Lewis, CS - Narnia 7
bist, warum man dich an einen Baum gebunden hat und was hier sonst noch los ist.«
»Gern, mein kleines Fräulein«, versetzte Tirian. »Aber wir können nicht hier bleiben.«
Während sie weitergingen, erzählte er ihnen, wer er war und was sich alles ereignet hatte. »Jetzt«, sagte Tirian schließlich, »gehen wir zu einem bestimmten Turm, zu einem von den dreien, die zu meines Großvaters Zeiten gebaut wurden. Sie sollten das Laternendickicht vor gewissen Menschen schützen, die seinerzeit dort wohnten. In diesem Turm werden wir eine Menge Waffen und Panzerhemden finden, aber auch einige Lebensmittel, in der Hauptsache trockenen Zwieback. Dort können wir in Ruhe unsere Pläne schmieden. Und nun, bitte, erzählt mir, wer ihr beide seid, erzählt mir eure ganze Geschichte.«
»Ich bin Eugen Strubb, und das ist Jutta Pohl«, sagte der Junge. »Wir waren schon einmal hier, vor vielen, vielen Jahren, und da gab es einen Prinzen Kilian. Den hielten gewisse Kerle verborgen, der tolle Pfützmurr mischte dabei seine schmutzigen Karten.«
»Ha!« schrie Tirian, »dann seid ihr wohl Eugen und Jutta und habt König Kilian aus seiner langen Verzauberung erlöst?«
»Ja, das sind wir«, stimmte Jutta zu. »Und du bist jetzt König Kilian, nicht wahr? Natürlich, mußt du es sein. Ich vergaß…«
»Nein«, widersprach Tirian. »Ich bin Kilians siebenter Nachfolger. Er ist schon über zweihundert Jahre tot.«
Jutta verzog ihr Gesicht. »Oje«, sagte sie, »das ist das wahrhaft Erschreckende an unserer Rückkehr nach Narnia.«
Aber jetzt fuhr Eugen fort: »So, nun weißt du, wer wir sind, Majestät. Und was hat sich bei uns abgespielt? Onkel Digor und Tante Marie hatten alle Freunde von Narnia zusammengeholt…«
»Diese Namen kenne ich aber nicht«, sagte Tirian.
»Onkel Digor und Tante Marie sind doch die beiden, die zuallererst nach Narnia kamen, an dem Tage, als die Tiere sprechen lernten.«
»Bei der Mähne des Löwen!« rief Tirian. »Diese beiden meint ihr! Lord Digor und die Dame Marie! Vom Anbeginn der Welt! Und sie leben noch an eurem Ort? O Wunder und Verklärung! Aber erzählt weiter, erzählt nur!«
»Sie ist nicht unsere wirkliche Tante, weißt du«, sagte Eugen. »Sie heißt Frau Plummer, aber wir nennen sie einfach Tante Marie, Nun, diese beiden holten uns alle zusammen – Peter, seinen Bruder Edmund, seine Schwester Luzie, Jutta und mich –, damit wir alle über Narnia plaudern konnten. Natürlich kann man mit anderen Menschen nicht über solche Dinge reden.
Aber es gab noch einen Grund. Onkel Digor fühlte nämlich, daß man uns hier in Narnia brauchte. Na, dann kamst du herein wie ein Geist oder wer weiß was und erschrecktest uns fast zu Tode. Du verschwandest wieder, ohne ein Wort zu sagen. Wir aber wußten nun, daß etwas los war in Narnia. Die nächste Frage war, wie wir herkommen sollten. Man kann nicht einfach gehen, wenn man will. So berieten und berieten wir, und zuletzt meinte Onkel Digor, der einzige Weg wäre der durch die magischen Ringe.
Durch diese Ringe waren er und Tante Marie nämlich vor langer, langer Zeit nach Narnia gekommen, als sie noch Kinder waren. Aber die Ringe lagen alle im Garten ihres alten Hauses in London vergraben (London ist unsere große Stadt, Majestät), und das Haus war inzwischen verkauft worden. Wie konnte man zu den Ringen kommen? Du ahnst nicht, was wir schließlich taten!
Edmund und Peter – das ist der Große König Peter, der zu dir sprach – gingen nach London, um den Garten von der Rückseite zu betreten, früh am Morgen, bevor die Leute aufstanden. Peter und Edmund waren als Arbeiter verkleidet, die angeblich etwas an den Wasserrohren zu reparieren hatten. Wäre ich doch dabeigewesen, es war sicher ein herrlicher Spaß! Der Streich muß ihnen schon am nächsten Tag gelungen sein, denn Peter schickte uns ein Telegramm – das ist eine Art Botschaft, Majestät, ich werde es dir ein andermal erklären. Dieses Telegramm meldete uns, sie hätten die Ringe gefunden.
Vierundzwanzig Stunden darauf, am Tag von Peter und Paul, mußte ich wieder zur Schule gehen. Nur wir beide gehen noch zur Schule; wir sind in der gleichen Klasse und gleich alt. Wir wollten uns mit Peter und Edmund an einer bestimmten Stelle auf dem Schulweg treffen, da sollten sie uns die Ringe übergeben. Wir beide waren auserwählt, nach Narnia zu gehen, weil die älteren nicht mehr dorthin zurückkehren können.
So stiegen wir denn in den Zug. Ein Zug, das ist ein besonderes Ding,
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