Lexikon der Oeko-Irrtuemer
chronischer Lungenerkrankungen (chronische Bronchitis) (beobachtet bei extremen Verhältn. in den USA)
700-1000 Mg/m 3
(in der BRD noch nie beobachtet)
Auslösewert für einen Verkehrsstop in Los Angeles (Extremgebiet)
Diese Tabelle zeigt mit einer großen Sicherheitsmarge gegebene Empfehlungen für verschiedene Ozonwerte. Der Wert von 240 Mikrogramm wurde in den Jahren 1990 bis 1994 an den 20 Meßstationen mit den höchsten Ozonbelastungen insgesamt jedoch nur drei- bis elfmal pro Jahr erreicht. (Quelle: Umweltgutachten 1996)
Ab 300 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft klagt jeder Dritte über Beschwerden, ab 400 Mikrogramm jeder Zweite. 3 [Tabelle siehe oben] Werte von 300 Mikrogramm kommen in Deutschland jedoch nur in absoluten Ausnahmefällen vor, mehr als 400 Mikrogramm wurden bislang nicht registriert (Daten seit 1984). 4
Ältere Menschen werden durch hohe Ozonwerte - entgegen der landläufigen Meinung - erstaunlich wenig belastet. Auch dies ein Ergebnis der erwähnten Untersuchung am Institut für Arbeits- und Umweltmedizin in München. Professor Fruhmann ist der Auffassung, daß Senioren entgegen bisher üblicher Warnungen selbst bei Ozonwerten von 240 Mikrogramm (dem Grenzwert für Fahrverbote) ruhig Spazie rengehen können. 5 Ein weiteres erstaunliches Ergebnis: Asthmatiker sind nach der Münchner Untersuchung nicht ozonempfindlicher als Gesunde. Andere Studien kommen hier freilich zum umgekehrten Ergebnis. Asthmatiker dürften sich allerdings in sommerlicher Hitze ohnehin keiner schweißtreibenden Belastung aussetzen. Ozonexperte Professor Rainer Dierkesmann resümiert die Ozondiskussion so: »Die psychische Belastung durch die Erzeugung von Angst macht wahrscheinlich mehr Menschen krank als das Ozon.« 6
Behauptungen, daß Bodenozon bei den hierzulande vorkommenden Konzentrationen »schwerste Bronchitiserkrankungen« oder »Asthmaanfälle mit Erstickungsängsten« 7 auslösen könnte, sind hingegen maßlos übertrieben. Und der »epidemiologische Beweis«, daß Ozon das Risiko für »Krebserkrankungen der Atemwege« erhöhe, ist besonders weit hergeholt (siehe auch »Was heißt eigentlich krebsverdächtig?«). Das von Greenpeace veröffentlichte Studienergebnis stammt aus einer Untersuchung in Mexiko-City (1993). Damals galt die Metropole als unbestrittene Welthauptstadt der Luftverschmutzung. Neben dramatischen Ozonwerten herrschte in der dünnen Höhenluft ein dichter Smog aus Schwefeldioxid, Stickoxiden, Kohlenmonoxid, Staubpartikeln und Blei - und zwar regelmäßig und über Wochen. Mit den Verhältnissen in Deutschland hat dies rein gar nichts zu tun. Die Mexikaner würden ihre Kinder begeistert zur Sommerfrische nach Hamburg oder München schicken.
1 Augsburger Allgemeine vom 12. 6. 1996. 2 Bild der Wissenschaft Nr. 7/1995. 3 Münchner Medizinische Wochenschrift Nr. 26/27, 1993. 4 Die Welt vom 27. 8. 1997. 5 Augsburger Allgemeine vom 12. 6. 1996. 6 G. de Haan, Ökologie, Gesundheit, Risiko, 1996. 7 Greenpeace-Studie, Krank durch Ozonsmog, Kurzfassung 1996.
»Alle Ursachen für das Ozonloch sind bekannt«
In der Stratosphäre, in etwa 15 Kilometer Höhe, bildet Ozon eine Schutzschicht, die das Leben auf der Erde vor schädlicher ultravioletter Strahlung (UV-B) abschirmt. Seit 1977 beobachtet man eine Schwächung dieses Schutzschildes, und 1986 entdeckten Wissenschaftler erstmals ein saisonales »Loch« in der Ozonschicht über der Antarktis. Gemeint ist damit eine deutliche Abnahme der Ozonkonzentration in der Stratosphäre (also nicht ihr völliges Verschwinden). Seit Mitte der siebziger Jahre beträgt die Abnahme über der winterlichen Antarktis durchschnittlich etwa 60 Prozent. Inzwischen wird eine (geringere) Ausdünnung auch über der Nordhalbkugel beobachtet. Das Phänomen bleibt über Wochen oder Monate relativ stabil. 1
Auch starke natürliche Ozonschwankungen können je nach geographischer Lage, Jahres- oder Tageszeit zwischen 30 und 50 Prozent betragen 2 , sie verändern sich allerdings in einem ständigen dynamischen Prozeß. Insgesamt gleicht die Ozonschicht keineswegs einer gleichmäßigen Decke, sondern eher einem mit heißer Nadel genähtem Flickenteppich. Über der Antarktis waren in den vergangenen Jahren bis zu 20 Millionen Quadratkilometer (das entspricht der Fläche des nordamerikanischen Kontinents) von der Abnahme der Ozonkonzentration betroffen, über der Arktis waren es 1997 bis zu sechs Millionen Quadratkilometer. 3
Als
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