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Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)

Titel: Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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doch gekommen war. Aber nach dem rätselhaften Vorfall im Heizungskeller war ihre Neugierde einfach stärker gewesen als die ihr anerzogene Denkweise, dass man strikte Distanz zu Servanten wahrte und sich nicht um deren Angelegenheiten kümmerte.
    » Warum kippt ihr all den Schrott nicht irgendwo draußen in eine Schlucht? «
    » Zu mühsam und zu aufwendig. «
    » Wieso denn das? «
    » Weil dann ja jedes Mal ein bewaffnetes Guardian-Kommando mit uns ausrücken müsste, wenn irgendwo ein Haufen Schrott anfällt. Außerdem könnten die Leute in den Wäldern aus dem Schrott ja irgendetwas Brauchbares herausfischen und womöglich gegen uns verwenden, und das darf nicht sein. «
    Sie zuckte mit den Achseln. » Wenigstens stinkt es hier nicht auch noch. « Nun, das war nicht gerade eine gelungene Bemerkung! Verdammt, warum war sie in Gegenwart dieses Servanten bloß so angespannt und verlegen? Es gab doch überhaupt keinen Grund, sich so unbehaglich zu fühlen!
    Der Anflug eines Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. » Du scheinst ja ein feines Gespür für die kleinen Freuden des Servantenlebens zu haben, Elector Kendira. «
    Sie spürte, dass sie leicht errötete. » Den Elector kannst du ruhig weglassen, zumindest wenn keiner in der Nähe ist. «
    Er nickte und lächelte verhalten. » Das werde ich gern tun… Kendira. «
    Sie nickte und stand unschlüssig da.
    » Was ist, willst du dich nicht setzen? « Er machte eine einladende Bewegung. » Das ist eine Bank für vier Leute. «
    » Ich bin nicht blind. «
    » Was ich meine, ist, dass da also Platz genug ist, um mir nicht so dicht auf die Pelle rücken zu müssen. «
    Kendira zögerte kurz. » Also gut, aber nur für ein paar Minuten. « Sie setzte sich zu ihm auf die Bank, jedoch weder ganz ans andere Ende noch direkt neben ihn, sondern genau in die Mitte der freien Sitzfläche. Er sollte bloß nicht glauben, sie hätte diese unmögliche Situation nicht völlig im Griff!
    Sie schwiegen einen langen Augenblick.
    Schließlich brach er das unbehagliche Schweigen. » Schön, dass du gekommen bist. «
    Die Freude in seiner Stimme, diesmal völlig frei von jeglichem sarkastischen Unterton, überraschte sie– und steigerte ihre Verlegenheit leider noch.
    » Und warum? « , fragte sie knapp.
    » Normalerweise sprechen Electoren nicht mit uns, ausgenommen sie wollen, dass wir etwas für sie erledigen oder ihnen etwas Verbotenes besorgen– ganz zu schweigen davon, dass sie nie auch nur einen kleinen Finger für einen von uns riskieren würden. Es ist nett von dir, dass du nicht so bist. «
    Sie zog die Augenbrauen in die Höhe und bedachte ihn mit einem herausfordernden Blick. » Und wie bin ich dann? «
    Ruhig sah er in ihr Gesicht, zuckte mit den Achseln und antwortete: » Nun, anders eben. «
    Kendira erinnerte sich daran, dass sie zu einer ganz ähnlichen Meinung über ihn gekommen war, als sie ihn am Kletterfelsen entdeckt hatte. Komisch, auch er erschien ihr irgendwie anders als die anderen Servanten.
    Rasch wich sie seinem Blick aus. » Was hast du dir da gerade angeschaut? Einen Comic oder einen dieser brutalen Kriegsfilme aus der Zeit vor dem Großen Weltenbrand? « Sie zeigte auf das verkratzte schwarze Tablet auf seinem Schoß. Servanten erhielten diese abgestoßenen und oft fehlerhaften Geräte, nachdem Electoren und Konventobere sie jahrelang benutzt und schließlich durch neue und bessere ausgetauscht hatten. Während eine weiße Kunststoffhülle das Tablet eines Oberen kennzeichnete und eine silbrig-blaue das eines Electors, besaß das Tablet eines Servanten zur deutlichen Unterscheidung eine stumpf schwarze Einfassung.
    » Weder noch. Ich habe gelesen. «
    Verblüfft hob sie die Augenbrauen. » Und was? «
    » Die Odyssee von Homer. «
    Kendira musste lange überlegen, bevor sie wusste, wovon er sprach. Sie hatte letzten Winter flüchtig einen Blick auf diesen Text geworfen. Colinda hatte ihn sich in der Mediathek der Lichtburg auf ihr Tablet geladen, ihn aber schon nach dem Lesen weniger Seiten wieder gelöscht.
    » So etwas liest du? « , fragte sie unverhohlen verwundert. » Wirklich? «
    Dante nickte. » Willst du mal reinlesen? « Er hielt ihr das Tablet hin.
    Lachend schüttelte sie den Kopf. » Danke, nein! Ich habe das schon mal zu lesen versucht. Aber ich habe weder mit der komischen Geschichte noch mit dieser alten, verqueren Sprache etwas anfangen können. Und meine Freundin Colinda, die sich das irrtümlich heruntergeladen hatte, auch nicht.

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