Level X
ist a lles unt e r Kontr o lle, darüb e r brauchst du dir also keine Sorgen zu m achen.«
Um ehrlich zu sein, hatte ich m i r bis dahin nicht viele Gedanken u m s Geschäft ge m acht. Der Immob i lien m arkt befand sich auf einer s einer p erio d ischen Talfahrten. D a ich von Natur aus eher vorsichtig veranlagt bin, hatte ich diese Entwicklung glücklich e rweise vorausgesehen und entspreche n de Maßna h m en ergriffen. Die Firma verfügte über ausreichend f l üssiges Kapital, über m äßig f re m dkapitalisi e rte Gr u ndstücke h atte ich r echtz e i tig abgestoßen und die Schulden auf ein Mini m u m reduziert. Was steigende Zinssätze betraf, befanden wir uns da m it in einer ausgesprochen günstigen L a g e. G a i l sc h i c k t e m i r e i n paar Unterlagen aus d em Büro, aber ich fand nichts darunter, was Anlass zur Sorge gegeben hätte.
Genau drei Wochen nach m einer ersten Hypnosesitzung wurde ich entlassen. Anne kam m i ch i n i hrem neuen Jaguar abholen, dem speziell a n ge f erti g ten rotbrau n en XJ6, den ich ihr zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt hatte. Ich s chütt e lte d e m kompletten Klinik pe rsonal, das sich so freundlich um m i ch gekümmert hatte, die Hand und verabschiedete mich m it einem Kuss von den Krankenschwestern. Wir fuhren die lange Kiesauffahrt hinunter und wurden vom W achpersonal am Eingang durchgewunken.
Es war schön, wieder zu Hause zu sein. Ohne uns abzusprechen – das war nicht nötig –, wussten wir beide, was als Erstes auf d e m Programm st and. Anne war schon m ehr als ein m al versucht gew e sen, in der Kli n ik zu m i r ins Bett zu st e i gen, doch obwohl uns Dr. Killanin diskret versichert hatte, das Übe r wachungssystem sei zentral abgeschaltet worden, fühlten wir uns von dem st arrenden Auge der an der W and installierten Ka m era beobachtet. Einige Pärchen hätte das m ö g liche rw eise sti m uli e rt, doch wir gehörten nicht zu ihnen. Anne schloss die Vorhänge in unserem Schlafzim m e r , um das helle Li cht des Nach m ittags auszusper r en. W i r schlüp f ten schnell a u s unseren Kleidern, zogen die Bettdecke zurück und liebten uns.
Aber ich bin im m er noch da. Rick.
Ja, RICK!
W itwer von Anne, Vater von Charlie. Ar m er kleiner Charlie. W o ist er b l o ß ? I ch s ollte b e i ihm sein. Stattdessen bin ich hier gefangen, im Verstand (falls m an das so nennen kann) dieses Waschlappens, dieses einfältigen Beinahe-Doppelgäng e rs von m i r, der es m it der ebenfalls Beinahe-Doppelgängerin m einer toten Frau treibt. Er steckt in ihr, und ich stecke in ih m . Junge, wenn die wüssten! Es würde sie glatt u m h a uen!
(Es tut m i r Leid, wenn ich ein wenig vulgär werde, aber m an tendiert nun einmal dazu, vulgär zu werden, wenn m an verrückt ist – verrückt vor W ut, m eine ich da m it.)
Schon während der ersten Hypnosesitzung wurde m i r klar, dass es in dieser Welt nicht Platz genug für uns beide gab, es sei denn, wir wollten d en Rest un s eres Lebens hinter Schloss und Riegel ver b ringen. Bei ihm weiß ich es nicht ge n au, aber ich, i c h wollte e s s i cher n i cht.
Das heißt, ich m uss m i ch korri g i eren: Eigentlich weiß ich es auch bei ihm ganz genau. Zu genau. Mit jeder Sekunde, die verstreicht, ler n e ich hinzu. Er hätte die Tortur nicht noch einmal ausgehalten. Das nächste Mal wäre er daran zerbrochen. Der Kerl hat keinerlei Rückgrat: Zum Teufel noch m al, er ist ein verdam m t er Immobilie n m akler! Muss m an m ehr dazu sag e n? Also ist es m eine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es kein nächstes Mal gibt. Ich m uss m i ch versteckt halten, in den W i ndungen seines Hirns untert a uchen – ein Flüchtling! Keine angeneh m e Si t uation. Im Gegenteil: Sie ist de m ütigend und lächerlich. Aber wenn es u m s Überleben geht, darf man nicht wähleri s ch sein. Im Augenblick habe ich keine andere W ahl, als m i ch verborgen zu halten. Verborgen vor der W elt im Allge m e i nen und vor Richard A. (für Arthur, wie bei m i r, obwohl ich den N a m en nie benutze) Schlappsch w anz-Ha m ilton – aufgeblasenes, selbstzufrie d enes Arsc h l och! W i e ich d i esen Ma n n verachte! Ich schä m e mich, dass ich, Rick Ha m ilton, i m großen Entwurf der Paralleluniversen (um es ein m al so zu nennen) derart eng m it ei nem Versager wie ihm verbunden bin! Und mit Sicherheit werde ich nie begreifen können, dass eine Frau wie Anne m it solch einem Mann verheiratet ist – denn auch wenn diese Anne nicht meine Anne
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