Lex Warren E-Book
nicht.“
Ryan lächelte und Lex fühlte die Auswirkung der Geste in seinem Bauch. Ein angenehmes Gefühl der Vertrautheit. Er verfluchte sich dafür. Dann kam er auf Ryans letzten Satz zurück. „Du sagtest, es sei nicht sein Eigentum gewesen, was ihr entwendet habt. Soll das etwa heißen, dass er es selbst gestohlen hat?“
„Nein. Aber er hätte es nicht besitzen dürfen.“
„Also ein illegaler Gegenstand?“
Ryan nickte. Das Shuttle vibrierte leicht, als es von der Oberfläche abhob.
„Gut, damit können wir ihn unter Druck setzen.“
„Wie willst du das tun, wenn man ihm den Besitz nicht nachweisen kann? Das ist der Grund, warum er keinen offiziellen Auftrag wollte. Er kann es sich nicht leisten, dass auffliegt, was ihm gestohlen wurde. Er will es zurückhaben. Um jeden Preis!“
„Sag mir, was es ist!“ Als Ryan ihn nur ansah, wurde Lex eindringlicher: „Bitte, vertraue mir!“ Die Worte waren ihm schwergefallen, aber er musste sie aussprechen.
„Nein“, erwiderte Ryan und wandte den Blick auf den Sichtschirm.
„Du dämliches Arschloch“, knurrte Lex nun, „siehst du nicht, dass ich dir wirklich helfen will?“
Ganz langsam richtete Ryan den Blick auf ihn. „Warum?“, fragte er.
„Weil ich dich ...“, Lex unterbrach sich.
„Weil du mich was ?“, hakte Ryan nach.
Lex ärgerte sich über sich selbst. Warum konnte man Emotionen nicht in eine Kapsel packen und ins All schießen?
„Weil ich dich nicht ausliefern will, wenn ich nur den geringsten Zweifel habe, ob es gerechtfertigt ist.“
Denver blickte ihn stumm an. Enttäuschung war auf seinem Gesicht zu erkennen und Lex wusste, dass er etwas anderes hatte hören wollen. Dumpf sagte Denver: „Hast du die Zweifel nicht längst?“
Lex kämpfte mit sich selbst. Ein Teil von ihm wollte Ryan glauben, aber ein anderer erklärte ihm analytisch, dass es dazu keinen Grund gab.
„Nichts von dem, was du Kellim anlastest, kannst du beweisen. Du hast einen Komplizen und nennst mir seinen Namen nicht. Du willst mir nicht sagen, was ihr entwendet habt, aber behauptest, dass Kellim es illegal besaß. Das sind doch alles Hirngespinste! Weißt du, was ich langsam glaube, Denver?“ Lex ließ die Rückkehr zum Nachnamen wirken, bevor er fortfuhr. „Ich glaube, dass du mich manipuliert hast. All die Zeit über, vom ersten Moment an unseres Treffens in der ‚Dark Fantasy Welt‘ im ‚Horny Unicorn‘. Seit diesem Zeitpunkt erlebe ich merkwürdige Flashbacks. Empfindungen, die mir vertraut erscheinen … Situationen … Orte … und ich wette, dass du mir das alles suggerierst. Ebenso wie dein Verschwinden … Du hast Tricks auf Lager, die ich nicht durchschaue … NOCH nicht! Aber ich lasse mich von dir nicht länger manipulieren. Von nun an bist du auf dich alleine gestellt.“ Lex hatte während seiner wütenden Rede Denver beobachtet, und es erschreckte ihn, dass der seine Ankündigung offensichtlich hatte kommen sehen. Mit einem leichten Nicken bestätigte Ryan, dass er begriffen hatte.
„BC, Kurs auf die Erde. Zielort Regierungs-Shuttlehangar!“, bellte Lex. Der Bordcomputer bestätigte umgehend.
Die nächste Zeit verging in Schweigen. Lex spürte, dass Ryans Blick ihn ab und zu streifte, doch er war nicht bereit, ihm in die Augen zu sehen. Er dachte an Benahra, um sich abzulenken. Falls Ryan alles nur erfunden hatte, war es sehr wahrscheinlich, dass sie nicht zu einer Spielfigur von Kellim geworden war. Dann musste Lex davon ausgehen, dass ihre Rückkehr nach Dolex freiwillig erfolgt war. Vielleicht gab sie nur vor, sich nicht daran erinnern zu können, weil sie sich ihm gegenüber nicht rechtfertigen wollte. Lex hoffte inständig, dass sie zumindest seine Bitte erfüllte und nach Miles Frazer sah. Insgeheim fragte er sich jedoch, was das bringen sollte. Er würde ohnehin nichts unternehmen können. Selbst wenn er offizielle Wege beschritt, könnte für Frazer bereits jede Hilfe zu spät kommen. Alleine die Tatsache, dass man ihn auf den verhassten Planeten gebracht hatte, würde sicher Spuren in seiner Seele hinterlassen. Wie bei Benahra, sofern sie nicht freiwillig dort war. Lex bekam Kopfschmerzen von der Grübelei. Zugleich musste er sich eingestehen, dass eine grenzenlose Enttäuschung ihn erfasst hatte. Er war enttäuscht, dass Ryan Denver nicht der war, den er in ihm hatte sehen wollen – enttäuscht, dass Benahra sich ihm selbst jetzt noch entzog, nachdem er zu ihr durchgedrungen war – und enttäuscht von sich selbst,
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