Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

immer wieder. Shed sank auf die Knie und trommelte trotz der zwei G mit beiden Fäusten auf den Boden. Er weinte nicht, sondern blickte Holden an und sagte: »Dann wird Cameron wohl seinen neuen Arm nicht mehr bekommen.« Er schlug sich die Hände vor das Gesicht und zitterte am ganzen Körper.
    »Alex, bremsen Sie ab. Wir haben es jetzt nicht mehr eilig«, sagte Holden über den Schiffscom. Der Schub sank allmählich auf ein G.
    »Was jetzt, Kapitän?« Naomi sah ihn scharf an. Jetzt hast du das Sagen. Benimm dich entsprechend.
    »Am liebsten würde ich sie wegfegen, aber da wir keine passenden Waffen haben … wir folgen ihnen. Wir behalten sie im Auge, bis wir wissen, wohin sie wollen. Wir sagen allen, wer sie sind.«
    »Verdammt auch«, fluchte Amos laut.
    »Amos«, sagte Naomi über die Schulter, »bringen Sie Shed nach unten, und legen Sie ihn auf eine Liege. Wenn nötig, geben Sie ihm etwas, damit er schläft.«
    »Alles klar, Boss.« Amos legte Shed einen Arm um die Hüften und brachte ihn nach unten.
    Als sie fort waren, wandte Naomi sich wieder an Holden.
    »Nein, Sir, wir werden sie nicht verfolgen. Wir rufen Hilfe und folgen den Anweisungen der Helfer.«
    »Ich …«, setzte Holden an.
    »Ja, Sie sind jetzt der Boss, damit bin ich Ihr XO, und es ist die Aufgabe des XO, es dem Kapitän zu sagen, wenn er sich wie ein Idiot benimmt. Das haben Sie gerade getan, Sir. Mit Ihrer Sendung haben Sie sie schon fast verleitet, uns umzubringen. Wollen Sie wirklich hinterherjagen? Was tun Sie, wenn die sich einholen lassen? Noch einmal an ihre Gefühle appellieren?« Naomi kam näher. »Sie müssen jetzt die noch lebenden vier Mitglieder der Mannschaft schützen. Das ist alles. Wenn wir in Sicherheit sind, können Sie immer noch auf den Kreuzzug gehen, Sir.«
    Holden löste die Gurte seiner Liege und stand auf. Die Wirkung des Safts ließ allmählich nach, jetzt fühlte er sich ausgelaugt, und ihm war übel. Naomi reckte das Kinn, sagte aber nichts mehr.
    »Ich bin froh, dass Sie bei mir sind, Naomi«, antwortete er. »Kümmern Sie sich um die Mannschaft. McDowell hat mir einen letzten Befehl gegeben.«
    Naomi musterte ihn kritisch. Er sah, dass sie ihm nicht traute. Er verteidigte sich nicht, sondern wartete einfach, bis sie fertig war. Sie nickte knapp und stieg die Leiter zum Unterdeck hinab.
    Als sie fort war, stellte er methodisch die Sendung zusammen und fügte alle Sensordaten der Canterbury und der Knight hinzu. Alex kam aus dem Cockpit herunter und setzte sich schwerfällig auf den nächsten Stuhl.
    »Wissen Sie, Kapitän, ich hab nachgedacht.« Nach dem Genuss des Safts sprach er ebenso bebend wie Holden.
    Holden verkniff sich eine gereizte Antwort wegen der Störung. »Worüber denn?«
    »Das getarnte Schiff.«
    Holden sah ihn an.
    »Nun erzählen Sie schon.«
    »Ich wüsste nicht, dass Piraten so etwas haben.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Das einzige Mal, dass ich so eine Technik gesehen habe, war bei der Raummarine«, erklärte Alex. »Wir haben an Energie absorbierenden Schichten und internen Hitzeableitern gearbeitet. Es ist eher eine strategische als eine taktische Waffe. Einen aktiven Antrieb kann man nicht verbergen, aber wenn man in Position ist und den Antrieb herunterfährt, kann man die überschüssige Wärme intern speichern und sich recht gut verstecken. Dazu noch die Energie absorbierende Schicht, und man wird von passiven Sensoren nicht mehr erfasst. Im Übrigen ist es für Leute außerhalb des Militärs gar nicht so einfach, an Atomraketen heranzukommen.«
    »Wollen Sie damit sagen, die marsianische Raummarine steckt dahinter?«
    Alex atmete tief und bebend ein.
    »Wenn wir so etwas hatten, dann kann man davon ausgehen, dass auch die Erde daran gearbeitet hat.«
    Sie wechselten einen Blick. Beide wussten, was dies zu bedeuten hatte. Holden zog den Sender und die Batterie, die sie auf der Scopuli gefunden hatten, aus der Schenkeltasche seines Anzugs. Er nahm das Gerät auseinander und suchte nach Stempeln oder Abzeichen. Alex sah ihm zu und hielt zur Abwechslung einmal den Mund. Der Sender war ein Allerweltsgerät, das von jeder Funkanlage eines Raumschiffs im Sonnensystem hätte stammen können. Die Batterie war ein nichtssagender grauer Klotz. Alex streckte die Hand aus, und Holden gab sie ihm. Der Pilot brach die graue Plastikhülle auf und drehte die Metallbatterie hin und her. Ohne ein weiteres Wort hielt er Holden die Unterseite hin. In das schwarze Metall war eine Seriennummer eingestanzt,