Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lewis, CS - Narnia 1

Lewis, CS - Narnia 1

Titel: Lewis, CS - Narnia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Wunder von Narnia
Vom Netzwerk:
verschwunden, nur noch grausam und voller Verzweiflung waren sie, als hätten die Leute, denen diese Gesichter gehörten, Schreckliches vollbracht und Schreckliches erlitten. Die letzte Gestalt war am aller interessantesten. Eine Frau war es, noch üppiger bekleidet als die anderen, noch größer auch, dabei waren alle hier sowieso schon wesentlich größer als die Menschen unserer Welt. Und in dem Gesicht dieser Frau lag eine solche Wildheit und ein solcher Stolz, daß es einem den Atem nahm. Dennoch war sie schön. Viele Jahre später, als Digory schon ein alter Mann war, sagte er, solch eine schöne Frau hätte er nie mehr gesehen. Doch der Gerechtigkeit halber muß ich hinzufügen, daß Polly immer behauptete, sie hätte die Frau gar nicht so besonders schön gefunden.
    Wie gesagt, diese Frau war die letzte in der Reihe. Neben ihr standen noch viele leere Stühle, als wäre der Raum dazu bestimmt gewesen, noch vielen von diesen Gestalten Platz zu bieten.
    »Ich möchte bloß wissen, was hinter dieser ganzen Sache steckt«, sagte Digory. »Komm, wir gehen zurück zu dem tischähnlichen Gebilde.«
    Das, was da in der Mitte der Halle stand, war eigentlich kein Tisch. Es war eine viereckige, ungefähr ein Meter zwanzig hohe Säule, über der sich ein kleiner goldener Rundbogen erhob, mit einem goldenen Glöckchen daran.
    Daneben lag ein goldenes Hämmerchen.
    »Wenn ich nur wüßte…wenn ich nur wüßte…« überlegte Digory.
    »Hier scheint etwas eingraviert zu sein«, bemerkte Polly. Sie beugte sich nieder und betrachtete den Pfeiler.
    »Heiliger Bimbam! Du hast recht!« sagte Digory.
    »Aber natürlich können wir es nicht lesen.«
    »Meinst du? Vielleicht doch!« Polly war anderer Meinung.
    Beide starrten. Tatsächlich sahen die in den Stein gehauenen Schriftzeichen äußerst eigenartig aus. Doch da geschah ein großes Wunder. Während sie starrten, merkten sie, daß ihnen die Bedeutung der Zeichen langsam klar wurde, obwohl sich die Zeichen selbst nicht veränderten. Wenn nur Digory sich noch an seinen Ausspruch von vorhin erinnert hätte, dies sei ein verzauberter Raum, dann hätte er sichdenken können, daß der Zauber jetzt langsam zu wirken begann. Aber er war so von seiner Neugier gefangengenommen, daß er daran gar nicht dachte. Er wollte unbedingt wissen, was da auf der Säule stand. Und schon bald darauf erfuhren sie es alle beide.
    Zwar kann man die Worte, die in der Halle zu lesen waren, nicht wirklich wiedergeben, aber sinngemäß lautete der Spruch etwa so:
    Schlag die Glocke, ruf die Gefahr,
    Oder schlag sie nicht, doch dann fürwahr
    Wirst du dich bis zum Wahnsinn fragen,
    Was geschehn wäre, hättst du sie geschlagen.
    »Auf Gefahr können wir verzichten. Das steht fest«, sagte Polly.
    »Polly! Verstehst du denn nicht? Wir können doch jetzt nicht mehr zurück!« protestierte Digory. »Sonst fragen wir uns bis in alle Ewigkeit, was wohl passiert wäre, wenn wir geläutet hätten. Ich will nicht nach Hause zurück und Wahnsinnigwerden, nur weil ich an nichts anderes mehr denken kann. Das steht ebenfalls fest!«
    »Jetzt red doch keinen solchen Mist!« schimpfte Polly. »Weshalb sollst du denn wahnsinnig werden? Es kann uns doch völlig egal sein, was passiert wäre, wenn…«
    »Ich glaube, wenn man erst mal so weit gekommen ist wie wir, dann muß man anschließend so lange darüber nachdenken, bis man tatsächlich wahnsinnig wird. Das ist die Zauberei dabei. Ich merke es, bei mir wirkt sie schon langsam.«
    »Ich spüre nichts!« Polly war böse. »Und ich glaube auch nicht, daß es bei dir wirkt. Ich glaube, daß du nur so tust.«
    »Das sagst du«, sagte Digory. »Das kommt daher, weil du ein Mädchen bist. Mädchen interessieren sich für gar nichts, höchstens für Klatsch und Tratsch. Wer sich mit wem verlobt hat und so.«
    »Wenn du so redest, machst du das gleiche Gesicht wie dein Onkel Andrew«, sagte Polly.
    »Warum bleibst du nicht beim Thema?« wollte Digory wissen. »Wir haben darüber gesprochen…«
    »Typisch Mann«, erklärte Polly, und sie klang ziemlich erwachsen dabei. Doch dann fügte sie rasch mit ihrer eigenen Stimme hinzu: »Und jetzt sag bloß nicht,›typisch Frau‹! Das wäre wirklich gemein!«
    »Fiele mir nicht im Traum ein. So eine Göre wie dich soll ich Frau nennen?« fragte Digory herablassend.
    »So? Eine Göre bin ich also?« gab Polly zurück. Jetzt wurde sie wirklich wütend. »Na gut! Ich will nicht, daß du dich weiterhin mit einer Göre abgeben mußt: Ich

Weitere Kostenlose Bücher