Level 4 07 - 2049
ihre richtige Kleidung wieder?
Algebra hatte sich jetzt aber erst so richtig in Form geredet. Sie hörte gar nicht mehr auf den Overall zu preisen. Der Overall war aus einem besonderen Material hergestellt, welches für eine konstante Temperatur von 22 Grad Celsius sorgte, egal, ob es draußen brütend heiß oder frostig war.
Darüber hinaus besaß er am Handgelenk einen Druckknopf, mit dem man bei einem Überfall ein elektronisches Signal an die nächste Station eines Wachdienstes senden konnte, der daraufhin in der Lage war, sofort den Tatort festzustellen und zur Hilfe herbeieilte.
»Augenblick mal!«, unterbrach Ben den Wortschwall der Frau, die den Anzug präsentierte wie eine Stewardess die Schwimmwesten vor dem Abflug. »So ein Overall kann doch keine Funksignale senden, gewissermaßen wie ein Handy!«
Algebra lachte herzlich. »Aber natürlich kann der Anzug das!«
Thomas tippte sich an die Stirn. »Als Nächstes erzähltsie noch, man könne mit dem Ding telefonieren!«, flüsterte er Frank zu. »Die hat doch eine Meise!«
»Man kann schließlich mit dem Ding auch telefonieren!«, sagte Algebra fast im gleichen Atemzug.
Thomas blieb die Spucke weg. Er kam sich vor wie in einem James-Bond-Film.
Bens Neugier war geweckt. Der Overall, den sie tragen sollten, war zwar unbeschreiblich hässlich und zu allem Überfluss komplett durchsichtig, aber er war auch ein High-Tech-Wunderwerk.
Fast schon ehrfürchtig, wie Jennifer missbilligend beobachtete, betrachtete Ben sich seinen Anzug, legte ihn behutsam beiseite und begann sich auszuziehen.
»Ben!«, rief Jennifer entsetzt. »Du willst das Ding doch wohl nicht anziehen!«
»Besser als ein Bademantel!«, fand Ben. »Den kann ich schließlich immer noch drüberziehen.«
Dagegen war nichts einzuwenden, stimmte Frank natürlich mal wieder seinem besten Freund zu und begann ebenfalls sich umzukleiden. Auch Thomas ließ sich nun nicht lange bitten, denn immerhin – so etwas sollte man nach Thomas’ Meinung nicht gering schätzen – war der Anzug gratis!
Jennifer und Miriam seufzten. Doch was sollten sie machen? Irgendwie war an Bens Argumentation ja etwas dran. Unter dem Bademantel waren ohnehin alle nackt; da konnten sie ebenso gut diesen komischen Anzug unterziehen, das war besser als nichts.
Bestens gelaunt schaute Algebra zu, wie die Kinder sich die Overalls überstreiften. »Jetzt gewöhnt eucherst einmal an die neue Kleidung!«, schlug sie vor. »In einer Stunde treffen wir uns dann wieder hier.«
»Sehr witzig!«, murrte Miriam. »Uns bleibt ja wohl nichts anderes übrig, solange Sie uns hier gefangen halten.«
»Ich kann euren Ärger gut verstehen!«, flötete Algebra. »Aber glaubt mir, ihr werdet am Ende einsehen, weshalb wir euch nicht unvorbereitet hinauslassen. Bis dann also!« Mit diesen Worten verschwand sie aus der Tür.
Wiederum prüfte Miriam – kaum dass die ätzende Tante den Raum verlassen hatte – ob die Tür offen war. Sie war verriegelt.
»Interessant!«, bemerkte Ben. Er hatte diesmal genau darauf geachtet: Algebra hatte die Tür nicht verschlossen, demnach musste sie sich – wie er schon bei der ersten Untersuchung vermutet hatte – selbsttätig verschlossen haben. Also öffnete sie sich logischerweise auch automatisch. Die Frage war nur, auf welchen Impuls die Tür reagierte. Eine schlichte Lichtschranke schied aus, sonst wäre die Tür längst auch für Ben aufgegangen; aus dem gleichen Grunde schied Körperwärme als Signal aus. Auf die Stimme konnte sie nicht reagieren, weil die Frau keinen Befehl gegeben hatte. Ebenso wenig hatte sie die Tür berührt. In ihrer Kleidung konnte nichts sein, denn Algebra hatte sich ja umgezogen. Der knappe Stofffetzen, den sie bei ihrer Ankunft getragen hatte, lag noch immer auf dem Fußboden.
Es blieb Ben ein Rätsel.
Doch es gab keinen anderen Ausgang als diese Tür. Ben drehte sich um und untersuchte noch einmal das Schaltpult in dem Sofa. Mit dem grünen Knopf rief man Algebra, die daraufhin als Holografie erschien. Aber wofür waren die anderen Knöpfe?
»Aufgepasst!«, warnte er seine Freunde, bevor er es wagte, einen weiteren Schalter zu betätigen.
Ben drückte einen Knopf.
In einer Wand öffnete sich daraufhin eine Klappe, heraus kam etwas gefahren, das aussah wie ein Staubsauger mit Armen. Schnurstracks fuhr das Ding auf den Stofffetzen der Servicedame zu, nahm das Kleidungsstück an sich, drehte sich um, rollte zu dem leeren Schrank, hängte es hinein, kehrte zurück in
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