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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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Hand fühlte er sich plötzlich schwindelig und erschöpft, und er hatte nicht die Kraft, sich gegen das Offensichtliche zu wehren. Seine Geburt hatte den österreichisch-ungarischen Thron erschüttert und jetzt zerstörte der Tod seiner Eltern das empfindliche Gleichgewicht der Mächte in Europa.

    »Ich bin also für diesen Krieg verantwortlich?«, sagte er verbittert.
    »Oh nein, Alek. Die Mechanisten und die Darwinisten hätten schon früher oder später einen anderen Weg gefunden, gegeneinander in den Krieg zu ziehen. Aber vielleicht können Sie dem Ganzen trotzdem Ihren Stempel aufdrücken.«
    »Wie?«, fragte Alek.
    Plötzlich tat der Wildgraf etwas Seltsames. Er nahm seinen Säbel an der Klinge und reichte ihn, Griff voran, Alek, als würde er die Waffe einem Sieger darbieten. »Das werden wir noch sehen, Alek. Das werden wir noch sehen.«

10. KAPITEL
    Alek schob die Schreiter seitlich und spürte, wie sich der rechte Fuß des Läufers drehte.
    »Genau so«, sagte Otto Klopp. »Und nun langsam.«
    Er betätigte die Steuerung erneut und der Läufer bewegte sich langsam ein wenig voran. Es war niederschmetternd, in solcher Enge manövrieren zu müssen. Einmal mit der Schulter des Läufers anzuecken, genügte vielleicht schon, um die ganze morsche Scheune zum Einsturz zu bringen. Zumindest ergaben die zitternden Anzeigen und Hebel jetzt einen Sinn. Eine Winzigkeit mehr Druck in den Knien würde vielleicht helfen …
    Gesagt, getan – und plötzlich schaute er durch ein Loch in der Scheunenwand nach draußen. Die Sonne des späten Nachmittags schien in die Kanzel und vor ihnen breiteten sich Felder aus. Eine Erntemaschine rumpelte auf zwölf Beinen in der Ferne vorbei, und ein Dutzend Bauern sowie ein vierbeiniger Laster folgten ihr, um die Strohbündel aufzusammeln.
    Graf Volger legte Alek eine Hand auf die Schulter. »Warten Sie, bis sie außer Sicht sind.«
    »Na ja, natürlich«, erwiderte Alek. Angesichts der
schmerzenden blauen Flecken hatte er für den heutigen Tag genug von Volgers Ratschlägen.
    Die Erntemaschine zog langsam über das Feld und verschwand schließlich hinter einem niedrigen Hügel. Einige Arbeiter schlenderten hinter ihr her, schwarze Punkte am Horizont. Bald hatte Alek sie aus den Augen verloren, aber trotzdem wartete er noch.
    Schließlich hörten sie knisternd Bauers Stimme über die Rufanlage: »Das war der letzte, Hoheit.«
    Korporal Bauer besaß die untrügliche Sehkraft eines hervorragenden Kanoniers. Vor zwei Wochen hatte er kurz davor gestanden, selbst den Befehl über eine Maschine zu erhalten. Meister Hoffmann galt im Übrigen als bester Ingenieur der Habsburger Garde. Und jetzt waren die beiden nur noch Flüchtlinge.

    Nach und nach hatte Alek begriffen, was diese Männer für ihn aufgegeben hatten: ihren Rang, ihre Familie und ihre Zukunft. Falls man sie erwischte, würde man die vier als Deserteure hängen. Prinz Aleksandar würde natürlich in aller Stille verschwinden, zum Besten des Reiches. Schließlich konnte sich eine Nation, die sich im Krieg befand, keine Ungewissheit darüber leisten, wer der Thronfolger war.
    Er lenkte den Sturmläufer auf die offenen Türen der Scheune zu und setzte dabei den schlurfenden Gang ein, den Klopp ihm beigebracht hatte. Auf diese Weise verwischte er die riesigen Fußabdrücke der Maschine und auch die anderen Spuren ihrer Anwesenheit.
    »Bereit, zum ersten Mal zu rennen, junger Herr?«, fragte Klopp.
    Alek nickte und spannte die Finger an. Er war nervös, freute sich jedoch, zur Abwechslung mal bei Tageslicht zu laufen anstatt nur immer mitten in der Nacht. Und Stürze von Läufern waren gar nicht so schlimm. Sie bekamen ein paar Beulen und Dellen ab, doch Meister Klopp konnte die Maschine auf jeden Fall wieder auf die Beine bringen.
    Während die Motoren schneller drehten, vermischte sich der Geruch von Abgasen mit dem von Staub und Heu. Alek bewegte die Maschine voran und Holz ächzte, als er den Läufer durch die Tür hinaus an die frische Luft lenkte.
    »Sachte, sachte!«, sagte Klopp.

    Es blieb keine Zeit für eine Antwort. Sie waren jetzt im Freien. Alek richtete den Sturmläufer zu voller Größe auf und die Motoren drehten auf Hochtouren. Er lenkte ihn vorwärts und dehnte die metallenen Beine mit jedem Schritt weiter. Dann kam der Augenblick, in dem das Gehen ins Rennen überging: Beide Füße befanden sich für einen kurzen Moment gleichzeitig in der Luft und die Kanzel bebte bei jedem Aufsetzen auf den Boden.
    Alek hörte,

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