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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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keiner.
    Sie erreichten ein kleines Dorf namens York und zogen von dort aus noch weiter nach Westen, bis Noah fand, was er gesucht hatte.
    Er erwarb Grund und Boden, baute ein Haus aus Stein, kaufte Schafe und nannte den Besitz »Lancoorie«. Er bezeichnete ihn immer als seinen Hof, doch die Kinder bestanden später darauf, das es eine Schaffarm sei. Ihr Vater interessierte sich nicht weiter für den Namen, sondern kaufte immer mehr Land, weil diese wilde Weite schier endlos schien.

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    2. Kapitel
    E s war die Zeit der Schafschur. Noah war es gelungen, genügend Geld zusammenzukratzen, um drei Scherer anzustellen. Mit ihrer Hilfe konnten er und Clem die Arbeit vollenden, solange das Wetter noch schön war. Nachdem im Jahr zuvor siebzig frisch geschorene Schafe nach einem plötzlichen Kälteeinbruch gestorben waren, hatten sie nur noch etwa fünfhundert zu scheren. Sie gingen ihre Arbeit zügig an, und auch Alice half mit, indem sie die Tiere in das Laufgatter trieb und immer wieder hereinkam, um die Vliese aufzusammeln und zu stapeln.
    Clem liebte die Schafschur und war selbst ein guter Scherer. Er mochte den Geruch von Schweiß und Staub, den Lärm und das Knipsen der Scheren, die gebeugten Rücken der Männer, ihre Gespräche, ihre Flüche und ihr respektloses Lachen. All das schien in der Luft zu tanzen, zusammen mit dem flirrenden Sonnenlicht, das durch das hohe Fenster fiel. Es war ein guter Arbeitstag, an dem alles glattlief. Als einer der Männer vom Außenklo kam, bemerkte er, das ein fremdes Pferd am Geländer angebunden war.
    »Hast du Besuch, Noah?«
    »Ja. Vikar Petchley. Kerle wie er sind verdammte Kletten.«
    »Will er dich etwa bekehren?«
    »Von wegen!«
    Clem sah, wie sich die Männer zuzwinkerten. Er grinste, weil er das Gefühl hatte, er gehöre dazu, auch wenn er nicht so recht wusste, wozu. Die Scherer hielten gerne ein Schwätzchen und waren stets zu Scherzen bereit. »Du solltest dir seine Predigten anhören, Noah. Es könnte dir nicht schaden.«
    »Ich habe keine Zeit für Predigten.«
    »Er könnte dir seine letzte vortragen, wenn er schon hier ist. Eine Predigt umsonst, und ein Teller geht auch nicht rum.«
    »Umsonst ist gar nichts. Ich schätze, er spekuliert auf eine Mahlzeit.«
    »Das ist nicht nett von dir, Noah. Der arme Kerl verbreitet schließlich das Wort Gottes.«
    Noah ließ seinen Schafbock los, schubste ihn zur Tür hinaus und streckte sich. »Na ja, bei mir verbreitet er es jedenfalls nicht.« Er stieß ein tiefes, kehliges Lachen aus. »Soll er es bei Dora verbreiten. Sie kann es brauchen. Was ist er überhaupt? Zu welcher verdammten Kirche gehört er?«
    »Man sagt, er sei Methodist.«
    »Nie gehört.« Noah zog eine selbstgedrehte Zigarette hinter dem Ohr hervor und ging nach draußen, um eine Pause zu machen.
    Die Männer grinsten wieder, und Clem spürte ein nervöses Ziehen im Magen.
    »Dieser Vikar verbreitet sich wirklich ganz schön«, meinte einer augenzwinkernd.
    »Fällt ihm schwer, ihn in der Hose zu behalten, sagt man.«
    »Nett zu den Frauen, was?«, Ein lüsternes Grinsen.
    »Furchtbar nett. Ein schmales Hemdchen, aber er muss was an sich haben. Gibt viele, die seine Art, sich zu verbreiten, mögen.«
    »Im Moment verbreitet er sich bestimmt bei Dora.«
    Noah stand in der Tür. Er füllte den Rahmen völlig aus und nahm den anderen das Licht. Er sagte nichts. Das war auch nicht nötig. Sie spürten, wie sein Zorn in den Schuppen strömte. Dann wandte er sich um und rannte davon.
    Clem ließ sein Tier los. »Ihr verdammten Idioten! Seht nur, was ihr angerichtet habt!«, Er schoss hinter seinem Vater her.
    »Hör nicht auf sie, Pa. Du weißt doch, wie sie sind. Von dem, was sie sagen, stimmt nicht einmal die Hälfte, und die andere kannst du auch nicht glauben.«
    Es war eine Farce. Wie das alberne Theaterstück, das sie in York gesehen hatten. Damals hatten sie es sich noch leisten können, ins Dorf zu fahren.
    Während er über die Weide rannte, brüllte Noah: »Was geht da vor? Mein Gott, du bist minderwertiger als jeder Dingo! Wenn du meine Frau anfasst, verarbeite ich dich zu Hackfleisch!«
    »Halt den Mund, Pa!«, rief Clem und rannte neben ihm her. Er schenkte dem Gerede keinen Glauben. »Um Himmels willen, er ist ein Vikar! Er würde nichts Unrechtes tun. Er ist ein Mann der Kirche! Hör doch zu!«
    Doch als sie die Hintertreppe hinaufstürmten, entwischte der Vikar gerade mit flatternden Hemdschößen aus der Vordertür. Und Doras Bluse war

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