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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Hochhausskelett zu.
    Die Libertianer verfolgten seine Fahrt mit angehaltenem Atem und warteten, ob die Arians seine Gondel wohl unter Feuer nehmen würden.
    Doch es fiel kein Schuss.
    Zumindest nicht in unmittelbarer Nähe. Aus fernen Bezirken der Trümmerwelt waren jedoch immer wieder Schüsse zu vernehmen.
    » Okay, bringen wir auch das hinter uns! « , sagte Dante mit einem Stoßseufzer und kletterte in die nächste Gondel.
    Kendira stellte sich sofort als Nächste an.
    Auf den ersten drei Etappen blieben sie alle unbehelligt. Doch auf der vierten setzte der Beschuss ein, als die letzten drei von ihnen, Zeno und die Zwillinge, über das Kabel rauschten. Auf der fünften Zipline gerieten sie alle in heftigen Kugelhagel.
    Kendira war schon auf dem letzten und längsten Kabelstrang unterwegs, als die Arians das Feuer auf sie eröffneten. Sie schrie laut auf, als die ersten Geschosse ihre Gondel trafen und mit einem hässlich metallischen Geräusch in die Blechverschalung klatschten. Der Einschlag der Kugeln, die fast alle von der rechten Seite kamen, klang wie Hammerschläge. Und die Wucht, die in den Projektilen steckte, stieß die Gondel nach links und brachte sie ins Schwingen.
    Aber noch beängstigender war das laute, bösartige Singen, Jaulen und Sirren der Kugeln, die oben vom Gondelrand, von den Eisenketten oder von der Rolle abprallten und ihren Flug als Querschläger fortsetzten.
    Kendira machte sich in der Tonne so klein, wie sie nur konnte. Entsetzt starrte sie zum Laufrad hoch, als ein wahrer Kugelhagel sich auf die Ketten und die Rolle konzentrierte. Funken sprühten, und sie glaubte, jeden Moment von einem abwärts sirrenden Querschläger getroffen zu werden. Doch sie blieb unverletzt.
    Zwei, drei Geschosse schlugen in den Boden der Gondel ein. Und dann rauschte sie endlich in die Dunkelheit eines langen Korridors, wo eine dicker werdende Umwicklung des Kabels sowie ein enger Bremskanal aus alten Matratzen den Schwung der Gondel abfingen.
    Mit zitternden Knien stieg Kendira aus der Tonne. In rascher Folge trafen auch die anderen ein. Liang bildete wie immer den Abschluss. Es erschien Kendira wie ein Wunder, dass niemand von ihnen im Kugelhagel verletzt worden war.
    » Jetzt haben auch wir unsere Feuertaufe hinter uns « , sagte Nekia, als sie aus der Tonne stieg.
    » Feuertaufe? « Akahito lachte kurz auf, enthielt sich jedoch eines weiteren Kommentars. Dann schaltete er seine Taschenlampe ein, die wie sein Gewehr zu den eingeforderten » Gastgeschenken « gehörte, und führte sie wortlos in den pechschwarzen Schacht des Treppenhauses.

44
    Die Straße mit ihrer aufgeplatzten Asphaltdecke führte durch ein dicht bevölkertes Ruinenviertel und endete hinter einer lang gezogenen Biegung plötzlich vor einer Kette aus mindestens zehn, zwölf Meter hohen Trümmerhalden. Die Gebäude, die hier zu beiden Seiten einer vierspurigen Verkehrsader eingestürzt waren, hatten die Straße über die Länge eines ganzen Häuserblocks unter sich begraben.
    Die Zerstörung durch das Erdbeben war an dieser Stelle so verheerend gewesen, dass nicht einmal ein Stück Hauswand, geschweige denn so etwas wie Ruinen zurückgeblieben waren. Die Schuttberge erstreckten sich gut hundert Meter weit als eine zerklüftete schmutziggraue Masse aus Betonstücken, Steinen, verbogenen Stahlträgern, geborstenen Hölzern, zertrümmertem Sanitärporzellan, aufgerissenen Rohren, Kabelfetzen, Glassplittern und all dem Hausrat, der beim Einsturz von Tausenden Tonnen Stahl, Stein und Beton zermalmt worden war.
    In der hereinbrechenden Dunkelheit sah es so aus, als hätte es hier nie etwas anderes als diese steinernen Trümmerberge gegeben. Ein widerwärtiger Gestank hing über dem Gelände. Es war, als atmete der jahrzehntealte Schutt, der zum namenlosen Grab unzähliger Menschen geworden war, noch immer Verwesung aus.
    Ein schmaler, aber überraschend ebener Hohlweg, den die umliegenden Bewohner von Mexican Heights im Laufe der Jahre in den Schutt getreten und freigeräumt hatten, wand sich wie eine Passstraße über die Trümmerkette. Er war gerade breit genug, dass zwei erwachsene Personen sich auf dem Weg begegnen konnten, ohne dass einer von ihnen dem anderen ausweichen musste.
    Erst jetzt, als sie mit Akahito und Liang zu Fuß durch diese trostlose Landschaft zogen, wurden ihnen das ganze Ausmaß der Verwüstung und die grauenvollen Lebensumstände in der Dunkelwelt richtig bewusst.
    Es war schon beklemmend gewesen, alle paar Monate im

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