Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Verlauf der Ozonkonzentration in Europa und Nordamerika einen gleichbleibenden oder sogar fallenden Trend. Der deutsche Sachverständigenrat für Umweltfragen schreibt vorsichtig: »Eine Analyse der Ozonsituation in Deutschland (seit 1990) zeigt keine Hinweise auf eine Ab- oder Zunahme der Häufigkeit von Überschreitungen der Grenzwerte.« 2 Zumindest die in Deutschland gemessenen Spitzenwerte zeigen seit 1984 eine eher rückläufige Entwicklung. 3 [Grafik siehe unten]
Sommer, Sonne und Ozon
Ein Zusammenhang zwischen der Zahl der heißen Sonnentage und hohen Ozonwerten besteht erstaunlicherweise nicht. Zumindest die Spitzenwerte der Ozonbelastung zeigen seit 1984 einen rückläufigen Trend. (Quelle: Die Welt, 1997)
Sie liegen im übrigen weit unter jenen, die beispielsweise in Los Angeles zu verzeichnen sind. Während bei uns nur in Ausnahmefällen Werte von 300 Mikrogramm (ein Mikrogramm, abgekürzt |xg, ist ein millionstel Gramm) überschritten werden 4 , herrschen dort an 75 Tagen im Jahr Werte zwischen 500 und 1000 Mikrogramm 5 . In Deutschland gelten bereits ab einem Grenzwert von 240 Mikrogramm Fahrverbote (das entspricht 0,00000024 Gramm Ozon in einem Kubikmeter = 1000 Liter Luft). In den Jahren 1990 bis 1994 wurde dieser Wert an den 20 Meßstationen mit den höchsten Ozonbelastungen insgesamt jedoch nur drei- bis elfmal pro Jahr erreicht. 6 [Grafik siehe unten]
Dabei fällt in Deutschland auf, daß in schlechten und verregneten Sommern mitunter höhere Werte erreicht werden als in ausgesprochenen »Jahrhundertsommern«. Die populäre Gleichung »mehr Verkehr + schöner Sommer = starker Ozonsmog« stimmt demnach hierzulande nicht zwangsläufig.
Wie oft wurden in Deutschland die Ozonwerte von 180 bzw. 240 µg/m 3 Luft überschritten?
Eine Analyse der Ozonsituation in Deutschland von 1990 bis 1994 läßt keine Hinweise auf eine Ab- oder Zunahme der Belastung durch Bodenozon zu. (Quelle: Umweltgutachten 1996/UBA)
»Das Auftreten hoher Ozonkonzentrationen ist offensichtlich nicht oder nicht allein an die bisher bekannten Bedingungen geknüpft«, resümiert der Rat der Sachverständigen. Dafür sprechen auch aufwendige Feldversuche in der Stadt Heilbronn und im Bundesland Hessen (1994): Tempolimits und Fahrverbote hatten keine Auswirkung auf die Ozonbildung. Zweifellos verbessern Verkehrsbeschränkungen bei problematischen Wetterlagen die allgemeine Luftqualität merklich - die Ozonproblematik scheint aber komplexer. So erbrachten Untersuchungen in Los Angeles einen überraschenden Effekt: Der »normale« Smog aus Rußpartikeln verringerte die ultraviolette Strahlung der Sonne - und somit auch die Ozonbildung - am Boden um fünf bis acht Prozent. Das paradoxe Ergebnis: Wird die Luft sauberer, können die Ozonwerte sogar ansteigen. 7 Es muß beim Bodenozon weitere, darunter auch natürliche Wechselwirkungen geben, die die Forschung noch nicht verstanden hat. Von einem »von Jahr zu Jahr steigenden Risiko« 8 kann beim Bodenozon jedenfalls nicht die Rede sein.
1 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. 5. 1996. 2 Rat der Sachverständigen, Umweltgutachten 1996. 3 Die Welt vom 27. 8. 1997. 4 GSF-Forschungszentrum, Information »Krank durch Ozon?«, 15. 5 . 1995. 5 Bundesumweltministerium, Pressemitteilung »Handeln gegen Sommersmog«, August 1996. 6 Rat der Sachverständigen, Umweltgutachten 1996. 7 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17. 12. 1997. 8 Greenpeace-Studie, Krank durch Ozonsmog, Mai 1996.
»In den Innenstädten ist die Ozonbelastung am größten«
Die Gebiete mit erhöhten Ozonkonzentrationen liegen meist in Windrichtung außerhalb der Ballungsräume oder an deren Rändern. 1 In den Städten bauen Schadstoffe, die von Autos und Verbrennungsanlagen abgegeben werden, das Ozon im Gegenzug auch ziemlich rasch ab. Stickstoffmonoxid, wie es an den Hauptverkehrsstraßen anfällt, reagiert mit Ozon und macht es wieder unschädlich. 2 Auf dem Land können sich herangewehte Ozonschwaden länger halten. Hinzu kommen natürliche Vorläufersubstanzen aus biogenen Quellen (Pflanzen, Böden und Wälder), die ebenfalls zur Ozonbildung beitragen. Australische Wissenschaftler sind sogar überzeugt: Rasen, Viehweiden und Kleefelder sind weltweit eine der wichtigsten Quellen für solche Substanzen. Vor allem Grünflächen, die bei warmer Witterung zur Mittagszeit gemäht werden, setzen den Forschern zufolge große Mengen an Kohlenwasserstoffen frei.
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