Lex Warren E-Book
erkannte, dass sie von ihr überwacht wurde. Die Frage war nur, warum? Benahra konnte sich nicht erinnern, was zwischen ihnen vorgefallen war, sie wusste nur, dass sie vorsichtig sein musste. Sie senkte die Stimme ein wenig. „Ich bin in sexueller Hinsicht nicht ganz zufrieden mit ihm.“
Ihre Mutter beäugte den nackten Torlat. „Er scheint mir ausreichend bestückt.“
„Ja, aber mit der Ausdauer hapert es.“ Benahra hasste sich selbst für die Lüge. Der Sex mit Torlat war fantastisch gewesen. Dennoch stimmte etwas nicht, und das hatte nichts mit Torlat als Person zu tun, sondern mit der Art und Weise, wie sie ihn behandelte. Benahra spürte, dass sie das besser nicht vor ihrer Familie offenbarte. Ebenso wenig wie sie die Frage stellen würde, wie sie nach Dolex gekommen war. Sie ahnte, dass die Antworten zerstörerisch wirken würden. Ihre Familie brauchte sie. Aber Lex ging Benahra einfach nicht aus dem Kopf. Er war so ganz anders als die Männer auf ihrem Planeten. Eigentlich war es eine Frechheit, dass er es gewagt hatte, sie um etwas zu bitten. Dennoch … Benahra würde die Bitte erfüllen, um ihre Gedanken ordnen zu können. Das Chaos in ihrem Kopf würde nicht ruhen, bevor sie alles mit Lex geklärt hatte.
„Du kannst ihn zu mehr Ausdauer zwingen“, sagte Benahras Mutter und setzte zu einer langen Erklärung an.
Benahra unterbrach sie rasch. „Torlat ist bestimmt nicht schlecht. Trotzdem möchte ich einen zweiten Mann mit ihm gemeinsam in Besitz nehmen.“ Benahras Mutter stand der Mund offen.
Lilana gab ein überraschtes Keuchen von sich, während Sehina und Tawena kicherten. „Einen zweiten? Aber das ist ...“
„Es gibt kein Gesetz, das dagegen spricht, nicht wahr?“, fragte Benahra mit einem Lächeln.
„Nein, das gibt es nicht“, bestätigte ihre Mutter.
Benahra warf ihren Schwestern einen vielsagenden Blick zu, als sie sagte: „Genaugenommen ist es sogar so, dass es früher üblich war. Hattest du selbst nicht ebenfalls zwei Männer, Mutter?“
Benahras Mutter presste die grünen Lippen aufeinander. Alle Blicke ruhten auf ihr. Sie nickte stumm. Vor Benahras geistigem Auge erschien plötzlich dieser Teil der Vergangenheit so klar, wie sie ihn seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.
„Tawena, Sehina und Lilana sind von deinem Mann Dovas gezeugt worden. Mein Vater hieß Garott. Er wurde von Dovas getötet, weil der es nicht ertrug, dass er nicht dein einziger Sexpartner war. Als er nach Lilanas Geburt erfuhr, dass ich von einem anderen gezeugt worden war, drehte er durch. Du erklärtest ihm, dass es dein gutes Recht sei, jeden Mann zu nehmen, der dir gefällt, und er kein Anrecht auf irgendetwas hätte. Trotzdem hast du ihm erst von Garott erzählt, als du dachtest, dass Lilanas Geburt ihn beschwichtigen würde. Du hattest dich getäuscht. Er hätte es niemals gewagt, dir oder einem von uns Mädchen etwas zu tun, aber er suchte Garott und ermordete ihn. Dovas wurde von dir dafür zum Tode verurteilt. Seitdem bist du alleine.“
Benahra konnte beobachten, wie ihre Schwestern näher zusammenrückten und sie misstrauisch beobachteten. Sie wollten Benahras Worten nicht trauen, doch auch bei ihnen schien sich die tragische Geschichte wieder ins Bewusstsein zu graben.
„Ich dachte nicht, dass du dich daran erinnern kannst“, murmelte ihre Mutter. Benahra lächelte kalt. „Du hast uns die Erinnerungen genommen. Aber ich weiß es nun wieder. Und ich weiß noch mehr. Mein Vater … er war ein Mensch. Du nanntest ihn Garott, nachdem du ihn aus dem Gefangenenlager freigekauft, und ihm ermöglicht hast, ein Leben auf Dolex zu führen. In Wahrheit hieß mein Vater Bernard. Ich bin zur Hälfte Mensch.“
„Du bist Dolexidin! Ja, Bernard war ein Mensch, seine Gene waren schwach. Sieh dich an, Benahra! Deine Haut ist grün, dein Haar trägt grünen Schimmer, und du hast die Ausstrahlung, die nur dolexidischen Frauen zu eigen ist!“
„Hat er meinen Namen ausgesucht, oder hast du ihn mir in Erinnerung an ihn gegeben?“, fragte Benahra, als hätte sie die Einwände ihrer Mutter gar nicht gehört. Als sie nicht antwortete, fügte Benahra an: „Hast du ihn geliebt?“
„Er war gefügig, das ist alles.“
Als ihre Mutter fortsah, sagte Benahra: „Du würdest dir vielleicht wünschen, das wäre alles gewesen, aber du bist vor Kummer fast gestorben, als Dovas ihn umbrachte. Dass du seit Bernards Tod alleine lebst, ist Antwort genug. Du hast selbst nicht das gelebt, was du uns immer
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