Lex Warren E-Book
doch! Du entscheidest, ob Kellim die Chance bekommt, mit mir zu tun, was immer ihm beliebt. In seinem Fall heißt das, mich beiseitezuschaffen. Warst du es nicht selbst, der mir ausgemalt hat, was er mit mir tun wird? Ficken wird er mich vermutlich nicht, aber eine nette Abreibung wird er für mich parat haben.“
„Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Ich habe versucht, dir zu helfen. Du sagst mir ja nicht mal, was du ihm gestohlen hast. Wenn es nicht mehr in deinem Besitz ist, wirst du mit Kellim selbst klären müssen, wie du aus der Geschichte rauskommen willst. Das ist nicht mein Problem! Das Einzige, was ich für dich tun kann, ist, eine Gerichtsverhandlung zu erwirken.“
Ryan hob überrascht die Augenbrauen. „Das würdest du tun, obwohl du dich zum Schweigen über den Fall verpflichtet hast?“
„Ja, das würde ich für dich tun.“
Ryan blickte aus dem Fenster, seine Stimme war kaum hörbar, als er sagte: „Das ist großzügig von dir … in deiner Position, und wenn man bedenkt, was du zu verlieren hast. Aber es reicht mir nicht.“
*
„Benahra, wo bleibst du? Wir warten alle. Torlat fragt unentwegt nach dir.“ Tawenas Stimme klang drängend durch die Tür, doch sie erreichte Benahra nicht wirklich. Diese starrte immer noch auf das Display, auf dem zuvor Lex zu sehen gewesen war. Sie wusste, dass er ihr gleichgültig sein sollte, aber das war er nicht! Sie hatte gespürt, dass er sich um sie sorgte, und das tat gut! Benahra schämte sich für ihre Empfindungen. In Kürze würde sie sich mit Torlat rechtlich vereinigen, und Lex stammte nicht einmal von Dolex. Er hatte die falschen Ansichten und ihm fehlte die notwendige Demut. Benahra seufzte, als ihr klar wurde, dass sie ihn gerade deshalb früher gemocht hatte. Das Schlimmste war, dass ein Teil von ihr noch Freundschaft für ihn empfand. Ein unmöglicher Zustand, den ihre Familie nicht tolerieren würde. Es gab noch etwas, das Benahra seit dem Gespräch beschäftigte: der Zoldaner-Fall, den Lex erwähnt hatte. Es fiel ihr schwer, sich darauf zu konzentrieren. Die Erinnerungen verschwammen, als läge ein dichter Nebel darüber. Es hatte mit Lex’ Frage zu tun, wie sie nach Dolex gekommen war. Benahra versuchte, sich zu erinnern. Es gelang ihr nicht.
Tawena klopfte ungeduldig an die Tür. „Wie lange brauchst du noch, um die passende Kleidung zu wählen? Soll ich dir helfen?“
Benahra zwang sich, den Kommunikator wegzulegen. „Nein, danke, ich komme zurecht. Ich möchte nur noch zwei Kleider anprobieren. Es soll alles perfekt sein. Torlat muss sich gedulden. Diese Lektion werdet ihr ihm doch wohl beigebracht haben!“
„Natürlich. Du hast recht, Torlat soll sich in Geduld üben. Aber Mutter möchte wissen, wann sie das Buffet eröffnen kann.“
„Sag ihr, sie kann es sofort tun. Ich werde Torlat erst zum Mann nehmen, wenn ich mir ganz sicher sein kann, dass er meiner würdig ist.“
Ein Seufzen war zu hören, bevor Tawena gerade laut genug, dass Benahra sie hörte, murmelte: „Erst willst du gar keinen Dolexiden und dann ist dir der Gefügigste von allen nicht gut genug.“
Benahra stutzte. Was sollte das heißen, sie wollte erst keinen Dolexiden? Tawena sagte: „Ich werde es Mutter ausrichten. Torlat wird dir dienen. Du wirst zufrieden mit ihm sein, glaube mir!“
Ein erster Impuls sagte Benahra, dass sie ihrer Schwester besser kein Wort glauben sollte. Sie ging zur Tür und öffnete sie. Tawena wirkte erleichtert. „Die Zeremonie kann beginnen.“
Benahra schüttelte den Kopf. „Ich habe zuerst noch anderes zu erledigen.“ Tawenas Blick wurde misstrauisch und sie strich nervös ihr smaragdfarbenes Kleid glatt. „Ich werde Mutter holen.“
„Das brauchst du nicht.“
Doch Tawena rief bereits nach dem Rest der Familie. Ein paar Sekunden später war Benahra von ihrer Mutter und den Schwestern umgeben. Unablässig redete man auf sie ein. Sie hörte nicht zu. Ihr Blick fiel auf Torlat, der nackt und mit rasierter Brust im Türrahmen stand. Seine Hand lag auf seinem Herzen … der Stelle, an der Benahra ihm ihr Zeichen in die Haut brennen sollte. Es war unübersehbar, dass er ihr völlig ergeben war. Wollte sie das? Erneut drohte der Gedankennebel von ihr Besitz zu ergreifen. Entschieden sah sie ihre Mutter und die drei Schwestern an.
„Torlat ist sicher ein ergebener Mann, aber das reicht mir nicht.“ Benahra bemerkte den überaus kritischen Blick ihrer Mutter. Es lief ihr kalt über den Rücken, als sie
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