Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Naturschutzverbände fingen an, ehemalige Truppenübungsplätze und andere große Flächen in Ostdeutschland aufzukaufen.
Die wichtigste Zukunftsfrage im Naturschutz lautet weltweit: Wie können Menschen Wildnisgebiete wirtschaftlich nutzen, ohne sie zu zerstören? Die Bewohner der Entwicklungsländer werden auf Dauer nicht bereit sein, Tiere und Pflanzen aus ökologischen oder ästhetischen Gründen zu schützen. Sie müssen Möglichkeiten erhalten, ihren Lebensunterhalt aus der Natur zu bestreiten. Ein Hauptverbündeter des Naturschutzes wird der Tourismus sein. Der touristische Geldsegen ist für manche Entwicklungsländer schon heute der einzig triftige Grund, ihre Naturparadiese zu erhalten. Die Alternative zum Tourismus heißt längst nicht mehr »unberührte Wildnis«. Das Fremdenverkehrsgewerbe steht in harter Konkurrenz zu anderen Nutzungsformen. In armen Ländern bedeutet weniger Tourismus mehr Brandrodung, mehr Rinderzucht, mehr Plantagen (siehe auch »Tourismus zerstört die Natur«).
Eine ganz besondere Bedeutung werden jene gut betuchten Jagdtouristen bekommen, die heute in ökologisch besseren Kreisen als ignorante Schießrüpel gelten. Im südlichen Afrika, wo Dorfbewohner Elefanten und Büffel einst als Ernteschädlinge bekämpften, hegen sie heute Wildtiere, um einige Exemplare an ausländische läger zu verkaufen. In Regionen ohne touristische Infrastruktur sind Jäger eine einträgliche Alternative. Denn die Jagdsafari-Unternehmen können ihre Zeltcamps inmitten der Wildnis aufbauen und brauchen weder Straßen noch Stromleitungen.
Der Gedanke, daß Natur durchaus genutzt werden darf, wenn es denn ökologisch verträglich geschieht, setzt sich im internationalen Naturschutz immer stärker durch. Schätzungsweise fünf Milliarden Dollar werden weltweit mit Produkten aus wild lebenden Tieren und Pflanzen (außer Holz und Fisch) umgesetzt. Heute findet ein Großteil dieses Marktes in der Illegalität statt. Aber warum sollen die Armen nicht die Chance erhalten, die Natur vor ihrer Haustür nachhaltig zu nutzen? Dafür müßten die internationalen Naturschutzorganisationen mehr über Marktwirtschaft und weniger über Handelsverbote nachdenken. Dieser Prozeß hat bereits begonnen. Wenn die Nashornwilderei trotz CITES-Abkommen jahrzehntelang anhält, wäre es vielleicht klüger, südafrikanischen Wildfarmern zu erlauben, die Hörner ihrer privat gehegten Nashörner zu ernten und diese legal nach China zu verkaufen. Millionen von Menschen in Afrika, Südamerika und Asien leben von wilden Pflanzen und Tieren. Sie sollten für ihre traditionelle Wirtschaftsweise nicht zu Verbrechern abgestempelt werden. Wer eine faire Chance erhält, im Rahmen der Gesetze von der Natur zu leben, wird diese Quelle seines Wohlstandes nicht leichtfertig zerstören.
Manche Öko-Lobbyisten schweben auf einer gut gepolsterten moralischen Wolke. So entrückt, daß sie die wirtschaftlichen Nöte afrikanischer Bauern oder arbeitsloser Eskimos nicht sehen. Der Gedanke an nachhaltige Nutzung von Regenwäldern und Wildtierbeständen ist für Naturromantiker aus reichen Industrieländern noch etwas gewöhnungsbedürftig. Daher wird es sicher noch eine Weile dauern, bis der WWF Elfenbein und Greenpeace Robbenspeck vermarktet.
Solange sich die alte Leier auszahlt, werden die großen Spendenorganisationen weiter Panik und Pessimismus verbreiten. Die Campaigner werden weiterhin das baldige Sterben der Natur prophezeien. Und die Armen werden weiter wildern.
1 Die Welt vom 5. 11. 1997. 2 P. j. 0'Rourke, Alle Sorgen dieser Welt, 1994. 3 Stern Nr. 46/1997.
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