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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Vater«, fügte Sam hinzu. »Und sollte irgendjemand glauben, er dürfe dir auch nur noch eine Frage stellen, bevor du dich laaange ausgeruht hast, wird dieser Jemand die Tür aufbrechen und sich mit mir anlegen müssen.«

147.
    Und so war es mehr oder weniger auch gelaufen.
    Cathy war kurz nach ihnen zu Hause angekommen. Sie selbst hatten noch rasch bei Saul vorbeigeschaut, um sich zu vergewissern, dass es ihm nicht wieder schlechter ging. Dann hatten sie Cathy so kurz und bedeutsam wie möglich von dem Drama erzählt, das sich an diesem Nachmittag in Key Biscayne abgespielt hatte.
    »Dann war Lucia also wirklich Kez’ Tante.« Cathys Gedanken hatten sich überschlagen. »Das ist alles so schwer zu glauben.«
    »Glaub es lieber«, hatte Sam ihr grimmig gesagt.
    Dann hatte er ihnen zwei Schüsseln von Grace’ selbstgemachter Minestrone aufgewärmt, von der sie immer etwas im Gefrierschrank hatten, und danach hatte er seine beiden Mädchen endlich ins Bett gebracht. Dass keine von beiden sich auch nur im Geringsten dagegen gewehrt hatte, war ein deutliches Zeichen dafür, wie erschöpft sie wirklich waren.
    Es herrschte Stille im Haus, als Sam, zufrieden, dass Grace und Cathy schliefen, am frühen Abend die Kaffeemaschine einschaltete, um sich einen superstarken Espresso zu kochen.
    Stark war genau, was er brauchte.
    Er selbst wollte erst viel später schlafen gehen, wenn er sicher war, dass niemand ihn mehr brauchte. Der morgige Tag würde für ihn und Terri zum Spießrutenlauf werden, wenn ihre jeweiligen Chefs und die Jungs von den Inneren Angelegenheiten ihnen die Hölle heiß machten. Doch mit ein wenig Glück sollte Cathy schon bald als Opfer und nicht mehr als mutmaßliche Komplizin betrachtet werden, denn es war davon auszugehen, dass sich in der nächsten Woche die Beweise gegen Kez Flanagan und Lucia häufen würden. Selbst das wäre schlimm genug für Cathy, erkannte Sam. Doch zu wissen, dass sie inLiebesdingen eine schlechte Wahl getroffen hatte, war mit Sicherheit besser für sie, als noch einmal auch nur eine Minute im Gefängnis zu verbringen.
    Die Geräusche verrieten Sam, dass der Espresso fertig war.
    Sam legte seine Lieblings-Tosca-CD ein (Callas und di Stefano waren noch immer Meilen besser als alle anderen), stellte seine Tasse und zwei Biscotti auf einer kleinen Untertasse ab, ließ sich aufs Sofa fallen, setzte die Kopfhörer auf, schnappte sich die Fernbedienung und drückte den Abspielknopf.
    Die Ouvertüre begann, und ein wenig von der Hässlichkeit der vergangenen Tage verflog. Sam wollte nur ein paar Minuten diese wundervolle Musik hören, bis er sicher war, dass Grace und Cathy ihn nicht mehr riefen, doch er brauchte jetzt ein wenig Schönheit, ein wenig Ruhe …
    Woody sprang neben ihn und kuschelte sich an ihn, wie er es liebte. Sam kraulte den Hund hinter den Ohren; dann trank er seinen ersten Schluck Espresso.
    Und runzelte die Stirn.
    Der Espresso schmeckte ein wenig seltsam.
    Sam zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich war es bloß Einbildung.
    Er trank einen weiteren, größeren Schluck.
    Rümpfte die Nase, seufzte und wollte aufstehen, um frischen Espresso zu kochen, denn der hier schmeckte wirklich nicht.
    Aber er war zu müde.
    Trink das Zeug. Du kannst dir ja einen neuen kochen, wenn du aufwachst.
    Die Kopfschmerzen kamen zuerst, kurz darauf die Übelkeit, so heftig, dass er sich den Kopfhörer herunterriss und zum Badezimmer neben der Treppe rannte. Woody schreckte aus seinem zufriedenen Schlaf, folgte Sam und legte sich vor die Tür, um zu warten.
    Schließlich kam Sam wieder heraus. Er zitterte, hatte sich aber weit genug erholt, um es wieder bis zum Sofa zu schaffen, wo er sich schwitzend auf die Kissen fallen ließ.
    »O Mann«, murmelte er.
    Er schaute auf die Tasse und runzelte die Stirn.
    Ihm fiel ein, dass Lucia einen Schlüssel zum Haus gehabt hatte.
    Sam stand wieder auf, als die Schmerzen ihn mit voller Wucht trafen. Es waren Magenschmerzen, wie er sie noch nie gehabt hatte. »O Gott!«
    Er schaffte es taumelnd bis in den Flur. Auf halbem Weg dorthin wusste er bereits, dass er schnell Hilfe brauchte.
    »Grace!«
    Er glaubte, ihren Namen geschrien zu haben, doch irgendetwas geschah mit seinem Herzen, irgendetwas Merkwürdiges, Furchterregendes …
    Der Boden kam ihm entgegen und schlug ihm ins Gesicht.

148.
    Grace hörte das Bellen ungefähr drei Sekunden, bevor das Telefon klingelte.
    Sie war noch immer ein wenig groggy und wartete darauf, dass Sam abhob, doch

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