Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
dass sie sich selbst unserer Wahrnehmung entziehen kann?“
„Nein, es ist viel besser.“ Dunkel und leise glitt das unheimliche Lachen durch die Finsternis. „Die Ältesten in Leranoth haben sie wehrlos gemacht. Sie nahmen ihr die Magie. Nun sollte es dir ein Leichtes sein, sie zu vernichten.“
„Diese Narren! Sie haben uns ein wahrhaft prächtiges Geschenk gemacht. Aber weshalb willst du auch jetzt ihren Tod? Sie kann dir nicht mehr gefährlich werden.“
„Es gibt zwei Gründe für mich. Die gehen dich eigentlich nichts an. Verlange ich nach ihrem Tod, hast du meinem Befehl zu folgen.“ Augenblicklich verstärkten sich die furchtbaren Qualen wieder. „Aber ich will es dir dennoch verraten. Die Halbelbin ist die Erste, die mir so lange widerstehen konnte, mir gar wehgetan hat. Zum anderen bin ich mir nicht sicher, ob sie ihrer Magie tatsächlich beraubt bleibt. Die Erbin der Macht hatte eine enorme Stärke. Ich werde nicht darauf warten, dass sie den Kampf gegen mich erneut aufnehmen kann.
Ich stelle dir die Schatten und die Goriebs zur Seite. In Renaor wirst du zudem weitere Magier finden, die in meinen Diensten stehen. Mit ihrer Hilfe wirst du dies spitzohrige Weib aufspüren. Diesmal wirst du sie töten! Solltest du erneut versagen, werden die Schmerzen um ein Vielfaches derber sein als vormals. Erlösung von ihnen wird dir nur der Tod der Halbelbin bringen.
Nun geh! Je eher sie ihr Ende findet, je früher wird deine Pein vorüber sein.“ Der eine Dunkle verschwand, nicht aber die endlosen Schmerzen. Auch die Schatten, die den alten Zauberer hierher gebracht hatten, waren weiterhin bei ihm. In ihrer unmittelbaren Nähe wurde alles noch schlimmer. Wieder schrie Whengra laut auf, als ihn die Kreaturen ergriffen. Mehrere Tage schleiften sie den Elb durch die Dunkelheit der Erde. Dann entließen sie ihn an die Oberfläche. Sie waren an ihrem ersten Ziel angelangt. In einiger Entfernung hörte der Gepeinigte einen Fluss rauschen. Es dauerte nicht lange, da hatte der dunkle Magier erfahren, dass er sich am Oberlauf des Xaron, in Geraih, befand. Von hier aus würde die Suche nach der immer mehr verhassten Widersacherin beginnen. Er würde sich beeilen, ihrer habhaft zu werden. Sein Gebieter hatte ihm klar gemacht, dass es sonst kein Aufatmen für ihn gab. Dessen wabernde Geister erinnerten den ehemaligen Weisen noch einmal daran, bevor sie ihn in die Stadt entließen. Abermals hallten seine endlosen Schreie durch die Erde.
Schweißgebadet sprang Lewyn auf. Mit den Waffen in der Hand blickte sie sich unruhig um.
„Wollen diese Schreie denn gar nicht verstummen?“
„Sicher erst, wenn unsere Feinde ihre Aufgaben erfüllt haben.“
„Dann wird es schon bald wieder zum Kampf kommen. Sie werden dich jagen. Vielleicht wissen sie schon, dass du ihnen nichts mehr zu entgegnen hast. Wir sollten umkehren!“
„Nein. Es gibt etwas in Brahadel, was ich zu finden hoffe.“
„Aha. Das also ist es. Du willst es uns nicht verraten?“ Nirek erhielt endlich die Antwort auf seine Frage. Nun hoffte er noch, dass er nicht nur einen Bruchteil davon erfuhr.
„Aufzeichnungen. Ich hörte Whengra in meiner Kindheit von einem Volk sprechen, das in Höhlen lebt.“
„Ja? Komm schon, erzähle uns, was sie so interessant macht. Weshalb glaubst du etwas über sie in Brahadel finden zu können? Feregor gab dir das Buch der Weisen. Wenn dort nichts über dieses Volk enthalten ist, wirst du auch in der Bibliothek nichts finden, falls sie überhaupt noch existiert.“
„Ich glaube nicht, dass die Ältesten mir alles Wissen mitteilen wollten. Als sie das Buch fertigten, war ihr Argwohn gegen mich bereits gewaltig. Und Feregor wird nicht alles wissen, oder es erschien ihm nicht nützlich.“
„Du hast noch nicht gesagt, warum du glaubst, dass es wichtig sein könnte.“
„Ich hörte damals von Stärke und hohem Wissen. Solch ein Verbündeter wäre äußerst wertvoll im Kampf gegen das Böse.“
„Warum weiß niemand von ihnen?“
„Sie wurden seit mehr als tausend Jahren nicht mehr gesehen. Sie sind ebenso verschwunden, wie die großen Hexenmeister der Elben. Jene und das verlorengegangene Volk zu finden, wird meine Aufgabe sein. Wenn ihr mich dabei begleiten wollt, seid ihr mir sehr willkommen. Es wird sicher nicht langweilig.“
„Das kann ich mir denken. Zudem wird es sicher keine gefahrlose Suche. Nun, was bleibt uns denn übrig? Es geht nicht anders, wir müssen dich ja begleiten. Wer sollte dir sonst Schutz
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