Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lewis, CS - Narnia 7

Lewis, CS - Narnia 7

Titel: Lewis, CS - Narnia 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der letzte Kampf
Vom Netzwerk:
richtigen Gefühl für alle Dinge erkannte er, daß er seine Schlafenszeit genau eingehalten hatte. Tirian erhob sich, setzte seinen Helmturban auf (er hatte im Panzerhemd geschlafen) und rüttelte dann Jutta und Eugen, bis sie sich rührten. Als sie aus dem Bett kletterten, sahen sie grau und elend aus, und sie gähnten gewaltig.
    »Jetzt«, sagte Tirian, »gehen wir von hier aus genau nach Norden. Wenn wir Glück haben, gibt es eine sternklare Nacht, dann wird unsere Reise kürzer sein als die heute morgen. Da machten wir nämlich einen Umweg, aber jetzt gehen wir geradeaus. Ruft uns jemand an, so seid ihr beide still. Ich werde mir Mühe geben und so sprechen wie ein hochnäsiger kalormenischer Graf. Wenn ich mein Schwert zücke, Eugen, dann mußt du es ebenso machen. Jutta hinter uns soll mit einem Pfeil an der Sehne bereitstehen. Aber wenn ich rufe ›zurück!‹, dann flieht ihr beide zum Turm. Wenn ich den Befehl zum Rückzug gegeben habe, darf keiner mehr weiterkämpfen, kein Hieb oder Stoß mehr! Falsche Tapferkeit hat im Kriege die besten Pläne verdorben. Nun vorwärts, Freunde, im Namen Aslans!«
    Hinaus ging es in die kalte Nacht. Die großen nördlichen Sterne leuchteten über den Wipfeln der Bäume. Der Nordstern jener Welt, die ›Lanzenspitze‹, ist heller als unser Polarstern.
    Eine Zeitlang konnten sie gerade auf die ›Lanzenspitze‹ zugehen. Aber bald bogen sie von ihrem Weg ab und ließen ein dichtes Gebüsch links liegen. Auf dem waldigen Weg hatten sie Mühe, die alte Richtung wieder aufzunehmen. Aber Jutta fand sich zurecht, denn sie war eine tüchtige Pfadfinderin gewesen. Natürlich kannte sie auch die Sterne von Narnia genau, weil sie damals viel in die nördlichen Länder gereist war. Sie konnte die Richtung sogar durch andere Sterne ermitteln, wenn die ›Lanzenspitze‹ verborgen war. Als Tirian erkannte, was für eine gute Pfadfinderin Jutta war, schickte er sie voraus. Er war erstaunt, wie leise und fast unsichtbar sie ihnen den Weg bahnte.
    »Bei der Mähne des Löwen!« flüsterte er Eugen zu. »Jutta ist ein wunderbares Waldmädchen. Eine echte Baumnymphe könnte es kaum besser machen.«
    »Sie ist so klein, das hilft«, wisperte Eugen. Aber Jutta flüsterte zurück: »Pst, leiser!«
     
     
    Der Wald um sie herum war still, fast zu ruhig. In einer gewöhnlichen Nacht in Narnia müssen Geräusche zu hören sein: gelegentlich das heitere ›Gute Nacht‹ eines Igels, der Schrei einer Eule von oben, vielleicht eine Flöte von fern, die vom Tanz der Faune erzählt, oder das unterirdische Klopfen und Hämmern von Zwergen. Das alles aber war verstummt; Schwermut und Furcht lagen über Narnia.
    Nach einiger Zeit stieg der Weg steil an, und die Bäume standen weit auseinander. Tirian konnte undeutlich den wohlbekannten Berggipfel und den Stall erkennen. Jutta ging nur mit größter Vorsicht weiter. Mit der Hand gab sie den andern Zeichen, sie sollten dasselbe tun. Dann stand sie totenstill, und Tirian sah sie allmählich ins Gras sinken und ohne einen Laut verschwinden.
    Etwas später erhob sie sich wieder, legte ihren Mund dicht an Tirians Ohr und sagte so leise wie möglich: »Legt euch hin, dann könnt ihr gut ssehen.« Sie sagte ssehen mit zwei s am Anfang statt sehen, nicht, weil sie mit der Zunge anstieß, sondern weil sie wußte, daß der zischende Buchstabe S Teil eines Flüsterns ist, das man gerade noch hören kann. Tirian legte sich sofort nieder, nicht ganz so leise wie Jutta, denn er war älter und schwerer.
    Sobald sie im Gras lagen, sah Tirian, wie von dieser Stelle aus die Kante des Berges sich scharf vom sternbesäten Himmel abhob. Zwei schwarze Formen waren deutlich zu erkennen: die eine war der Stall, und etwas abseits, einen halben Meter davor, sahen sie eine kalormenische Schildwache. Aber es war eine schlechte Wache: Der Posten stand nicht da, er ging auch nicht auf und ab, sondern saß mit seinem Speer über der Schulter und mit dem Kinn auf der Brust.
    »Gut gemacht«, sagte Tirian zu Jutta. Sie hatte ihm genau das gezeigt, was er sehen wollte.
    Sie standen auf, und nun übernahm Tirian die Führung. Sie wagten kaum zu atmen und setzten langsam ihren Weg fort bis zu einer kleinen Baumgruppe, etwas von dem Wachtposten entfernt.
    »Wartet hier, bis ich wiederkomme«, flüsterte Tirian den beiden zu. »Wenn es mir mißlingt, dann müßt ihr fliehen.«
    Er ging kühn auf den feindlichen Wachtposten zu. Der Mann stutzte, als er Tirian sah, und wollte gerade seine

Weitere Kostenlose Bücher