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Letzter Gruss - Thriller

Letzter Gruss - Thriller

Titel: Letzter Gruss - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Liza Marklund
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getötet hatte und jetzt
ein Messer an die Kehle seiner Dessie drückte: ein anderes Messer, aber dieselbe Mörderin und dieselbe irrsinnige Brutalität.
    Auf einmal wurde sein Puls ganz ruhig.
    »Waffe auf den Boden!«, brüllte Sylvia. »Oder ich schneide ihr die Kehle durch! Waffe runter!«
    So viel zu dem ganzen Gerede über Kunst und konzeptuelle Göttlichkeit.
    Wenn es hart auf hart kam, hatte sie ebensolche Angst um ihre eigene Haut wie alle anderen gescheiterten Psychopathen.
    Und er drückte den Abzug, ein kleines, vorsichtiges Klicken, ein kaum spürbarer Rückstoß, und Dessie flog das Mobiltelefon aus der Hand, und sie schrie, sie schrie und schrie und schrie, allmächtiger Gott, er hatte das Ziel verfehlt, sie musste sich im letzten Moment bewegt haben, um Gottes willen, was hatte er getan?

112
    Dessie war voller Blut und schrie wie am Spieß, aber es war nicht ihr Blut. Es war Sylvias Blut, Sylvias Hirnsubstanz, die Dessies Gesicht und ihre Windjacke befleckten, es war Sylvia, die zu Boden sank und das Messer fallen ließ, und Malcolm, der auf sie zugestürzt kam.
    Dessie stolperte rückwärts und presste sich an einen der Busse. Jacob ging mit gezogener Waffe auf Malcolm zu.
    »Auf die Knie, die Hände hinter den Kopf«, brüllte er. Er schrie ihn an, um das Dröhnen in seinen Ohren zu übertönen, aber Malcolm schien ihn gar nicht zu hören. Der junge Mann sank neben seiner toten Schwester zu Boden und riss sie in seine Arme. Jaulend wie ein Hund wiegte er seine Schwester hin und her, hin und her, vollkommen blind für die Welt um ihn herum.
    Jacob trat neben ihn, die Waffe auf ihn gerichtet. Er zog mit einer Hand die Handschellen aus seinem Hosenbund, während er versuchte, zu dem Mann durchzudringen.
    »Malcolm Rudolph, die Polizei wird gleich hier sein. Lassen Sie die Frau los, knien Sie sich aufrecht hin und falten Sie die Hände im Nacken …«
    Das Jaulen erstarb. Die Schultern des blonden Mannes sanken herunter.
    Er legte seine Schwester auf dem Asphalt ab.
    Jacob sah, dass er die Frau mitten in die Stirn getroffen hatte.
Das Einschussloch gähnte schwarzrot, die aufgerissenen Augen starrten glasig gen Himmel. Ihr Hinterkopf war komplett weggesprengt.
    »Sie haben sie umgebracht!«, schrie Malcolm mit gebrochener Stimme und kniete sich aufrecht neben die Leiche. Seine Arme hingen seitlich herab, der Rücken war gekrümmt wie bei einem alten Mann.
    Jacob öffnete die Handschellen und beugte sich hinunter, um Malcolm Rudolphs Hände hinter dem Rücken zu fesseln.
    Er kam nicht mehr dazu, das Messer zu bemerken.
    In einer blitzschnellen Bewegung sprang der Mann auf und stieß mit dem Messer zu, gezielt auf Jacobs Herz. Jacob zuckte mit dem Oberkörper nach rechts, das Messer schnitt durch dünnes Wildleder und glattes Futter, traf Haut und Muskeln und Sehnen und zerfetzte Venen und Arterien und Lungengewebe.
    Er hörte einen Schrei, den Schrei einer Frau, er spürte warmes Blut aus seinem Körper sprudeln und merkte, wie die Welt um ihn herum kippte. Ein Schuss fiel, das Echo brach sich in seinem Kopf, der Mann vor ihm stürzte zu Boden, die Hände auf den Oberbauch gepresst.
    Jacob fühlte, wie ihn jemand auffing, ihn vorsichtig auf die Erde legte und ihm das Hemd aufriss.
    Das war Dessie, seine Dessie, nein, aber das war ja Kimmy, seine Kimmy , hatte er es doch gewusst!
    Sein geliebtes kleines Mädchen, sie hatte ihn nicht verlassen!
    »Kimmy«, flüsterte er. »Ich wusste, dass du zurückkommst.«

EPILOG
    Bay Ridge, Brooklyn, USA
    Der Wind trug den Duft von Meer und Abgasen vom Leif Ericson Drive mit sich herauf. Er ließ das Laub über seinem Kopf rascheln und die Stromleitungen singen.
    Jacob saß auf der Treppe vor seinem Haus und sah den Jungs aus der Nachbarschaft dabei zu, wie sie auf der Grasfläche jenseits der Straße Baseball trainierten.
    Die Hitze hatte endlich nachgelassen, in der Luft lag eine Vorahnung von Herbst.
    Die Sonne stand tief am Himmel, und die Laubbäume warfen lange Schatten auf die Straße.
    Die Lunge war geheilt. Die Schmerzen im Arm waren fast weg. Dafür juckten nun die Narben. Manchmal schien ihm das fast noch schlimmer zu sein.
    Er blickte die Straße hinunter zur Shore Road. Immer noch kein Taxi in Sicht.
    Er zog gereizt an seiner Armschlinge.
    Nächste Woche würde er sie ablegen dürfen.
    Die Ärzte sagten, dass er einen Schutzengel gehabt hatte.
    In der kleinen Stadt am Polarkreis, wo man ihm die Lunge zerstochen und den Arm beinahe abgehackt hatte, gab es

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