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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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bemalten Elfenbeinfächer. Mary saß auf den Holzdielen und blickte auf ihren Fund. Die in Ehren gehaltenen Andenken an eine Frau. Dinge von unendlicher Feinheit aus dem Besitz einer vornehmen Dame. Jesses Mutter?
    Mary zog die Knie an, stützte das Kinn darauf und verspürte eine ungewohnte Spannung in ihrem Leib. Etwas sagte ihr, dass diese kostbaren Erinnerungsstücke nichts mit Jesse Morgans Mutter zu tun hatten. Nach einer Weile nahm sie einen Bilderrahmen aus geprägtem Leder zur Hand, der wie ein Buch zusammengeklappt war, und öffnete ihn vorsichtig.
    Und dann entdeckte sie zwischen ihren Händen das Geheimnis, das Jesse vor ihr verbarg.
     
    Jesse betrat das Haus mit gelöster Miene, die beinahe einem Lächeln gleichkam, seine Hand umschloss einen kleinen Seeigel. Er hatte an Mary gedacht, als er ihn an den Klippen am Strand fand. Zwar nicht so eindrucksvoll wie die blaue Glaskugel, aber ein völlig unbeschädigter Seeigel.
    Zugegeben, er war tot, doch das zählte nicht. Er war in der symmetrischen Anordnung seiner Sterne ein kleines Kunstwerk.
    Im Haus roch es anders. Sauber. Auch das Licht war nicht wie sonst. Obwohl der Himmel sich zugezogen hatte, wirkte der Raum heller, freundlicher. Er fuhr mit der Hand über die Rückenlehne der Bank. Der Holzrahmen war geschrubbt worden, ebenso die Böden und Fenster und alles andere. Mary hatte gründlich geputzt.
    Für Jesse bedeutete das nur eins: Sie war wieder so weit hergestellt, um gehen zu können. Sobald die Straße freigeräumt war, wäre er sie los.
    Genau darauf hatte er von Anfang an gewartet. Er sollte dankbar sein. Die Tortur wäre bald zu Ende. Er würde wieder leben wie zuvor, so wie er es sich wünschte.
    Mit dem Unterschied, dass er nicht mehr sicher war, ob er sich das noch wünschte.
    Das Gefühl eines drohenden Verlustes traf ihn wie ein Faustschlag. Fluchend riss er sich die Mütze vom Kopf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
    Mary hätte ihm nie begegnen dürfen.
    Aber daran war nun nichts mehr zu ändern, sie war an seinen Strand gespült worden, diese Fremde mit der Macht, sein Innerstes aufzuwühlen. Die ihn seinen Schwur vergessen ließ, sich von der Welt abzuwenden. Die ihn verlockte, wieder Träume zu haben.
    Es gibt Fügungen, die aus der Ewigkeit auf uns zukommen, Fügungen, gegen die wir uns nicht auflehnen dürfen, hatte Palina gesagt. Vor zwölf Jahren hat die See dir alles genommen, was dir lieb und teuer war. Und jetzt hat sie dir etwas zurückgegeben.
    Jesse Morgan hatte seinen Glauben längst verloren, doch seit Mary in sein Leben gekommen war, schien etwas Totgeglaubtes langsam wieder zum Leben zu erwachen. Er redete sich ein, dass er das nicht wollte. Er konnte das Risiko nicht eingehen. Er war hier, um zu trauern und Buße zu tun, nicht, um zu genesen. Nicht, um wieder Freude am Leben zu lernen.
    Mary schien andere Vorstellungen zu haben. Sie war eine einsame Frau, die alles verloren hatte, nur nicht das Kind unter ihrem Herzen. Durfte er sie in die Kälte hinausschicken?
    „Mary", rief er. „Sind Sie hier?"
    Kälte kroch in ihm hoch.
    Das Ticken der Wanduhr schien ihn zu verhöhnen.
    Er betrat die Küche, entkorkte die Whiskeyflasche, trank einen tiefen Schluck und verzog das Gesicht, als der scharfe Schnaps ihm durch die Kehle floss. Sie war also gegangen. Das hatte er sich doch gewünscht, oder?
    Dann hörte er es - das Knarren einer Bodendiele im oberen Stock.
    Er stellte die Flasche ab und stürmte die Stiege hinauf. Er wusste nicht, was ihn erwartete, vielleicht war sie gestürzt und hatte sich verletzt. Wenn ihr oder dem Kind etwas zugestoßen war, würde er sich das niemals verzeihen können. Er riss die angelehnte Tür zu seinem Schlafzimmer auf und hielt sich am Rahmen fest.
    „Mary?" krächzte er heiser aus trockener Kehle.
    Sie kauerte auf dem Fußboden, den Rücken gegen die Wand unter dem Gaubenfenster gelehnt. Ihr Gesicht war aschfahl, die großen Augen lagen tief in den Höhlen und waren dunkel umrandet. Er trat einen Schritt näher.
    Und dann sah er, was auf den Dielenbrettern vor ihr lag.
    Das Schimpfwort, das ihm entfuhr, hatte er noch nie zu einer Frau gesagt, doch der Fluch war zu wenig, um seinem Zorn Ausdruck zu verleihen.
    Sie zuckte nicht einmal zusammen, sah ihn nur aus großen Augen gequält an. Und dann sprach sie mit tonloser Stimme. „Sie hätten es mir sagen müssen, Jesse. Sie hätten es mir nicht verschweigen dürfen."
    In zwei Sätzen war er im Zimmer, warf die Erinnerungsstücke

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