Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Hölle durch die Flucht aufs Land oder an die See zu entkommen, darf sich leider immer noch nicht sicher fühlen. Hier droht, so schreibt die »Berliner Zeitung« 2 , »die Gefahr aus heiterem Himmel«. Die früher harmlosen Sonnenstrahlen mutieren zur tödlichen Gefahr, wegen des Ozonlochs in der Stratosphäre werden Millionen Menschen an Hautkrebs erkranken. Und dies nicht nur nahe dem Südpol, sondern auch in Europa. Schon heute seien 100000 Menschen in Deutschland Opfer der tückischen Lücke. 3 Auch dies ein Grund, zu Hause zu bleiben und sich zu fürchten.
1 Greenpeace-Studie, Krank durch Ozonsmog, Kurzfassung 1996. 2 Berliner Zeitung vom 9. 10. 1997. 3 ebd.
»Die vielen Autos sind schuld am Ozon«
90 Prozent des Ozons befinden sich in der Ozonschicht in der Stratosphäre, 15 Kilometer über der Erdoberfläche. Hier filtert das Ozon die ultraviolette Strahlung der Sonne und hat mit dem sogenannten »Sommersmog« nichts zu tun. Die restlichen 10 Prozent des irdischen Ozons befinden sich in den unteren Luftschichten nahe der Erdoberfläche. Dieses bodennahe Ozon entsteht unter Einwirkung von Sonnenlicht. Stick( Stoff ) oxide, abgekürzt NO x , - wie sie in Autoabgasen enthalten sind - unterstützen dabei die Entstehung. Dem Straßenverkehr werden 60 Prozent dieser Vorläufersubstanzen zugerechnet, die restlichen 40 Prozent Stickoxide stammen im wesentlichen aus Kraftwerken und Industriebetrieben.
Kohlenwasserstoffe fördern ebenfalls die Ozonbildung. Sie verdunsten als Lösemittel aus Farben und Lacken oder als Benzindämpfe an den Zapfsäulen der Tankstellen. Auch natürliche Quellen setzen größere Mengen an Kohlenwasserstoffen frei. Am Gesamtausstoß der Kohlenwasserstoffe ist der Straßenverkehr mit etwa einem Drittel beteiligt. 1
Aufgrund von Filtern in Kraftwerksschornsteinen und durch die Einführung des Katalysators werden heute wesentlich weniger der für die Ozonbildung mitverantwortlichen Stoffe ausgestoßen als früher. Im Jahre 1994 wurden in Deutschland rund eine Million Tonnen weniger Stickstoffoxide in die Luft geblasen als 1980. 2 Der Anteil der Stickoxide im Auspuffgas eines Katalysatorautos liegt rund 90 Prozent unter dem eines konventionellen Fahrzeugs. Die Emissionen der Personenwagen nehmen - trotz ihrer gestiegenen Zahl - insgesamt ab.
Dafür, daß der Anteil des Verkehrs an den Gesamtemissionen zunimmt, sind nicht die vielen Autos verantwortlich, sondern relativ wenige Übeltäter: vor allem die Lastwagen, die unvermindert problematische Stoffe auspusten. Eine Million schwere Lastwagen (und auch Busse) verursachen mehr Stickoxide als alle 41 Millionen Personenwagen zusammen und stoßen sogar doppelt so viele Rußpartikel aus. 3 Ausländische Transit-Brummis sind hierbei noch nicht einmal berücksichtigt. Auch ein veralteter Zweitakt-Rasenmäher emittiert in der gleichen Zeit das 200fache eines Autos mit Katalysator.
Bei den Personenwagen verschlechtern vor allem die noch rund 8 Millionen Autos ohne Katalysator sowie Dieselfahrzeuge die Bilanz. Dennoch entspricht der gesamte heutige Stickstoff-Ausstoß von über 40 Millionen PKWs dem der sechziger Jahre, als das Motorisierungsniveau noch relativ bescheiden war. 4 Seit 1996 sind die Grenzwerte nochmals um 50 Prozent herabgesetzt worden. Mit dem Jahr 2000 werden die Grenzwerte für leichte Nutzfahrzeuge um 30 Prozent gesenkt werden, während die schweren Brummis unverständlicherweise noch bis mindestens 2005 verschont bleiben.
Dennoch werden die Stickstoff-Emissionen weiter sinken. Bis zum Jahr 2005 rechnet man mit einem Rückgang von 30 Prozent (in absoluten Zahlen) gegenüber 1990. 5 Im smoggeplagten Kalifornien werden Gesetze übrigens noch konsequenter formuliert: Dort sollen Autohersteller bis zum Jahr 2003 zehn Prozent ihrer Autos als sogenannte »Nullemissions«-Fahrzeuge verkaufen - und das funktioniert nur mit Elektroantrieb.
1 Bundesumweltministerium, Broschüre »Handeln gegen Ozonsmog«, August 1996. 2 ebd. 3 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17. 12. 1997. 4 H. Hug, Der tägliche ÖkoHorror, 1997. 5 Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen, Umweltgutachten 1996.
»Die Bodenozonwerte steigen immer mehr an«
Gesicherte und vergleichbare Meßreihen für das Aufkommen von Bodenozon stehen erst seit dem vergangenen Jahrzehnt zur Verfügung. Und hier, so ermittelte Professor Hans Puxbaum, Leiter des Instituts für analytische Chemie der Technischen Universität Wien 1 , zeigt der
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