Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
Vom Netzwerk:
kniff die Augen zusammen. »Ich erwarte nicht, dass du das verstehst, Dylan.«
    »Tut mir leid«, murmelte sie. Sie wollte sich nicht über ihn lustig machen. Der Familienstreit hatte Alek schließlich die Eltern gekostet. »Das klingt alles ein bisschen eigenartig.«
    »Ist es wohl auch«, sagte er und seufzte. »Du verrätst es doch niemandem, oder?«
    »Natürlich nicht.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Wie ich schon sagte: Deine Familie geht uns gar nichts an.«
    Alek lächelte traurig und schüttelte ihre Hand. »Wenn das nur wahr wäre. Aber ich fürchte, wir gehen plötzlich die ganze Welt etwas an.«
    Deryn schluckte und fragte sich, wie es wohl wäre, wenn ein Familienstreit sich plötzlich in einen riesigen
Krieg verwandelte. Kein Wunder, dass der arme Junge die ganze Zeit so bedrückt wirkte. Selbst wenn Alek eigentlich gar nichts dafürkonnte, so neigten Tragödien doch immer dazu, eimerweise Schuldgefühle über den Betroffenen auszuschütten.
    Deryn spielte Dads Unfall selbst noch jede Nacht ein Dutzend Mal in Gedanken durch und stellte sich vor, wie sie ihn hätte retten können. Oft fragte sie sich, ob das Feuer ihre Schuld gewesen war.
    »Du weißt doch, dass du keine Schuld hast, oder?«, sagte sie leise. »Ich meine, wenn man Dr. Barlow hört, waren hundert Politiker notwendig, um die Sache so weit zu treiben.«
    »Aber ich bin es, wegen dem sich meine Familie entzweit hat«, sagte Alek. »Ich habe alles durcheinandergebracht, und das hat den Deutschen einen Vorwand geliefert.«
    »Aber du bist noch viel mehr.« Deryn nahm erneut seine Hand. »Du warst es, der über das Eis kam und meinen Hintern vor Frostbeulen gerettet hat.«
    Alek sah sie an, wischte sich die Augen und lächelte. »Vielleicht das auch.«
    »Alek?«, sagte Dr. Barlow aus dem Nichts und der Junge zuckte vor Schreck zusammen.
    Deryn lächelte, stand auf und zeigte auf eine Boteneidechse an der Decke.
    »Der Kapitän hat Ihrem Vorschlag zugestimmt«, fuhr das Tier fort. »Ich möchte Sie bitten, sich mit mir an
Ihrer Laufmaschine zu treffen. Wir brauchen mindestens zwei Dolmetscher, damit wir unsere Ingenieure und Ihre Männer zusammenbringen können.«
    Alek saß da und starrte die Eidechse entsetzt an. Deryn grinste und zog ihn hoch. »Sie wartet auf eine Antwort, du Pennbruder.«
    Er schluckte und sagte dann nervös. »Ich komme so schnell ich kann, Dr. Barlow. Sie sollten auch Graf Volger dazubitten. Er spricht hervorragend Englisch, wenn er möchte. Besten Dank.«
    »Ende der Nachricht«, fügte Deryn hinzu und das Tierchen krabbelte davon.
    Alek schüttelte sich. »An sprechende Tiere bin ich nicht gewöhnt. Erscheint mir ein bisschen gottlos, sie Menschen so ähnlich zu machen.«
    Deryn lachte. »Hast du noch nie etwas von Papageien gehört?«
    »Das ist etwas anderes. Die sprechen von Natur aus alles nach. Aber ich … ich wollte mich bei dir bedanken, Dylan.«
    »Wofür?«
    Alek hob die leeren Hände und einen Moment lang dachte Deryn, er würde wieder weinen. Stattdessen sagte er nur: »Weil du jetzt weißt, wer ich bin.«
    Er legte die Arme um sie und drückte sie für einen Augenblick an sich. Dann drehte er sich um, eilte aus dem Maschinenraum und machte sich zum beschädigten Sturmläufer auf.

    Nachdem die Tür zugeschwungen war, merkte Deryn, wie ihr Herz klopfte. Ein ganz eigentümliches Gefühl breitete sich in ihr aus. Wo Aleks Arme sie berührt hatten, spürte sie ein seltsames Kribbeln – wie das Knistern auf dem Luftschiff, wenn in der Ferne Blitze über den Himmel zuckten.
    Deryn schlang die Arme um sich, aber das fühlte sich nicht genauso an.
    »Brüllende Spinnen«, murmelte sie leise und wandte sich wieder den Eiern zu.

36. KAPITEL
    Für die nächste Nachmittagswache wurden Deryn und Newkirk auf das Rückgrat geschickt.
    Im Laufe der Nacht war die Leviathan angeschwollen. Nachdem das Tier einen Tag lang unablässig gefressen hatte, rumorte es heftig im Darm. Unten im Schnee lagen die letzten Vorräte des Schiffes ausgebreitet und wurden von gefräßigen Vögeln umschwärmt. Deryn spürte, wie auch ihr Magen grummelnd mit dem Frühstück aus Zwieback und Kaffee kämpfte. Die Mannschaft durfte nur die Vorräte nehmen, die von den Tieren verschmäht wurden.
    Aber die neuerliche Spannung in der Membran war das bisschen Hunger allemal wert. Die Haut fühlte sich wieder straff und gesund an. Die Wülste an den Flanken des Flugtiers zogen sich glatt. Gegen Mittag hatte der Wind das leichter gewordene

Weitere Kostenlose Bücher