Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
Ihr Quartier.« Fred führte sie weiter den Gang hinunter und erklärte ihnen unterwegs, wo sie sich befanden. »In der Tycho-Station gab es, wie nicht anders zu erwarten, im Laufe der letzten hundert Jahre einige Veränderungen, doch die Grundstruktur ist die alte geblieben. Es war von Anfang an ein brillantes Design. Malthus Tycho war ein genialer Ingenieur. Sein Enkelsohn Bredon leitet heute die Firma. Im Moment ist er nicht auf der Station, sondern in der Schwerkraftsenke auf Luna, um den nächsten großen Vertrag abzuschließen.«
»Mir scheint, mit dem Monster, das da draußen parkt, haben Sie jetzt schon eine Menge am Hals. Außerdem ist ein Krieg im Gange.«
Eine Gruppe von Leuten in verschiedenfarbigen Overalls kam ihnen entgegen. Sie unterhielten sich angeregt. Der Flur war so breit, dass niemand ausweichen musste. Fred winkte ihnen zu.
»Die erste Schicht ist gerade vorbei, deshalb herrscht hier viel Betrieb. Nein, es ist tatsächlich an der Zeit, einen neuen Auftrag hereinzuholen. Die Nauvoo ist fast fertig. In sechs Monaten gehen die Kolonisten an Bord. Wir müssen früh genug das nächste Projekt buchen. Tycho gibt jeden Tag elf Millionen UN-Dollar aus, um die Station in Betrieb zu halten, ob wir nun Geld verdienen oder nicht. Das reißt ein großes Loch. Und der Krieg … nun ja, wir hoffen, dass es nur eine vorübergehende Sache ist.«
»Jetzt nehmen Sie sogar Flüchtlinge auf. Das macht es nicht besser«, antwortete Holden.
Fred lachte. »Vier Leute mehr, das bringt uns nicht so schnell ins Armenhaus.«
Holden blieb stehen und zwang damit auch die anderen, hinter ihm anzuhalten. Fred ging mehrere Schritte weiter, ehe er es bemerkte und sich verwirrt umdrehte.
»Sie weichen mir aus«, sagte Holden. »Abgesehen von einem gestohlenen marsianischen Kriegsschiff, das ein paar Milliarden wert ist, haben wir nichts Wertvolles. Alle halten uns für tot. Jeder Zugriff auf unsere Konten würde das allerdings sofort widerlegen, und ich lebe nicht in einem Universum, in dem ein guter Onkel mit Kriegswaffen spielt und aus reiner Herzensgüte alles wieder in Ordnung bringt. Entweder Sie sagen uns, warum Sie das Risiko eingehen, uns hier aufzunehmen, oder wir kehren zum Schiff zurück und versuchen uns als Piraten.«
»Man wird uns die Geißel der marsianischen Handelsflotte nennen«, knurrte Amos irgendwo hinter ihm. Es klang begeistert.
Fred hob beschwichtigend beide Hände. Sein Blick war hart und zugleich auch amüsiert.
»Ich führe nichts Böses im Schilde, glauben Sie mir. Sie sind bewaffnet, und die Sicherheitskräfte der Station werden Ihnen erlauben, die Waffen zu tragen, wann immer Sie wollen. Das allein sollte Ihnen zeigen, dass ich nichts Hinterhältiges plane. Aber lassen Sie mich Ihnen Ihre Quartiere zeigen, ehe wir weiterreden, ja?«
Holden rührte sich nicht. Eine weitere Gruppe von Arbeitern kam im Flur vorbei. Neugierig beäugten sie die Szene. Einer rief herüber: »Alles in Ordnung, Fred?«
Fred nickte und winkte ungeduldig. »Lassen Sie uns wenigstens aus dem Flur verschwinden.«
»Wir packen erst aus, wenn wir ein paar Antworten bekommen haben«, erwiderte Holden.
»Schön. Wir sind fast da.« Fred führte sie mit etwas schnelleren Schritten weiter. Schließlich blieb er an einem kurzen Seitengang mit zwei Türen stehen. Eine öffnete er mit einer Magnetkarte und führte die vier Gäste in eine große Suite mit einem riesigen Wohnzimmer und vielen Sitzgelegenheiten.
»Das Bad ist hinter der Tür da drüben. Das Schlafzimmer ist dort rechts. Hier drüben gibt es sogar eine Kochnische.« Er deutete darauf.
Holden setzte sich auf einen großen braunen Kunstledersessel und lehnte sich an. In einer Tasche der Armlehne steckte eine Fernbedienung. Vermutlich konnte man damit den beeindruckend großen Bildschirm steuern, der fast eine ganze Wand einnahm. Naomi und Amos setzten sich auf eine zum Sessel passende Couch, Alex ließ sich auf einem Zweiersofa nieder, das als Kontrast mit einem schönen beigefarbenen Stoff bezogen war.
»Sitzen Sie gut?« Fred zog einen der sechs Stühle von der Essecke herüber und ließ sich gegenüber von Holden nieder.
»Nicht schlecht«, sagte Holden widerwillig. »Aber mein Schiff hat eine wirklich schöne Kaffeemaschine.«
»Ich sehe ein, dass Bestechung bei Ihnen nichts nützt. Haben Sie es sich bequem gemacht? Wir haben zwei Wohnungen für Sie vorgesehen, die einander ähnlich sind, allerdings gibt es in der anderen zwei Schlafzimmer. Ich war
Weitere Kostenlose Bücher