Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Gleiche von euch Elben.“ Therani fühlte sich ein wenig verletzt. Die Gefährtin erkannte das und ärgerte sich über ihre Worte.
„Das ist richtig. So ist es nicht verwunderlich, dass es bei diesem Volk ebenfalls jene gibt, die die alten Gaben nicht mehr gebrauchen können. Meine Freunde: Was ich sagte, trifft nicht auf euch zu. Das wisst ihr doch. Hätten alle eurer Abstammung so reine Herzen wie ihr, wäre mir wohler.“ Rasch schritt sie weiter. Sie hatte in der hier bereits herrschenden Dunkelheit gesehen, dass sich der Fels hinter ihnen ziemlich schnell näherte. Durch eine leichte Bewegung ihres Kopfes ließ sie das auch die Gitalaner wissen. Die folgten augenblicklich. Dennoch erreichte die kleine Gruppe das Ende ihres Pfades erst zur Nacht.
„Najas ferenon majal.“ Lewyn hatte abermals den Fels berührt, um die Wirkung der Worte zu verstärken. Allerdings hegte sie Zweifel, dass sie hier weiterkamen. Die Kriegerin hatte die starken Spuren von Colgors Feuer gesehen. Wenn sie Pech hatten, waren die Flammen so heiß, dass das Gestein teilweise geschmolzen war. In dem Fall mussten sie ihre geliebten Tiere zurücklassen und möglichst schnell nach oben klettern. Sonst würde sie die näherkommende Wand zermalmen.
„Najas ferenon majal!“ Sie versuchte es nochmals. Doch geschah auch weiterhin nichts.
„Es hilft nichts, meine Liebe, wir werden wohl klettern müssen. Doch um unsere Pferde tut es mir äußerst leid.“
„Wir sollten sie freigeben. Es sind magische Wesen. Das Licht wird sie schützen. Für uns aber sind sie verloren.“ In diesem Augenblick brach die Wand vor ihnen auf. Der Fels splitterte auseinander. Die Freunde versuchten, sich und die Tiere aus der Gefahrenzone zu bringen. Dann war der Spuk vorbei.
„Jetzt aber schnell!“
„Warum gab der Stein doch nach? Es können kaum noch die magischen Worte gewesen sein.“
„Ich weiß es nicht. Aber wir sollten gehen. Sonst werden wir uns darüber den Kopf nicht mehr zerbrechen brauchen.“ Lewyn hatte ihren Schimmel wieder am Zügel und durchschritt rasch den schmalen Zugang. Dabei spähte sie immer wieder durch den Fels. War jemand da, der ihnen Einlass verschafft hatte? Wenn ja, wer und warum? Allerdings konnte sie nichts erkennen. Es war einfach zu dunkel, selbst für ihre Elbenaugen.
Endlich hatten die Gefährten den furchtbar beklemmenden, engen Weg hinter sich. Jetzt standen sie am Rand des Tals. Von seiner einstigen Schönheit aber war nichts mehr zu erkennen. Die Freunde hatten eher den Eindruck, sich am Rand eines Kraters zu befinden. Der Boden, der Wald und die Festung waren eingeäschert. Die Felsen, die früher hier zu finden waren, hatten an Höhe verloren. Teilweise waren sie geborsten oder zusammengeschmolzen. Es roch noch immer brenzlig. Jeder Schritt, den die Reiter machten, wirbelte dicke Aschewolken auf und das Atmen begann schwer zu fallen. Ehe hier wieder Leben entstehen konnte, würde wohl einiges an Zeit vergehen.
„Ihr solltet vorsichtig sein, der Boden ist stellenweise brüchig. Ihr könntet euch wehtun.“
Lewyn schnellte herum, Yar’nael in der Hand. Allerdings hatte sie es schon wieder in sein Futteral zurückgesteckt, bevor der Redner mit seiner Warnung am Ende war. Die Hand aber blieb am Griff. Vielleicht stand da nicht wirklich Soh’Hmil. Wer wusste schon, ob es nicht eine List war.
Vorsichtig näherte sich die Zwanzigjährige dem Freund. Dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Es war keine Täuschung. Er war es wirklich! Das einzigartige Funkeln in seinen dunklen Augen hatte es ihr verraten. Schnell und völlig Elbenuntypisch kamen die ehemaligen Weggefährten aufeinander zu und umarmten sich herzlich.
„Es tut gut, dich wohlbehalten wiederzusehen.“
„Ich freue mich über unser Treffen. Doch wie kommt es, dass du hier und nicht bei der Königin weilst?“
„Weder sie noch ich wollten, dass du den Weg allein mit unseren Freunden nimmst. Regos aber darf unser Volk nicht verlassen. Es ist wichtig, dass er an Feregors Seite bleibt und Asnarin zur Verfügung steht. Du weißt, er wäre gern selber gekommen. So wurde mir die Gelegenheit gegeben, dich ab hier zu begleiten.“
„Du kehrst nicht zurück? Habt ihr an die Ältesten gedacht?“
„Wir ließen sie wissen, dass ich Agondhar und die Zwerge aufsuchen würde. Du sagtest selbst vor nicht allzu langer Zeit, sie seien wertvolle Verbündete und könnten vielleicht eines Tages wieder Freunde genannt werden. Es wird also niemandem
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