Level X
genau dieser Stelle kom m t die Sprache der Mathe m atik ins Spiel. Ja, die Sprache, denn genau das i s t d i e Mathe m atik eigentlic h : eine Sprache, die beträchtlich genauer und feiner ist als bloße W orte. W enn ich das Phäno m en, um das es geht, dennoch m it W orten beschreiben m ü sste, kä m e folgendes Bild ihm vielleicht noch am nächsten, nä m lich dass die anderen Universen alle im rechten W i nkel zu dem unseren abzweigen, in ei n er prakti s ch unendlichen Anzahl v o n rechten W i nkeln, die wiederum nur im Hyperraum und in der Hyper z eit e x istier e n – beides rein m athe m atische Konzepte.«
D a m it schien alles gesagt zu sein. Richard und ich schwiegen eine W eile, w ährend T i ckelbakker seinen zwölf Jahre alten Macallan Single M a lt g enoss, den er an s t elle eines Cognacs zu seinem Kaffee bestellt hatte.
Schließlich überraschte R i chard m i ch, ind e m er von ganz allein die Initiative ergriff, sich vorbeugte und Tickelbak k er m it sei n em besten Jetzt-aber- m al-Spaß- beis e it e -Bli c k bedachte.
»Hören Sie«, begann er, »ganz unter uns, glauben Sie wirklich an all da s ? Oder sind das nur irgendwelche Hirngespinste ? «
Tickelbakker schenkte ihm ein freundliches, nachsichtiges Lächeln. Er wusste genau (nun ja, vielleicht nicht ganz genau) um die Ungeheuerlichkeit dessen, was Richard zu begreifen versuchte.
»Glaube spielt in diesem Zus a m m e nhang keine Rolle«, antwortete er nachdenklich. » M it welcher T h eorie auch im m er Sie konfrontiert werden, sei es nun die Relativitätstheorie, die Quantenphysik oder einfach nur die Annah m e, dass die Sonne m orgen wieder aufgehen wird – Sie können sich nur fragen, ob diese Theorie m i t den bekannten Fakten übereinstimmt oder nicht. W enn sie es tut, kann sie als Arbei t sgrundlage benutzt werden.«
»Selbst wenn sie eindeutig lächerlich klingt?«
» W ie lautet noch ein m al der Satz in einer d er S h erloc k - Ho l m es-Geschichte n ? › We nn m a n das Unmögliche ausgesondert hat, dann ist das, was übrig bleibt, wie unwahrscheinlich es auch klingen mag, die W ahrheit.‹ Die Wahrheit im absoluten Sinne ist vielleicht ein wenig hochgegriffen, denn absolute W ahrheiten sind nicht unser Metier. D as überlassen wir den Theologen und Wunderheilern. Aber ich kann Ihnen versichern, dass eine Menge intelligenter Menschen die Parallelwelt- T heorie als die wahrscheinlichste Erklärung der Quanten m echanik akzeptiert – und auf diese vertrauen wir im m erhin tagtäglich in allen m ö glichen Dingen, von Mikrochips über Lasertechnik bis hin zum Fern s eher. Selbst einige der Leute, die diese Dinge herst e llen, sind sich nicht ganz darüber im Klaren, dass sie dies m it Materialien tun, die letztendlich nicht m ehr Substanz besitzen als ein flüchtiger Gedanke, der ihnen durch den Kopf geht.
W i e heißt es so oft in einem ganz anderen Zusammenhang ? «, und da m it beendete T i ckelbakker seinen Vort r ag m it der h eit e r e n Ge m ütsruhe, die sich nur nach einem üppigen Mahl einst e llt. » W ir leben nun m al in einer verrückten W elt!«
7
Als er E mm a Todd e ndlich telefonisch erreicht hatte, erklärte Richard ihr, dass er sie so schnell wie m öglich sehen m üsse. Nein, es sei kein Notfall, aber er m üsse unbedingt etwas m it ihr besp r echen. Sie m einte, sie könne es einrichten, dass er sie geg e n se c hs in i h rer P riv a t pra x is aufsuchte, und gab ihm die Adresse. Er versprach, pünktlich zu sein.
Den Rest des Nach m ittages verbr a chte er m it Papierkram an sei n em Schre i btisch. Er nahm sogar einen Anruf von Harold entgegen und sprach m it ihm ganz gelassen über einen Bankkredit, den sie zusammen m it zwei Partn e rn au f nehmen wollten, um ein Grundstück in erstklassiger Lage im Finanzdistrikt zu kaufen. Seiner Stim m e war nicht anzu m erken, in welchem G e m ütszustand er sich befand, was m i r einige Sorge bereitete. Es gefiel m i r ganz und gar nicht, wie gut es ihm inzwischen gelang, seine Gefühle derart m ühelos vor m i r abzuschotten, als drehe er l e diglich einen W asserhahn zu. Aber ich sagte nichts.
Em m as Privatpraxis befand sich in einem hässlichen Gebäude aus den Fünfzigerja h ren, das allerdings sehr zentral g elegen war. Richard e r innerte sich, dass er vor ein paar Jahren ein m al versucht hatte, das Haus zu kaufen, aber die Be s itzer hatten es sich schließlich anders überle g t und beschlossen, m it dem Verka u f noch ein paar Jahre zu
Weitere Kostenlose Bücher