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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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was sie mit der Crew der Scopuli vorhatten«, ergänzte Naomi. Ihr Tonfall verriet, dass die Bemerkung nicht als Frage gemeint war.
    »Gar nichts, glaube ich«, erwiderte Miller langsam. »Die ganze Sache hier … sie haben improvisiert.«
    »Improvisiert?«, wiederholte Naomi.
    »Das Schiff hatte etwas Ansteckendes an Bord, ob es nun gut gesichert war oder nicht. Sie haben Gefangene genommen, hatten aber kein Gefängnis für sie. Sie haben sich von einem Problem zum nächsten gehangelt.«
    »Oder sie hatten es eilig«, gab Holden zu bedenken. »Etwas ist passiert, das sie zur Eile getrieben hat. Was sie auf Eros getan haben, erforderte allerdings Monate der Vorbereitung, vielleicht sogar Jahre. Also ist in letzter Minute etwas dazwischengekommen.«
    »Mich würde sehr interessieren, was es war«, meinte Miller.
    Verglichen mit dem Rest des Schiffs wirkte die Operationszentrale friedlich und normal. Die Computer hatten die Diagnoseprogramme abgearbeitet, und die Bildschirme strahlten ruhig. Naomi schwebte an einen Arbeitsplatz und hielt sich mit einer Hand an der Stuhllehne fest, damit sie der sanfte Fingerdruck auf dem Bildschirm nicht rückwärts durch den Raum beförderte.
    »Ich sehe mal, was ich hier ausrichten kann«, sagte sie. »Sie können ja inzwischen die Brücke überprüfen.«
    Es gab eine bedeutungsschwangere Pause.
    »Ich komme hier schon klar«, fügte Naomi hinzu.
    »Ja, sicher, ich weiß … kommen Sie, Miller.«
    Miller ließ den Kapitän als Ersten zur Brücke schweben. Dort liefen auf den Bildschirmen die Diagnoseprogramme und zeigten Daten, die sogar Miller verstand. Der Raum war größer als erwartet, es gab fünf Stationen mit Druckliegen, die an die Körperformen anderer Menschen angepasst waren. Holden schnallte sich auf einer fest. Miller drehte sich langsam um sich selbst. Hier schien alles in Ordnung zu sein – kein Blut, keine zerbrochenen Sitze, keine zerfetzten Polster. Der Kampf hatte also ausschließlich unten am Reaktor stattgefunden. Er war nicht sicher, was dies zu bedeuten hatte. Also setzte er sich vor die Station, die vermutlich für die Sicherheit zuständig gewesen war, und öffnete einen privaten Kanal zu Holden.
    »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
    »Einsatzbesprechungen, Übersichten«, antwortete Holden kurz angebunden. »Irgendetwas, das nützlich ist. Und Sie?«
    »Ich könnte versuchen, die interne Überwachung zu prüfen.«
    »Was wollen Sie da finden?«
    »Das, was Julie gefunden hat«, erklärte Miller.
    Das Sicherheitssystem unterstellte einfach, dass jeder, der hier Platz nahm, auch berechtigt war, die Rohdaten abzurufen. Trotzdem dauerte es noch eine halbe Stunde, bis Miller die Befehlsstruktur durchschaut hatte und die richtigen Abfragen absetzen konnte. Sobald er es begriffen hatte, war es nicht mehr schwer. Die Zeitstempel der Logdateien führten ihn zu dem Tag, an dem die Scopuli verschwunden war. Die Überwachungskamera in der Luftschleuse zeigte ihm, wie die Crew – die meisten waren Gürtler – hereingeführt wurde. Die Wächter waren gepanzert und hatten die Visiere verdunkelt. Miller fragte sich, ob sie absichtlich ihre Identität verschleiert hatten. Das hätte den Schluss erlaubt, dass sie die Crew am Leben lassen wollten. Oder sie waren vorsichtig und rechneten mit Widerstand in letzter Minute. Die Crew der Scopuli trug keine Schutzanzüge. Zwei von ihnen trugen nicht einmal Uniformen.
    Julie trug eine.
    Es war eigenartig, sie in Bewegung zu sehen. Seltsam entrückt machte Miller sich klar, dass er sie noch nie lebendig beobachtet hatte. Bisher kannte er nur die Standbilder aus der Akte auf Ceres. Jetzt sah er sie mit ihren Gefährten herbeischweben. Die Haare hatte sie sich aus den Augen gestrichen, und sie biss die Zähne zusammen. Inmitten ihrer Crew und den Männern in den Rüstungen wirkte sie sehr zierlich. Das kleine reiche Mädchen, das dem Reichtum und dem Status den Rücken gekehrt hatte, um den unterdrückten Gürtel zu unterstützen. Julie, die ihrer Mutter gesagt hatte, sie könne die Razorback verkaufen – das Schiff, das sie liebte –, weil sie sich nicht erpressen lassen wollte. In Bewegung sah sie etwas anders aus als die Fantasieversion, die er sich aufgebaut hatte – die Art, wie sie die Schultern zurücknahm, wie sie auch bei null G die Zehen zum Boden streckte –, doch im Grunde war sie das, was er sich erträumt hatte. Es kam ihm eher so vor, als füllte sie die Lücken mit neuen Details, statt das alte Bild über den Haufen

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