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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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verrutscht, so dass man eine ihrer üppigen Brüste erspähen konnte, als sie sich ins Schlafzimmer flüchtete.
    »Oh nein, das tust du nicht«, schrie Noah. »Was hast du da?«
    Sie umklammerte ein Stück Stoff, doch er riss es ihr aus der Hand. Clem blieb der Mund offen stehen, als sein Vater den Fund in die Höhe hielt. Ihre Unterhose! Sie hatten wirklich nichts Gutes im Schilde geführt, die beiden! Noah war erzürnt, weil der Vikar seine Frau angefasst hatte. Er versetzte Dora einen heftigen Schlag, so dass sie quer durchs Zimmer flog, riss sie wieder in die Höhe, entblößte ihren dicken Hintern und drückte ihr die Unterhose ins Gesicht. »Du verdammte Hure! Wo gehört die wohl hin? Jedenfalls nicht auf den verfluchten Boden, wenn wir einen Vikar im Hause haben, oder? Du Hure! Bei Gott, um dich kümmere ich mich später, wenn ich wieder nach Hause komme.«
    Clem ließ sich dieses Schauspiel nicht entgehen. Seit Jahren hatte er darauf gewartet, dass der alte Mann erkannte, was für ein Früchtchen Dora war. Und dann auch noch mit einem Vikar! Er wünschte sich, Alice hätte gesehen, wie Dora schließlich die verdiente Strafe erhielt. Er lachte, als Noah die Verfolgung des Vikars aufnahm. Der Mann würde diesen Distrikt nie wieder betreten, wenn Noah mit ihm fertig war!
    »Pech gehabt, was?«, sagte er zu der weinenden Dora und machte sich dann auf die Suche nach Alice, um ihr die gute Neuigkeit zu überbringen.
     
    Die Scherer fanden seine Leiche. »Er hat sich das Genick gebrochen«, erfuhr Clem von einem der Männer. Dann scharrte der Mann mit den Füßen und wandte traurig die Augen ab. »Er hat nicht gelitten, Clem. Ist auf den Boden geschlagen. Bums! Und aus! Wenn einer so schnell reitet … und querfeldein. Das Pferd ist gestolpert. Hat sich eine Fessel gebrochen. Mussten es erschießen. Tut uns wirklich Leid, Kumpel. Ehrlich. Komm mit mir zurück, die Jungs bringen deinen Pa heim.«
    »Nein, ich bringe ihn selbst zurück.«
    »Schätze, wir reiten besser zum Haus. Wir müssen der Missus und Alice die Nachricht überbringen. Die kleine Alice sollte es am besten von dir erfahren.«
    »Die Missus kann meinetwegen zur Hölle fahren, und einen Weg, es Alice schonend beizubringen, gibt es nicht. Sie wird auf jeden Fall einen Schock erleiden. Er ist mein Pa, also muss ich bei ihm bleiben.«
    Später wünschte er sich, er wäre nicht so eigensinnig gewesen. Er kämpfte gegen eine Ohnmacht, als er beobachtete, wie die Männer den schlaffen Körper seines Vaters, Noah Wolverton Price, wie einen großen, unhandlichen Sack über den Rücken eines Pferdes legten. Das verschreckte Tier wehrte sich gegen die Last. Als sie die Leiche festschnallen wollten, scheute und bockte es und schnappte wütend nach ihnen. Nach dem zweiten Versuch fluchten sie leise, um die Gefühle des trauernden Sohnes an ihrer Seite nicht zu verletzen. Die Unwürdigkeit der Szene war ihnen peinlich bewusst. Schließlich gelang es ihnen mit Clems Hilfe, die Leiche seines Vaters sicher zu befestigen und mit der Satteldecke zu verhüllen. Vor ihnen lag ein Neunzehn-Meilen-Ritt.
    Noah hatte anscheinend gewusst, dass sein altes Pferd es nicht mit dem edlen Tier des Vikars aufnehmen konnte, und daher die Straße verlassen, um Petchley auf der westlichen Route nach York den Weg abzuschneiden. »Offensichtlich hat er den Bastard nicht erwischt«, dachte Clem grimmig. »Aber ich werde ihn eines Tages finden. Nicht wegen Dora, sondern weil mein Vater die Jagd mit seinem Leben bezahlt hat.«
    Während er der kleinen Prozession hinterherritt, blickte er auf das weite, flache Land hinaus. »Flach wie ein Brett«, hatte Noah immer wieder kopfschüttelnd bemerkt. »Flach bis zum Horizont, wohin man auch sieht. Verdammt langweilig, aber ausgezeichnetes Weideland.«
    Clem hatte nie weiter darüber nachgedacht, da er nichts anderes kannte. Als Bewohner des Outbacks nahm er die Unermesslichkeit des Landes als selbstverständlich hin. Nur das Wasser bereitete zuweilen Probleme. Nun jedoch sah er zum gewölbten blassblau Himmel empor und fragte sich, was er mit diesem Boden und vor allem mit dem noch unberührten Buschland anfangen sollte. Er fand die Gegend öde. Manchmal konnte er zehn Meilen in Gedanken versunken dahinreiten. Schaute er wieder hoch, hätte er schwören können, dass sich nichts verändert hatte.
    Andere Bauern hatten riesige Weizenfelder angelegt. Auch Noah hatte daran gedacht, Getreide anzubauen, und sich mit Clem darüber beraten, dann aber

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