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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Sein Anzug konnte eine einfache Videodatei abspeichern und die Daten in Echtzeit senden. Aber nein, dies war sein eigener Moment. Er gehörte ihm und Julie allein. Der Rest der Menschheit mochte seinetwegen raten, wie so etwas aussah.
    Das mächtige Glühen der Nauvoo erfüllte jetzt ein Viertel des Himmels, die Kugel hatte sich über den Horizont erhoben. Das sanfte Murmeln des Eros-Feeds wechselte zu etwas, das offensichtlich künstlichen Ursprungs war: ein anschwellender, schriller werdender Laut, der ihn aus irgendeinem Grund an die grünen Radarschirme in alten Filmen erinnerte. Darunter lagen Stimmen, doch die Worte und die Sprache konnte er nicht erkennen.
    Die Abgasfackel der Nauvoo erfüllte den halben Himmel, die Sterne verblassten im grellen Licht des vollen Gegenschubs. Millers Anzug zirpte eine Strahlenwarnung, die er abschaltete.
    Wäre die Nauvoo bemannt gewesen, dann hätte sie nicht mit dieser Beschleunigung fliegen können. Selbst auf den besten Druckliegen hätte der Schub die Knochen der Besatzung zu Brei zerquetscht. Er versuchte abzuschätzen, wie schnell das Schiff beim Aufschlag wäre.
    Schnell genug. Nur darauf kam es an. Schnell genug.
    Im Zentrum der Blüte aus Feuer erkannte Miller einen dunklen Punkt, nicht größer als die Mine in einer Bleistiftspitze. Das Schiff selbst. Er holte tief Luft. Wenn er die Augen schloss, drang das Licht rot durch die Lider. Als er sie wieder öffnete, hatte die Nauvoo eine Länge und einen Umriss bekommen. Eine Nadel, ein Pfeil, eine Rakete. Eine Faust, die sich aus der Tiefe des Raumes erhob. Zum ersten Mal, soweit er sich erinnern konnte, empfand Miller Ehrfurcht.
    Eros rief.
    »KOMMT MIR JA NICHT ZU NAHE!«
    Langsam dehnte sich der Kreis des Feuers zu einem Oval und einer mächtigen Rückstoßflamme. Die Nauvoo war silbrig im Profil zu erkennen. Miller glotzte fassungslos.
    Die Nauvoo hatte das Ziel verfehlt, als wäre sie im letzten Moment abgebogen. In genau diesem Moment schoss sie an Eros vorbei, statt die Station zu treffen. Doch er hatte keinerlei Steuerdüsen erkannt, und außerdem war es nicht möglich, etwas so Großes, das sich so schnell bewegte, binnen eines Atemzuges umzulenken, ohne das ganze Schiff zu zerreißen. Allein die Beschleunigungskräfte …
    Miller betrachtete die Sterne, als sei dort die Antwort aufgeschrieben. Zu seiner Überraschung war das sogar der Fall. Die vorbeiziehende Milchstraße, das unendliche Gesprenkel der Sterne, alles war noch da. Doch der Winkel hatte sich verändert. Eros’ Rotationsachse hatte sich verschoben, das Verhältnis zur Ekliptik war verändert.
    Es wäre für die Nauvoo unmöglich gewesen, im letzten Moment den Kurs zu wechseln, ohne in Stücke zu gehen. Also war dies nicht geschehen. Die Eros-Station hatte ein Volumen von etwa sechshundert Kubikkilometern. Vor dem Experiment von Protogen hatte sie den zweitgrößten Raumhafen im Gürtel beherbergt.
    Ohne auch nur die Haltekraft von Millers Magnetstiefeln aufzuheben, war Eros ausgewichen.

49 Holden
    »Verdammte Scheiße«, fluchte Amos tonlos.
    »Jim«, sagte Naomi, die hinter Holden stand. Er wehrte mit einer Geste ab und öffnete einen Kanal zu Alex im Cockpit.
    »Alex, haben wir gerade gesehen, was meine Sensoren behaupten?«
    »Ja, Käpt’n«, bestätigte der Pilot. »Radar und visuelle Erfassung stimmen darin überein, dass Eros in weniger als einer Minute zweihundert Kilometer in Umlaufrichtung vorgesprungen ist.«
    »Verdammte Scheiße«, sagte Amos noch einmal ebenso tonlos wie beim ersten Mal. Das metallische Klappern von Luken, die sich öffneten und schlossen, hallte durch das Schiff, als Amos über die Leiter heraufkam.
    Holden war gereizt, weil Amos ohne Erlaubnis seinen Posten verließ, aber damit würde er sich später befassen. Zuerst einmal musste er sicher sein, dass die Rosinante und die Mannschaft nicht soeben einer Gruppenhalluzination zum Opfer gefallen waren.
    »Naomi, gib mir den Com«, sagte er.
    Mit aschfahlem Gesicht drehte sie sich zu ihm herum.
    »Wie kannst du so ruhig bleiben?«, fragte sie.
    »Panik hilft jetzt nicht. Wir müssen herausfinden, was passiert ist, ehe wir intelligent planen können. Gib mir bitte den Com.«
    »Verdammte Scheiße«, sagte Amos zum dritten Mal, als er auf das Operationsdeck kletterte. Mit einem Knall fiel die Luke hinter ihm zu.
    »Matrose, ich kann mich nicht erinnern, Ihnen den Befehl gegeben zu haben, Ihren Posten zu verlassen«, ermahnte Holden ihn.
    »Intelligent planen«,

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