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Level 6 - Unsterbliche Liebe

Level 6 - Unsterbliche Liebe

Titel: Level 6 - Unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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Sekunde lang schwankte ich und streckte die Arme aus, um mein Gleichgewicht zu halten. Ich atmete tief durch und versuchte, mich zu sammeln.
    Wie beim Turnen. Ich musste mir vorstellen, an den Olympischen Spielen teilzunehmen, wenn sie immer noch stattfinden würden. Ich musste meine Aufmerksamkeit einzig und allein auf sie richten. Und alles andere ausblenden.
    „ Für dieses Level von Countdown verbleiben noch acht Minuten. “
    Die Stimme in meinem Kopf schien lauter zu sein als normalerweise. Ich war überrascht. Wieder zitterte ich ein bisschen, ehe es mir gelang, mich zusammenzureißen und meine Balance wiederzufinden. Wieder wagte ich einen zögerlichen Schritt.
    „Du machst das großartig, Kira!“ Selbst aus einer Entfernung von sechs Metern konnte ich erkennen, wie angespannt Rogans Miene wirkte. Er zerrte an seinen Fesseln, und die Brücke wankte.
    „Hör auf damit!“, schrie ich. „Halt einfach still.“
    „Tut mir leid!“
    „Ja“, murmelte ich. Schweißperlen rannen mir über Stirn und Nase. „Es wird dir wirklich noch leidtun, du Arschloch.“
    Ich konnte keine negativen Gedanken zulassen. Nicht jetzt. Ich konnte nur darauf achten, einen Fuß vor den anderen zu setzen …
    „ Für dieses Level von Countdown verbleiben noch sieben Minuten. “
    … und ich musste mich beeilen.
    Verdammt. Die Stimme riss mich aus meiner Konzentration.
    Ich machte einen weiteren Schritt.
    Eine silberne Digicam zischte an meinem Gesicht vorbei – so nah, dass ich den Lufthauch spüren konnte.
    „ Wie fühlt Kira sich im Augenblick? “, fragte der Moderator. „ Ist sie bereit, Countdown zu gewinnen und den Preis zu erhalten? Will sie, dass sich all ihre Träume in der Kolonie erfüllen, nachdem sie die vergangenen zwei Jahre vollerMühsal und Einsamkeit überlebt hat? “
    Ich funkelte direkt in die Kameralinse. „Fahr zur Hölle.“
    Die Kamera schwebte davon, und ich konnte sie nicht mehr sehen. Aber ich konnte noch immer zwei andere Kameras erkennen, die in der Nähe durch die Luft surrten.
    Jonathan hatte ihnen erzählt, was ich gewinnen wollte. Gut, nun war es offiziell: Ich nahm das hier ernst und ich wollte diesen Preis mehr als alles andere auf der Welt.
    Noch ein Schritt. Balance. Noch ein Schritt. Balance.
    Rogan war inzwischen schon viel näher. Den Kopf hatte er noch immer gehoben und beobachtete, wie ich mich näherte. Seine Miene war angespannt. Die Muskeln in seinen Armen ebenfalls. Während ich mich auf ihn zubewegte, bemerkte ich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht. Ich war fassungslos.
    „Warum grinst du so?“, presste ich hervor.
    „Ich muss darüber lächeln, dass du gekommen bist, weil du mich retten möchtest. Macht dich das zu meiner Ritterin ohne Furcht und Tadel?“
    Ich erwiderte sein Lächeln nicht. „Bis jetzt habe ich dich noch nicht gerettet.“
    Sein Lächeln erstarb. „Pass auf, wohin du trittst. Fall nicht. Da ist schon wieder eine Kamera in Anmarsch.“
    Sie flog so nahe an mir vorbei, dass sie mich beinahe berührt hätte. „Wollen sie mich mit der Kamera herunterstoßen?“
    „Sie versuchen auf jeden Fall nicht, dir zu helfen – so viel steht fest.“
    „Warum hast du dich von ihnen anbinden lassen?“
    Er zerrte wieder an seinen Fesseln. Die Brücke wackelte leicht. „Als wäre das meine Idee gewesen. Sie haben mich aus dem Zimmer geholt und mich bewusstlos geschlagen. Als ich aufgewacht bin, lag ich hier. Glaub mir, das war ein echter Schock.“
    Ich betrachtete die Seile, mit denen er festgebunden war. „Das wird ziemlich kniffelig.“
    „Ich denke nicht, dass das sie besonders festverknotet sind. Es ist nur umständlich und gefährlich.“
    Ich musterte das Gesicht des Jungen, der meine Familie getötet hatte. Blaugrüne Augen, die von dunklen Wimpern umrahmt waren. Eine verblassende Narbe. Er trug ebenfalls noch immer die Klamotten, in denen ich ihn kennengelernt hatte: blutig, schmutzig, zerrissen. Ich hatte mich zu ihm hingezogen gefühlt – trotz der Geschichten, die mir über ihn erzählt worden waren. Ich hatte mich von ihm einwickeln lassen und ihm geglaubt. Oder … Zumindest hatte ich angefangen, ihm zu glauben.
    Er runzelte die Stirn, während er mich anblickte. „Warum schaust du mich so an?“
    Ich blinzelte die Tränen fort. „Halt den Mund. Ich muss mich konzentrieren.“
    Beim Turnen hatte ich gelernt, wie ich mich auf den schmalen Balken knien konnte, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Es hatte eine Ewigkeit gedauert, das zu können,

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