Level 4 Kids 03 - Die verraeterische Datenspur
ziemlich aus dem Ruder gelaufen war.
Volles Haus
D ie Idee von der Dschungel-Geburtstagsparty für Marie-Louise sprach sich herum wie ein Lauffeuer. Und alle kamen: die gesamte Klasse von Kio und Herrn Dickmann, alle aus Minnis Klasse, die Kinder aus Marie-Louises Ausländerwohnheim und auch noch einige Kinder aus Kios Straße. Selbstverständlich kamen auch Computerfreak Ben und seine Freunde Jennifer, Miriam, Frank und Thomas. Sogar Achmed und Kolja waren dabei, obwohl sie sonst nie auf den Gedanken gekommen wären, eine »Kinderparty« von Grundschülern zu besuchen. Alles in allem fast achtzig Kinder.
Natürlich hatten nicht alle in Kios Zimmer Platz und so mussten sie den Dschungel aus Kios Zimmer auf das gesamte Haus ausdehnen.
Kios Mutter stand im Flur, fasste sich an den Kopf und schien darüber nachzudenken, weshalb sie für diese Party ihre Erlaubnis gegeben hatte.
Kios Vater war irgendwo zwischen Drähten, Schaltern und einer Menge Werkzeug verschwunden, weil er noch eine Lichterkette suchte. Seitdem hatte ihn niemand mehr gesehen.
Kuzip rollte aufgeregt von einem Zimmer ins nächste und bot an, Getränke zu servieren. Allerdings hatte Kios Mutter allen Gästen strengstens verboten, bei dem Roboter etwas zu bestellen. Wenn Kuzip Getränke servierte, endete es immer in einer Katastrophe.
Jeder Gast hatte außer seinem Eintrittsgeld noch eine Kleinigkeit zu essen mitgebracht. Kio und Minni hatten in der Küche alle Hände voll damit zu tun, die Kekse und Kuchen, Würstchen und Buletten, Salate und Brote irgendwo abzustellen. Es gab einfach keinen Platz mehr. Zum Glück packten auch Bens Freunde kräftig mit an. Achmed hatte die Küchentür ausgehängt und sie mit Franks Hilfe über zwei Stuhllehnengelegt. So war ein zusätzlicher großer Tisch entstanden, auf dem nun alles für das große Büfett abgestellt werden konnte.
Thomas und Herr Dickmann hatten die Kasse übernommen und Eintritt kassiert. Achtzig mal drei Euro. Das waren zweihundertvierzig Euro. Mehr als Herr Dickmann, Minni und Kio je durch den Keksverkauf für den Basar eingenommen hätten. Und eine so große Geburtstagsfeier hatte Marie-Louise in ihrem ganzen Leben noch nicht gefeiert. Sie stand in der Mitte von Kios Zimmer und konnte ihr Glück kaum fassen, während sie auf Kio wartete.
»Ich habe noch eine Überraschung für dich«, hatte er ihr angekündigt.
Marie-Louise konnte sich nicht vorstellen, womit er sie jetzt noch überraschen wollte. Viel mehr als das, was Kio, Minni und Herr Dickmann schon auf die Beine gestellt hatten, hielt sie gar nicht für möglich.
»Da bin ich schon!« Kio kam ins Zimmer und schaltete gleich seinen Computer an. Dabei rief er laut: »Bitte alle mal herhören!«
Nach und nach drängten sich die Gäste ins Zimmer. Und obwohl das Zimmer nicht sehr klein war, passten bei Weitem nicht alle hinein. Sie zwängten sich zusammen, standen Schulter an Schulter und traten sich gegenseitig auf die Füße, nur um halbwegs mitzubekommen, was Kio zu sagen hatte.
Kio ging online, klickte sich ins Internet und rief das Programm seiner Webcam 1 auf.
Herr Dickmann ahnte, was Kio vorhatte.
Scheinbar nebenbei hatte Kio am Nachmittag während der Vorbereitung für die Party Marie-Louise gefragt, ob sie noch Freunde in Afrika hätte und ob diese Freunde auch einen Internetanschluss besäßen.
Marie-Louise wusste von einem Internetcafè in der Stadt, ungefähr dreißig Kilometer von ihrem ehemaligen Wohnort entfernt.
»So, jetzt Daumen drücken, dass es klappt!«, rief Kio. Er klickte auf seine Maus. Auf dem Monitor erschien ein kleiner blauer Bildschirm,auf dem es plötzlich zu flackern und flimmern anfing.
»Oh!«, staunte Marie-Louise. Auf dem Monitorbild sah man zwei Mädchen und zwei Jungen nebeneinandersitzen. Sie lachten und winkten. Marie-Louise hielt es zunächst für eine Videoaufnahme. Dann erst begriff sie, dass es live war. Eine Liveübertragung aus ihrer alten Schule in Kikwit im Kongo! Das Klassenzimmer hatte keine Wände, sondern war lediglich durch einige Holzpfeiler begrenzt, auf die ein loses Dach montiert war. Tische und Stühle standen auf einem Boden aus Sand.
Eines der Mädchen stand auf, ging auf die Kamera zu und schwenkte sie. Marie-Louise sah nun, dass sie alle da waren. Ihre gesamte Klasse winkte und gratulierte ihr mit einem Lied zum Geburtstag.
Marie-Louise liefen Tränen über die Wangen.
Ihre Klassenkameraden in Kikwit staunten ihrerseits nicht schlecht, als sie Marie-Louise im
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