Level X
Parti k elströ m e »zerfallen« sieht) und sagte Em m a , dass ich nicht w e iter auf die Sac h e einge h en wolle. Sie respektierte m e ine Entscheidung, und ich bin m i r sicher, dass s i e b i s zu einem gewissen Grad auch d i e Motive verstand, die dahinter steckten. Also stimmte sie zu und weckte ihn – Richard – auf.
Danach schien er sehr v i el ruhiger zu sein. Alle be m erkten es. Und der Grund dafür lag darin, dass ich ruhiger war. W as dazu füh r te, d ass er sich m einer Gegenwart weniger bewusst war. Aber ich hörte nicht auf nachzudenken. Ich plante gen a u, was zu tun w ar. Es war nicht einfach. Er spürte, d a ss etwas im Gange war, und platzte im m er wieder m it der ein oder anderen Merkwürdigkeit heraus, die ich lieber für m i ch behalten hätte. Es war ärgerlich und lästig, aber m eine Zuversicht wuchs, dass ich das Problem m it der Zeit in den Gri f f bekommen würde.
Die Chancen, m eine Strategie zu perfektioniere n , ergaben sich ausschließli c h in den Hypnosesitzungen m i t Em m a. Ich hatte ihre Vorgehensweise begriffen und m achte das Beste aus d en Freiräumen, die sie m i r schuf. Sie schenkte m i r Freiheit von ihm, Abgeschiedenheit und Zeit zum N a chdenken. Die Sitzungen m it Emma, in denen er unter Hypnose stand und schlief wie ein fetter, voll gefressener Hund vor dem K a m i nfeuer, verschafften m i r die Zeit, meine Gedanken zu ordnen. Ich w usste – da Em m a es mir erzählt hatte –, dass alles, was wir in den Sitzungen b esprac h en, aufgezeich n et wurde. Außerd e m wusste ich, dass auch die Ka m era oben an der Wand die ganze Zeit über lief. Es wäre also ausgesprochen dumm von m i r gewesen, weiterhin auf der Unterscheidung zwischen mir und Richard zu bestehen. Das allein hätte m an als ausreichenden Grund betrachtet, m i ch – uns beide
– für i m m er und ewig hier ein g esperrt zu lassen. Richard, der einfach zu blöd und zu verängstigt war, um die Sache selbst in den Griff zu bekommen, wäre ver m utlich nur wieder ausgerastet. Und ich, ich wäre nicht in der Lage gewesen, ihn zu kontrollieren. Das hieß, ich m usste allein die Initiative ergreifen. Und das, so erkannte ich, war exakt die Chance, die E mma m i r bot.
So k a m es also, dass ich am Ende unserer viert e n Hypnosesitzung genau das tat, worauf die K a mera an der Wand und die Mikrofone warteten: Ich s pielte den Geheilten. Anstatt i mm er wie d er zu erklären, wer ich, Rick, war und wie ich hier herka m , zog ich m ic h langsam zurück – o der gab v o r, m i ch zurückzuzieh e n – und verschwand all m ählich wie das Lächeln der Cheshire- Katze im Nichts. Bis ich plötzlich gar nicht m ehr da war.
Die letzte T ru m pfkarte, die ich gegen Ende der vierten Sitzung ausspielte, war, auch wenn das nach Eigenlob klingt, perfekt geti m t: »Em m a«, sagte ich, »warum nennen Sie m i ch a n dauernd Rick? Mein Na m e ist Ric h ard. Alle nennen m i ch Richard. Nicht, dass ich besonders kleinlich wäre, aber R i ck hört sich irgendwie seltsam an.«
Eine Pause entstand. Ich konn t e ihre Freude spüren – und ja, auch ihren Stolz. Sie erkannte, dass ich die Chance, die sie m i r geboten hatte, opti m al genutzt h atte. In diesem Augenblick wusste ich, dass ich es geschafft hatte. Es war vorbei. Zumindest dieser Teil der Geschichte.
»Okay, Richard«, hörte ich sie sagen, »ich wecke Sie nun auf. Wenn ich bis drei gezä h lt habe, werden Sie aufwachen und sich erfrischt fühlen, entspannt und voller Selbstvertrauen. Und Rick w i rd für im m er verschwunden sein. Jetzt: eins, zwei, drei …«
Und der schlum m ernde Schwachkopf erwachte und fühlte sich großartig. Währ e nd ich m i ch zurückzog, ganz still und leise, wohl wissend, dass von nun a n Geduld, Gehei m haltung und eiserne Disziplin m e i ne besten Verbündeten waren.
Ich habe die Situation voll im Griff, zu m i ndest für den Augenblick. Lange genug, hoffe i c h, um einen W eg hier heraus zu finden, hinaus in m eine W elt, die, d a s weiß ich, irgendwo da draußen ist. Und ihn unter m eine Kontrolle zu bringen, ohne dass er es m erkt, ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Oder, falls m i r das nicht gelingt, einen Weg zu finden, wie wir uns einigen können, dahin gehend, dass er m i r zu m i ndest keine S t eine in den W eg legt, ja, m i r m öglicherweise sogar hilft.
Denn ohne ihn kann ich nichts tun: Ich habe keinen Körper. W enn ich nicht wenigstens zeitweise über seinen Körper ver f ügen kann, werde ich
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