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Lewis, Michael

Lewis, Michael

Titel: Lewis, Michael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Big Short
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auch
noch nicht gewusst hatte, bis ihm jemand eine Million US-Dollar nach Steuern
dafür geboten hatte. Wie sich herausstellte, hatte man Michael Burry auch bei
White Mountains bereits im Auge gehabt. »Besonders faszinierend fanden wir,
dass er eine Facharztausbildung zum Neurologen gemacht hatte«, berichtete Kip
Oberting, damals bei White Mountains. »Wann zum Teufel tat er das?« White
Mountains zahlte ihm 600000 US-Dollar für einen kleineren Anteil an seinem
Fonds und versprach ihm Anlagekapital in Höhe von 10 Millionen US-Dollar. »Und
ja«, sagte Oberting, »er war der Einzige, den wir im Internet ausfindig
gemacht, kalt akquiriert und mit Kapital ausgestattet haben.«
    In
Dr. Mike Burrys erstem Geschäftsjahr hatte dieser kurz mit den sozialen
Dimensionen der Kapitalanlage zu kämpfen. »In der Regel fließt Kapital erst
nach einer befriedigenden Begegnung mit dem Investor«, erzählte er. »Ich bin
aber nicht gern unter Menschen. Und die Menschen, die mir begegnen, merken das
meistens schnell.« Er nahm an einer Konferenz teil, die die Bank of America
veranstaltete, um finanzkräftigen Investoren neue Fondsmanager vorzustellen.
Er hielt einen Vortrag, der das Risikomanagement des Instituts als unsinnig
entlarvte. Dort maß man Risiken anhand der Volatilität - danach also, wie stark
eine Aktie oder Anleihe in den letzten Jahren geschwankt hatte. Doch in
Wirklichkeit lag die Gefahr nicht in der Volatilität, sondern in unklugen
Anlageentscheidungen. »Im Großen und Ganzen«, wie er es später schilderte,
»haben die Allerreichsten und ihre Bevollmächtigten akzeptiert, dass die
meisten Manager nur durchschnittliche Leistungen bringen und dass das den
besseren bei unterdurchschnittlicher Volatilität gelingt. Nach dieser Logik
wäre ein Dollar, der an einem Tag bei 50 Cent notiert, am nächsten bei 40 und
am übernächsten bei 60, weniger wert als einer, der an allen drei Tagen bei 50
Cent steht. Ich behaupte, dass die Möglichkeit, den Dollar zu 40 Cent zu
kaufen, eine Chance darstellt und kein Risiko. Und dass der Dollar immer noch
einen Dollar wert ist.« Seine Ausführungen wurden schweigend aufgenommen. Sein
Mittagessen aß er allein. Er saß an einem der großen runden Tische und sah zu,
wie die anderen an den übrigen Tischen angeregt plauderten.
    Wenn
er direkt mit anderen Menschen zu tun hatte, konnte er nie sagen, was sie
eigentlich gegen ihn einnahm - seine Aussagen oder seine Person. Er hatte sich
intensiv mit Warren Buffett beschäftigt, der es irgendwie fertiggebracht hatte,
sowohl enorm beliebt also auch extrem erfolgreich zu sein. Auch Buffett hatte
im Umgang mit Menschen in seiner Jugend Probleme gehabt. Er hatte in einem
Dale-Carnegie-Kurs gelernt, wie man effizienter mit Mitmenschen interagiert.
Mike Burry wurde zu einer Zeit erwachsen, in der es eine ganz andere Geldkultur
gab. Das Internet hatte Dale Carnegie abgelöst. Er brauchte sich nicht mit
Menschen zu treffen. Er konnte sich online äußern und abwarten, dass die
Investoren den Weg zu ihm fanden. Er konnte seine komplexen Gedanken
aufschreiben und warten, bis Leute sie lasen und ihm Anlagekapital
anvertrauten. »Buffett war mir zu populär«, meinte Burry. »Ich würde nie eine
freundliche Großvaterfigur abgeben.«
    Die
moderne Methode zur Einwerbung von Kapital sagte Mike Burry zu. Vor allem aber
funktionierte sie. Er hatte Scion Capital mit etwas mehr als einer Million
US-Dollar gegründet - dem Geld seiner Mutter, seiner Brüder und seiner eigenen
Million, nach Steuern. Im ersten vollständigen Geschäftsjahr, 2001, gab der
S&P 500 um 11,88 Prozent nach. Scion lag mit 55 Prozent im Plus. Im
nächsten Jahr rutschte der S&P 500 erneut um 22,1 Prozent ab. Scion
verbuchte abermals Gewinne: 16 Prozent. Im Folgejahr, 2003, drehte der Aktienmarkt
schließlich und legte 28,69 Prozent zu. Doch Mike Burry hatte neuerlich die
Nase vorn - seine Anlagen gewannen 50 Prozent. Ende 2004 verwaltete Mike Burry
600 Millionen US-Dollar und wies Investoren ab. »Hätte er den Fonds mit dem
Ziel geführt, möglichst viel Kapital an Land zu ziehen, hätte er zig Milliarden
US-Dollar verwalten können«, meinte ein New Yorker Hedgefondsmanager, der
Burrys Performance mit wachsendem Unglauben verfolgte. »Er hatte Scion so
aufgezogen, dass es schlecht fürs Geschäft war, aber gut für das investierte
Kapital.«
    »Das
Sammeln von Kapital mag ein Beliebtheitswettbewerb sein«, schrieb Burry seinen
Investoren - vielleicht, um ihnen zu versichern, dass

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