Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
bestätigte Amos.
»Alex, behalten Sie von da drüben Amos’ Biomed-Daten im Auge, und sagen Sie uns sofort Bescheid, wenn Sie ein Problem erkennen«, befahl Holden über den allgemeinen Kanal.
»Alles klar«, antwortete Alex gelassen.
»Haben Sie was gefunden?«, erkundigte Holden sich bei Miller auf dem privaten Kanal.
»Nichts Unerwartetes«, erklärte Miller. »Und Sie?«
»Ja, durchaus. Sehen Sie es sich an.«
Miller stieß sich ab und schwebte vor den Bildschirm, an dem Holden gearbeitet hatte. Holden zog sich etwas zurück und rief schon wieder neue Videologs auf.
»Ich dachte, irgendjemand muss doch der Letzte gewesen sein«, erklärte Holden. »Ich meine, irgendjemand muss als Letzter krank geworden sein, als es losging. Deshalb habe ich die Verzeichnisse direkt vor dem Zeitpunkt durchgesehen, als die Systeme abgeschaltet wurden.«
»Und?«
»Zwei Tage vor dem Herunterfahren gibt es eine Menge Aktivität, dann zwei Tage lang überhaupt nichts mehr. Dann eine kleine Spitze. Eine Menge aufgerufene Dateien und Systemdiagnosen. Anschließend hat jemand die Sicherungen überbrückt und die Atmosphäre abgelassen.«
»Das dürfte Julie gewesen sein.«
»Das dachte ich auch«, antwortete Holden. »Aber einer der Feeds, die sie aufgerufen hat, war … verdammt, wo hab ich ihn? Hier. Sehen Sie zu.«
Der Bildschirm blinkte, dann wanderte ein hochaufgelöstes grün-goldenes Abzeichen auf die Fläche. Es war das Firmenzeichen von Protogen, allerdings mit einem Wahlspruch, den Miller noch nie gesehen hatte: Besser, schneller, weiter.
»Was sagt der Zeitstempel der Datei?«, wollte Miller wissen.
»Das Original entstand vor etwa zwei Jahren«, sagte Holden. »Diese Kopie wurde vor acht Monaten angefertigt.«
Das Zeichen verschwand, und ein Mann mit angenehmen Ge sichtszügen, der an einem Schreibtisch saß, erschien. Er hatte dunkle, an den Schläfen leicht ergraute Haare und Lippen, die anscheinend häufig lächelten. Er nickte in die Kamera. Das Lächeln erreichte die Augen nicht, die so leer blieben wie die eines Hais.
Ein Soziopath, dachte Miller.
Lautlos bewegten sich die Lippen des Mannes. »Verdammt.« Holden legte einen Schalter um, der den Ton in ihre Anzüge übertrug. Er spulte zurück und startete die Aufzeichnung noch einmal.
»Mister Dresden«, sagte der Mann, »ich möchte Ihnen und den anderen Aufsichtsratsmitgliedern dafür danken, dass Sie sich die Zeit nehmen, diese Informationen zu prüfen. Ihre Unterstützung in finanzieller wie auch in anderer Hinsicht hat maßgeblich zu den unglaublichen Entdeckungen beigetragen, die wir im Rahmen dieses Projekts machen konnten. Protogens unermüdliche Unterstützung der wissenschaftlichen Forschung hat die Arbeit meines Teams überhaupt erst ermöglicht. Meine Herren, ich will ganz offen sein. Das Protomolekül von Phoebe hat alle unsere Erwartungen übertroffen. Ich glaube, es stellt einen technologischen Durchbruch dar, der alles verändern wird. Mir ist klar, dass Firmenpräsentationen wie diese nie frei von Übertreibungen sind. Bitte glauben Sie mir, dass ich gründlich darüber nachgedacht habe und meine Worte mit Bedacht wähle: Protogen kann die wichtigste und mächtigste Organisation in der Geschichte der Menschheit werden. Allerdings sind dazu Initiative, Ehrgeiz und kühnes Handeln notwendig.«
»Er redet davon, Leute umzubringen«, sagte Miller.
»Haben Sie das schon einmal gesehen?«, fragte Holden.
Miller schüttelte den Kopf, eine neue Einspielung begann. Der Mann verschwand, und eine Animation nahm seinen Platz ein. Es war eine grafische Darstellung des Sonnensystems. Farbige Flächen markierten die Ekliptik. Die Fahrt der virtuellen Kamera begann bei den inneren Planeten, wo sich vermutlich Mister Dresden und die anderen Aufsichtsratsmitglieder befanden, und steuerte die Gasriesen an.
»Für diejenigen unter Ihnen, die das Projekt nicht kennen, sei zur Erklärung gesagt, dass vor acht Jahren die erste bemannte Landung auf Phoebe stattfand«, erklärte der Soziopath.
Die Animation zeigte jetzt Saturn. Die Ringe und der Planet zogen majestätisch, wenngleich alles andere als naturgetreu vorbei.
»Phoebe war ein kleiner vereister Mond, und man nahm an, man könne dort eines Tages Wasser gewinnen wie in den Ringen selbst. Die marsianische Regierung führte eine wissenschaftliche Erkundung durch, was jedoch eher einem Bedürfnis nach bürokratischer Genauigkeit als der Hoffnung auf wirtschaftlichen Gewinn geschuldet war. Man
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