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Lewis, CS - Narnia 1

Lewis, CS - Narnia 1

Titel: Lewis, CS - Narnia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Wunder von Narnia
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eigentlich gar nicht mehr nötig war.
    Hoch aufragende Mauern umgaben den Hof, auf dem sie standen. Das Mauerwerk war durchbrochen von vielen riesigen, glaslosen Fenstern, durch die nur schwarze Finsternis zu sehen war. Weiter unten klafften riesige Säulengänge wie die schwarzen Mäuler von Eisenbahntunnels. Es war auch ziemlich kalt.
    Der Stein, aus dem alles gebaut war, schien rot zu sein, aber das lag vielleicht nur an dem eigenartigen Licht. Alles war offensichtlich uralt. Viele von den flachen Pflastersteinen hatten Sprünge, sie fügten sich nicht mehr richtig aneinander, und die scharfen Plattenkanten waren alle abgetreten. Einer der gewölbten Torbogen lag voller Geröll. Die beiden Kinder drehten und wendeten sich, um alles zu betrachten. Vor allem drehten und wendeten sie sich deshalb, weil ja vielleicht irgendeiner oder irgend etwas aus diesen Fenstern starrte, wenn sie sich gerade in eine andere Richtung drehten.
    »Glaubst du, hier wohnt einer?« fragte Digory schließlich. Er flüsterte noch immer.
    »Nein«, meinte Polly. »Das ist doch alles am Zusammenbrechen. Wir haben keinen einzigen Laut gehört, seit wir da sind.«
    »Wir bleiben jetzt still stehen und horchen«, schlug Digory vor.
    Also blieben sie still stehen und horchten, aber außer ihrem eigenen Herzklopfen war nichts zu hören. Hier war es mindestens genauso still wie in dem Wald zwischen den Welten. Nur war hier die Stille ganz anders. Im Wald war sie üppig gewesen, warm und voller Leben–um ein Haar hätte man dort die Bäume wachsen hören. Hier war sie tot, kalt und leer. Man konnte sich nicht vorstellen, daß in dieser Stille etwas wachsen sollte.
    »Komm, wir gehen nach Hause«, schlug Polly vor.
    »Wir haben doch noch gar nichts gesehen!« protestierte Digory.
    »Wenn wir schon mal da sind, dann müssen wir uns auch umsehen.«
    »Ich bin sicher, hier gibt es überhaupt nichts Interessantes zu sehen.«
    »Welchen Sinn hat es denn, wenn man einen Zauberring findet, der einem den Zutritt zu anderen Welten verschafft, wenn man dann aber Angst davor hat, sie anzuschauen?«
    »Wer hat hier was von Angst gesagt?« fragte Polly und ließ Digorys Hand los.
    »Ich dachte nur, weil du offensichtlich keine große Lust hast, dich hier umzuschauen.«
    »Ich gehe überall hin, wo du hingehst.«
    »Wir können ja jederzeit wieder von hier verschwinden«, sagte Digory.
    »Wir streifen jetzt die grünen Ringe ab und stecken sie in unsere rechte Tasche. Wir dürfen nur nicht vergessen, daß wir die gelben in der linken Tasche haben. Du kannst deine Hand so nah an deiner Tasche lassen, wie du nur willst, nur hineinstecken darfst du sie nicht. Sonst berührst du den Ring, und dann bist du weg.«
    Also streiften sie ihre Ringe ab und gingen zu einem großen Torbogen, der in ein Gebäude führte. Als sie von der Schwelle aus nach drinnen schauten, sahen sie, daß es dort gar nicht so düster war, wie sie zuerst gedacht hatten.
    Die Tür führte in eine weitläufige, schattige Halle, die leer zu sein schien. Gegenüber, am anderen Ende der Halle, stand eine Säulenreihe, durchbrochen von Rundbögen, durch die das eigenartig träge wirkende Licht hereinfiel. Ganz vorsichtig, weil der Fußboden ja vielleicht schadhaft war oder weil Dinge herumliegen mochten, über die man stolpern konnte, durchquerten Polly und Digory die Halle. Der Weg kam ihnen endlos lang vor.
    Am anderen Ende angelangt, traten sie durch einen Rundbogen hinaus und standen auf einem noch größeren Hof.
    »Das sieht ja ziemlich gefährlich aus«, meinte Polly und deutete auf eine Mauer, die sich nach außen wölbte und geradeso aussah, als könne sie jeden Moment einstürzen. An einer Stelle fehlte ein Pfeiler zwischen zwei Rundbögen, und dort, wo sich die beiden Bögen trafen und wo der Pfeiler hätte stehen müssen, hingen die Steine frei in der Luft. Ganz offensichtlich war der Ort hier seit Hunderten, ja vielleicht seit Tausenden von Jahren unbewohnt.
    »Wenn es bis jetzt gehalten hat, dann wird es vermutlich nicht ausgerechnet jetzt zusammenbrechen«, sagte Digory. »Aber wir müssen uns ganz still verhalten. Weißt du–manchmal kann ein Geräusch der auslösende Faktor sein–wie bei einer Lawine in den Alpen.«
    Sie verließen den Hof und traten durch eine andere Tür, kletterten eine riesige Treppe empor, durchschritten weite Hallen, eine nach der anderen, bis ihnen ganz schwindlig wurde von den riesigen Ausmaßen dieser Bauwerke. Von Zeit zu Zeit dachten sie, jetzt müßten

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