Level X
dass die bei d en es in zwei völlig voneinander getrennten Universen tun!«
»Heißt das, dass jedes Mal, wenn ein W i ssenschaftler in einem Labor ein El ektron oder was auch im m er beobacht e t, sich das U n iversum spalt e t?« I ch h atte ihm diese irref ü hrende Fra g e a b sichtlich eingegeben, um i h m die ganze T r agweite de s sen, was ich ihm beweisen wollte, klipp und klar vor Augen zu führen.
»Nein, nein«, verbesserte ihn Tickelbakker denn auch, wie ich es vorausgeahnt hatte, »der Vorgang ist völlig unabhängig von einem W i ssenschaftler oder irgendeinem anderen Beobachter. E r wird Quantentransition genannt und findet ununterbrochen in jedem Stern, jeder Galaxie, in jedem noch so kleinen W i nkel des Universu m s statt. Vergessen S i e nic h t: Alle Materie b este h t aus de m selben S t off!«
»Also t e ilt sich jedes Mal, wenn es zu einem dieser Übergänge kom m t, das gesa m t e Univers u m in zwei Versionen seiner selbst – eins, in dem ein Teilchen eines Ato m s sich wie eine W e lle verhält, und eins, in dem eben dieses Teilchen ein Korpuskel i s t. Und das ist der ein z ige Unterschied zwischen den beiden Universe n ?«
»Darauf läuft es in etwa hinaus.«
»Aber das ist völlig hirnrissig!« Der Einwand kam spontan, von Richard selbst, ohne dass ich ihn dazu er m untert hätte. Es war eine nahe liegende Reaktion, und ich war gespannt, was Tickelbakker darauf antworten würde.
Er lac h te. »N iels Bohr, einer der Pioniere auf diesem Gebiet der Physik, sagte da m a ls in den Zwanzigern einen schönen Satz, nä m lich: Wenn die Quantentheorie Sie nicht schockiert, haben Sie sie nicht verstanden.«
»Aber das bedeutet, dass es eine unendliche Anzahl von Universen geben m uss!«
»Nicht wirklich unendlich. Es g i bt eine m ath e m atische Grenze. Aber in der P ra x is – ja, eine unendliche Anzahl.«
»Mit anderen W orten«, fuhr Richard fort und las dabei wieder von seinem in n eren Telepro m pter ab, »während Sie und ich hier in diesem R e staurant sitzen, sitzt ein praktisch identisches Paar von uns beiden in einem praktisch identi s chen Resta u ra n t in einem praktisch identischen Universum – und so w e iter und so fort bis ins Unendliche.«
»In einigen dieser Universen sitzen wir, fürchte ich, leider nicht zusam m en und essen.« Tickelbakker deutete genießerisch auf einen reif aussehenden Brie und bat den Ober um e i n Stück, ebenso wie um ein Stück von d e m exzellenten englischen Stilton. Dazu bestellte er ein Glas Warre, Jahrgang ’45.
»In einigen anderen«, fuhr er m it echtem Bedauern in der Stim m e fort, »sind wir uns vielleicht nie begegnet. In anderen sind wir nicht ein m al geboren worden. W i ederum in anderen kennen wir uns viell e icht sehr viel besser als in diese m .«
»Zum Beispiel«, unterbrach ich ihn und ergriff die Gelegenheit beim Schopf, Ric h ard einen letzten Beweis für m eine Theorie zu liefern, »k ö nnte ich in einem ein Verleger von Zeitschriften und Magazinen sein statt ein Immobilie n m akler, und Sie könnten für m i ch ein Magazin m it d e m N a m en ›Particle/ W ave‹ herausgeben.« Tickelbak k er lac h te. »W arum nicht? Hört sich nach einer guten Idee an. Um ehrli c h zu sein, ich habe schon oft daran gedacht, eine Zeit s chrift für den überdurch- schnittlich infor m ierten und interessierten L aien zu konzipieren. Ich glaube, da gibt es eine Marktlücke. Aber bis jetzt habe ich noch keinen Verleger gefunden.«
»Aber wo genau sind all diese Paralleluniversen ? «, fragte ich schnell, um von einem The m a abzulenken, das, wie ich wusste, Tickelbakker sehr am Herzen lag.
»Das ist, wie ich zugeben m uss, ohne Zuhilfenah m e der Mathe m atik leider n u r sehr schwer zu erklären. Wenn wir Ausdrücke wie ›Paralleluniversu m ‹ benutzen, denken wir gewöhnlich in alltäglichen Begriff e n – also zum Beispiel an Gleise, d i e sich zuerst in zwei S chienen s t rä n ge teile n , dann in drei, in vier und so wei t er, aber a ll e i nner h a l b desselben vierdi m ensionalen Rah m ens, also der drei Rau m d i m ensionen plus der Zeit.« Er blickte zu dem wartenden Ober auf und verzic h t ete zu Richar d s Erstaunen auf ein Dessert.
» W enn wir von Paralleluniver s en reden«, fuhr er fort,
» m einen wir, um genau zu sein, gar nicht parallel im eigentlichen Sinne. Zuerst m ü ssen wir ein m al beginnen, in m ehr als nur den vier D i m ensionen zu denken, die uns vertraut sind. Und es t ut m i r Leid, aber an
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