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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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die meisten Baseballschläger in den Vereinigten Staaten aus Esche bestanden, war das ein kaum verwertbarer Beweis für den Sheriff gewesen. Das Gleiche galt für den gefundenen Alkohol und die Spuren von Leinsamenöl. Beides bedeutete lediglich, dass der Besitzer des Schlägers sein Sportwerkzeug gepflegt hatte – zumindest, bis es als Keule missbraucht worden war.
    In Rudolph Mullers zerschmettertem Gesicht waren jedoch keinerlei Holzreste gefunden worden; auch hatte Dr. Sanders weder Öl noch Alkohol erwähnt.
    »Das heißt aber nicht, dass es sich nicht um denselben Schläger handeln könnte«, hatte der Arzt gesagt, als Sam ihn gebeten hatte, noch einmal genauer nachzusehen. »Es könnte auch bedeuten, dass der Täter einen Riss bemerkt, ihn repariert und den Schläger vor der nächsten Tat gesäubert hat. Aber es könnte natürlich auch bedeuten, dass es gar kein Baseballschläger war, wie ich schon sagte.«
    »Oder ein anderer Schläger, der nicht so gut gepflegt worden ist«, sagte Sam.
    »Wie der meines ältesten Jungen«, erwiderte Sanders. »Ich habe nicht einen Tropfen Öl an dem Ding gesehen, seit wir ihn gekauft haben.«
    Die Klinge – oder was immer der Täter benutzt hatte, um Mrs Sanchez die Lippen abzuschneiden – war sehr dünn und sehr scharf gewesen, hatte die Gerichtsmedizinerin von Broward County gesagt, vermutlich ein scharfes Küchenmesser oder eine Rasierklinge. Sanders hatte auch in Mullers Fall auf ein Küchenmesser getippt, aber da keinerlei typische Merkmale an der Wunde zu finden gewesen waren, hatte er nichts Genaueres sagen können.
    »Dann ergibt es also keinen Sinn, bei den Leuten in der Küche zu suchen«, sagte Martinez. »Wenn wir einen Verdächtigen mit einem blutverschmierten Baseballschläger finden, haben wir unseren Mörder.«
    »Nichts leichter als das«, sagte Sam trocken.
    Am Samstagnachmittag hatte das Untersuchungsteam des Miami Beach Police Department die ersten Routineaufgaben erledigt, einschließlich des langwierigen und frustrierenden Abklapperns sämtlicher Wohnblocks, von wo aus man jene Stelle am Strand sehen konnte, an der Mullers Leiche gefunden worden war. Wie immer war noch eine beachtliche Zahl von Wohnungen übrig geblieben, zu denen die Polizisten noch einmal zurückmussten, vielleicht sogar noch mehrere Male, bis sie die Bewohner antrafen. Und da es sich um Miami Beach handelte, waren einige Apartments womöglich von Touristen bewohnt gewesen, die inzwischen abgereist waren.
    Hinzu kam, dass die wenigen Leute, die um die Tatzeit am Strand entlangspaziert waren, sich nur widerwillig melden würden – entweder weil sie Alkohol oder Drogen konsumiert hatten, oder weil es sich um Teenager handelte, die sich gegen den Willen ihrer Eltern aus den Hotels und Apartments geschlichen hatten. Außerdem war anzunehmen, dass die meisten Leute in ihren Schlafzimmern keine ungewöhnlichen Geräusche gehört hatten. Schließlich war August; die meisten Leute hatten die Klimaanlage eingeschaltet, alle Fenstern und Türen geschlossen, den Fernseher laufen, oder sie hatten schlicht und ergreifend tief und fest geschlafen.
    Mullers Bruder und seine Mutter waren am Donnerstag aus Pennsylvania eingetroffen, beide am Boden zerstört. In letzter Zeit hatten sie keinen allzu engen Kontakt mit dem Ermordeten gehabt, sodass auch sie keine neuen Einblicke liefern konnten. Und auch Mullers Freunde – größtenteils Mitglieder des Fitnessstudios an der Harding Avenue, wo er Stammgast gewesen war – und seine Kollegen in Trent hatten nicht von irgendwelchen Feinden oder ernsten Problemen in Mullers Leben berichten können.
    »In Mrs Sanchez’ Leben gab es auch nichts Erwähnenswertes«, kam Sam noch einmal auf den anderen Fall zurück, als er wieder mit Martinez im Büro war.
    »Soll das jetzt irgendein großartiger Zufall sein?« Martinez war unzufrieden und gereizt.
    »Und dann sind da immer noch die seltsamen Schreie.« Sam ignorierte die schlechte Laune seines Kollegen. »Bei beiden Morden.«
    Martinez zuckte mit den Schultern. Er selbst war überzeugt, dass die Schreie vom Opfer stammten.
    »›Wie ein Tier‹«, zitierte Sam erneut.
    »Du glaubst noch immer, dass dieser Bastard selbst geschrien hat?«
    »Warum nicht?«, entgegnete Sam.
    »Weil er damit jedermann verkündet hätte, was er tut.«
    »Es gibt mehr als genug Verrückte«, sagte Sam.
    »So kommen wir nicht weiter«, erwiderte Martinez.
    »Stimmt«, pflichtete Sam ihm bei.

12.
    »Ich komme einfach nicht über

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