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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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den Nachthimmel und warf sein bleiches Licht über die Dunkelwelt. Hier und da funkelten Sterne durch Wolkenlöcher.
    Zügigen Schrittes führte Akahito sie durch das Territorium von Mexican Heights. Liang hatte ihnen erklärt, dass zwar die Mehrzahl der Bewohner mexikanischer Abstammung war, sie aber auch andere ethnische Gruppen in ihrem Machtbereich tolerierten. So verhielt es sich auch in fast allen anderen Territorien. Die einzige Ausnahme bildete der Bezirk von White Crossings. Die Arian Nation duldete in ihren Grenzen keinen einzigen Schwarzen, Latino oder Asiaten. Wer nicht zur weißen » Herrenrasse « gehörte, wie sie sich selbst bezeichneten, war in ihren Augen minderwertig und besaß kein Lebensrecht.
    » Aber eine Gemeinsamkeit haben alle Territorien « , hatte Akahito dem dann noch hinzugefügt, » nämlich dass sie alle mehr oder weniger Orte des Elends sind und es ein oberstes Gesetz gibt. Und das heißt: Überleben um jeden Preis! «
    Dieses Elend begegnete ihnen auf Schritt und Tritt. Wohin ihr Auge auch blickte, es fiel auf fast nackte Kinder, die im Schmutz der aufgebrochenen Straßen oder in den ausgebrannten Wracks von Bussen spielten, auf zerlumpte, zahnlose Alte mit zerfurchten Gesichtern und stumpfen Augen, die um ein Kochfeuer mit einem verrußten Kessel saßen, in dem irgendeine dünne Suppe blubberte, auf frühzeitig gealterte Männer mit verschlossenen, harten Gesichtern, die allein oder in Gruppen herumstanden und in deren Augen Argwohn, Hunger und ein namenloser Zorn brannten, und immer wieder auch auf Drogendealer, aufgetakelte Prostituierte und geschminkte Strichjungen, die unverhohlen ihre Dienste anboten.
    Auf den zentralen Straßen der Ruinenviertel, wo es besonders viele bewohnbare Gebäudereste gab und aus allen Ecken Rauchschwaden aufstiegen, ging es laut und geschäftig zu. Ständig kläfften irgendwo Hunde, Kinder lärmten, und immer wieder drangen aus Fensterhöhlen, hinter denen sich offenbar bewohnte Behausungen befanden, laute Stimmen. Selten war mal ein Lachen oder eine fröhliche Stimme darunter. Bittere Vorwürfe, obszöne Flüche, schrilles Gezeter und das großmäulige Krakeelen von Betrunkenen bestimmten die Tonlage.
    Damit erschöpfte sich der Lärm jedoch noch lange nicht. Hier und da keuchte in einem halb erhaltenen Hinterhof oder einer Werkstatt eine Dampfmaschine, es klapperten und quietschten Windräder mit Flügeln aus Wellblech und rumpelten die Handkarren der Straßenhändler über holpriges Pflaster. Gelegentlich ratterte auch ein autoähnliches Gefährt vorbei. Zumeist handelte es sich dabei um fast völlig ausgeweidete Autos, die zu Tretfahrzeugen mit Kettenantrieb umgerüstet worden waren. Manche ähnelten kleineren Versionen des Steamers.
    Viele Straßenhändler waren mit doppelläufigen Schrotflinten oder Revolvern bewaffnet. Vor allem diejenigen, die Trinkwassertonnen auf Rädern oder Karren mit Lebensmitteln hinter sich herzogen. Aber auf bewaffnete Männer fiel der Blick eigentlich überall. Waffen, wenn auch zumeist primitiver Art, schien es in der Dunkelwelt mehr als genug zu geben.
    Zu ihrer Überraschung begegneten ihnen auf dem Weg durch die Mexican Heights auch einige gut erhaltene alte Autos und Motorräder, deren Motoren mit Methylalkohol oder sogar mit richtigem Benzin angetrieben wurden.
    » Solchen Luxus können sich nur Drogenbosse, Zuhälter und ähnliches Gesindel erlauben, das sein Geld mit Alkoholbrennen, Spielhöllen, Raubzügen sowie mit Blut- und Organhandel und anderen dreckigen Geschäften verdient « , erklärte Akahito, als er ihre erstaunten Gesichter bemerkte.
    » Blut- und Organhandel? « , fragte Nekia betroffen.
    Akahito nickte. » Ein einträgliches Geschäft, das von den Islandern kontrolliert und dementsprechend verbrecherisch betrieben wird. Die meisten, denen hier Blut und Organe entnommen werden, enden gleich nach der Entnahme als Leichen in irgendeiner Grube oder einem Trümmerfeld. «
    » Und wo gehen die Blutkonserven und die Organe hin? « , fragte Flake, obwohl die Antwort für alle auf der Hand lag.
    » Hinter die hohen Mauern der Hisecis und in die lichten und gut ausgestatteten Krankenhäuser der Privilegierten von Hyperion! « , sagte Akahito grimmig und bog in eine schmale Straße ein, die sie von den dicht bevölkerten Bezirken von Mexican Heights weg und in Richtung der Grenze zum Circle of Nations führte.
    » Was hat es mit diesem Circle of Nations auf sich? « , wollte Nekia wissen, während sie sich

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