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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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hineingestolpert. Der Fluch, der darauf folgte, flößte Gasperlmaier durchaus Respekt ein, war aber wenig damenhaft.
    Was Gasperlmaier faszinierte, ein wenig aber auch ängstigte, war ihr scharfer, entschlossener Blick, der nun zwischen der Leiche am Boden des Pissoirs, den Mitgliedern der Spurensicherungsgruppe und den Uniformierten, die sie umstanden, hin und her glitt. Eine saubere Figur hat sie auch, dachte Gasperlmaier, das Kostüm verriet, dass Rundungen und Ausbuchtungen gerade dort sich befanden, wo Gasperlmaiers Meinung nach sie bei einer ordentlichen Frau auch hingehörten. Wenn man die Frau, dachte Gasperlmaier, jetzt zum Beispiel auf einem Computerfoto so um zwanzig Zentimeter in die Länge ziehen würde, hätte man die Perfektion schlechthin. Wie er von seinen Kindern wusste, wurde das in Modemagazinen routinemäßig gemacht. Heutzutage lernten die Kinder das schon in der Schule.
    In seinem Sinnieren wurde Gasperlmaier völlig überrumpelt davon, dass ihm die Frau plötzlich die Hand hinstreckte, um ihn lächelnd zu begrüßen. „Doktor Kohlross, Bezirkspolizeikommando“, stellte sie sich vor. So perplex war Gasperlmaier, dass er nur einen Laut hervorbrachte, irgendwo zwischen einem unklaren Röcheln und einem vorsichtigen Grunzen, und dass sie schon dem Kahlß Friedrich die Hand schüttelte, als Gasperlmaier endlich seinen Namen herausbrachte und ins Leere hineinrief: „Gasperlmaier, Polizeiposten Altaussee!“, worauf ihn der Kahlß Friedrich von der Seite her ein wenig seltsam anschaute.
    Das Lächeln der Frau Doktor Kohlross hatte den Gasperlmaier so gefangen genommen, dass er nur die Augen mit ihren feinen Lachfältchen, ihre vollen, weichen Lippen und das rotbraune, lang und glatt über den Rücken fließende Haar mit seinen orangen Strähnen in sich noch nachwirken ließ, während er nach außen hin nicht mehr als einen durchaus leeren Gesichtsausdruck mit etwas blöde wirkendem Lächeln zustande brachte.
    Dazu kam ihre Stimme: klar, kräftig, nicht ohne Autorität und Schärfe, aber auch mit einem auf Gasperlmaier äußerst erotisierend wirkenden Timbre. Augenblicklich stellte sich bei Gasperlmaier schlechtes Gewissen ein – das untrügliche Zeichen dafür war das Bild seiner Christine vor seinem inneren Auge, mit blitzenden Augen und warnend erhobenem Zeigefinger. Nach und nach bekam sich Gasperlmaier wieder unter Kontrolle, nicht aber ohne den Bewegungen der Frau Doktor Kohlross mit wachsamen Augen zu folgen.
    Langsam schien sich das Sichern der vorhandenen Spuren – dem nur schwer zu verstehenden Gemurmel der Beamten nach – seinem Ende zu nähern, als ein weiteres Fahrzeug, diesmal ein schwarzer Geländewagen japanischer oder koreanischer Marke, mit eingeschaltetem Blaulicht auf dem Dach, eine verwegene Spur durch die Wiese zog. Da freut sich der Doktor Walter, dachte Gasperlmaier bei sich, dass er mit seinem Allradantrieb wieder einmal was anfangen kann, weil er gar so Gas gab in der Wiese, dass die Erdbrocken nur so flogen.
    Die Frau Doktor Kohlross begrüßte den Arzt kurz, worauf er mitsamt ihr und ihren Stöckelschuhen im Pissoir verschwand. Gasperlmaier näherte sich langsam dem Kartonverschlag, um genauer beobachten zu können, was dahinter vorging.
    Die Spurensicherer wurden von Frau Doktor Kohlross mit einer Armbewegung verscheucht, drückten sich durch die Öffnung nach draußen und verschwanden zu ihren Fahrzeugen, wohl um die lästigen Plastikanzüge loszuwerden.
    Der Arzt beugte sich über die Leiche, drückte da und dort ins kalte Fleisch, schob ihr die Stutzen hinunter, worauf violette Flecken sichtbar wurden, öffnete die Augenlider und brummte ein wenig herum, bevor er die Leiche auf den Rücken drehte und vorsichtig Arme und Beine zu bewegen versuchte.
    Wieder hatte Gasperlmaier nun Gelegenheit, dem Doktor Naglreiter ins Gesicht zu blicken. Irgendeinen Ausdruck konnte er dem nicht entnehmen, obwohl man doch in Kriminalromanen so oft lesen konnte, dass dem Opfer der Todesschmerz in die Züge gebrannt war. Auch kein anderer Gesichtsausdruck war feststellbar, also auch keine Verzückung, wie sie oft beschrieben wurde, wenn Opfer beim Liebesakt ihr Leben hatten lassen müssen. Was aber hier ohnehin nicht zur Diskussion stand. Der Doktor Naglreiter starrte leer und ausdruckslos zum Himmel empor und verursachte Gasperlmaier allein durch seine Anwesenheit Magenschmerzen.
    „Wie lange ist er denn schon tot?“, kam die übliche Frage der Frau Doktor Kohlross. Doktor Walter

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