Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
» Wie gesagt, wir wissen nichts Genaues darüber, was sie mit euch Libertianern an dem Ort machen, den ihr den Lichttempel nennt. Nur, dass euch der sichere Tod dort erwartet. «
Er war Dante, der nun erwiderte: » Wir haben keinen Anlass, euch nicht zu glauben. Aber hast du vorhin im Wald nicht gesagt, es wäre bei euch eine von Generation zu Generation übertragene Verpflichtung, Raketen mit Flugblättern zu uns in die Sicherheitszone zu schießen? «
Jedediah nickte. » Das ist richtig. Diese Verpflichtung hat unsere Urgroßmutter Jasmira begründet. Sie hat wohl noch gewusst, welches Schicksal auf Leute wie euch im … im Lichttempel wartet. Sie gehörte nämlich zu einer der Wachmannschaften, die kurz nach Errichtung des Camps dort ihre Arbeit antraten « , berichtete er. » Aber schon nach wenigen Monaten hat ihr Gewissen rebelliert. Damals waren die Schutzanlagen noch längst nicht fertiggestellt, und offenbar standen damals auch viele Bezeichnungen, die ihr benutzt, noch nicht fest. Jedenfalls ist ihr die Flucht in die Berge gelungen. Dort hat sie unseren Urgroßvater Jamison Wolf getroffen und mit ihm eine Familie gegründet. Seitdem gibt es hier den Wolf-Clan. «
» Und mit eurer Urgroßmutter ist das Wissen, was der Zweck von Liberty 9 und all den anderen Lagern dieser Art ist, verloren gegangen? « , fragte Carson. » Wie konnte das geschehen? «
Jedediah zuckte mit den Achseln. » Darüber können auch wir nur spekulieren. Unsere Urgroßmutter hat sich wohl geschämt und bis an ihr Lebensende darunter gelitten, dass sie sich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet hatte. Jedenfalls hat sie nie darüber gesprochen, für welchen Zweck Liberty 9 errichtet worden ist. Aber sie hat ihrem ältesten Sohn den heiligen Schwur abgenommen, Raketen und ähnliche Fluggeräte zu bauen und die mit Flugblättern ins Camp zu schießen, wann immer einer aus dem Clan an einen Packen Papier und einen Eimer Druckerschwärze kommen kann. Und diesem Schwur sind wir auch heute noch treu. Auch wenn « , seine Stimme wurde leiser, » die Erfüllung dieses Schwurs uns schreckliche Opfer gekostet hat– und immer noch kostet. «
Kendira dachte an die grauenhaften Hinrichtungen von gefangenen Nightraidern in Liberty 9 und eine Gänsehaut lief über ihre Arme. Und das alles nur, weil diese Leute ihnen hatten helfen wollen!
» Was steht denn überhaupt auf den Flugblättern? « , fragte Nekia in die Stille hinein. » Wir haben nie eines lesen können. «
» Leider haben wir keins hier. Die alte Druckmaschine mit der Kurbelwalze steht in unserem Lager im MacIntosh Valley. Das hier ist nur unsere Unterkunft für die Jagdzeit während der Sommermonate « , erklärte Jedediah.
» MacIntosh Valley liegt zwei Tagesreisen nordwestlich von hier « , warfJoshua erklärend ein.
» Also, auf den Flugblättern steht eigentlich nicht viel mehr, als dass ihr in einem goldenen Gefängnis lebt, man euch über eure wahre Aufgabe und euer Schicksal belügt und dass am Ende eurer Ausbildung der Tod auf euch wartet « , fuhr Jedediah fort. » Auf der alten Druckvorlage steht auch noch, dass ihr misstrauisch werden und euch auflehnen sollt. Und natürlich, dass wir euch nichts Böses wollen und mit den Flugblättern nur dem Schwur unserer Clan-Mutter folgen, die vor so vielen Jahren aus Liberty 9 geflohen ist und noch genau wusste, welches Schicksal euch droht. «
» Das ist alles? « , stieß Zeno verblüfft hervor. » Und das haben unserer Oberen als Seelengift gebrandmarkt und jeden auf den Stuhl gebunden, der so ein Blatt auch nur aufgehoben hat? «
» Und wir dachten « , sagte Kendira niedergeschlagen, » wir würden jetzt endlich erfahren, wohin sie unsere Freunde gebracht haben und was sie dort erwartet. «
» Ich wünschte, wir hätten euch eine bessere Antwort geben können « , sagte Jedediah. » Aber vielleicht können wir euch anderweitig helfen. Was habt ihr nun vor, wo ihr eure Freiheit gewonnen habt? Wohin wollt ihr? «
Die fünfLibertianer sahen sich ein wenig verlegen an. Diese Frage hatten sie bisher völlig ausgeklammert, vermutlich weil ihr ganzes Sinnen und Trachten daraufkonzentriert gewesen war, ob es diesen Weg in die Freiheit denn auch wirklich gab. Was weiter geschehen sollte, wenn sie aus der Sicherheitszone herausgefunden hatten, darüber hatten sie bisher noch mit keinem Wort gesprochen.
» Eine gute Frage « , sagte Carson gedehnt.
Für einen Augenblick herrschte ratloses Schweigen unter den Freunden.
» Wir
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