittlungen bekommen Ihnen nicht!“ Gasperlmaier hatte das Gefühl, als wanke er in eine Sackgasse, deren Mauern links und rechts immer näher aufeinander zuliefen. Der Maggie, so schien es ihm, konnte man nicht entkommen. „Ich sag nix!“, entrang er sich schließlich, und schwor sich, ab sofort den Mund nicht mehr aufzumachen, bis die Maggie wieder gegangen war. Außerdem musste er aufs Klo. Ein wenig unsicheren Schrittes begab er sich dorthin, und

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