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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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weiß, über die Kameras, die überall hängen. Und in den Werkstätten geben sie uns über die Terminals Anweisungen, wenn wir Schwierigkeiten haben « , sagte Colinda und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. » Aber irgendwie kommt mir das eben merkwürdig vor– mal ganz davon abgesehen, dass mir das mit den vielen Kameraaugen, die uns auf Schritt und Tritt folgen, überhaupt nicht gefällt. So überwacht zu werden, gibt mir nicht gerade das Gefühl, für einen hochwürdigen Dienst auserwählt zu sein. «
    » Vermutlich gehört das schon zum letzten Test, den wir hier zu bestehen haben. Nämlich ob wir in der Lage sind, selbstständig zu arbeiten, ohne dass uns ein erfahrener Master zur Seite steht und uns sozusagen die Hand hält « , mutmaßte Duke. » Ich bin sicher, wenn wir erst mal im Lichttempel sind, wird er uns den Atem rauben und uns für alles entschädigen, was uns hier nicht gefällt. «
    Die Beunruhigung verschwand aus Colindas Gesicht und an deren Stelle trat ein Ausdruck freudiger Verklärtheit. » Erhabene Macht, wenn es doch nur schon so weit wäre! « , seufzte sie. » Wenn wir den Lichttempel doch wenigstens schon mal sehen könnten! «
    Duke nickte. » Ja, wirklich zu blöd, dass die Galerie hier an der nordöstlichen Außenmauer hängt und nicht auf der anderen Seite der Anlage. Denn dann könnten wir Presidio und den Lichttempel sehen, da er ja auf einer Landzunge direkt vor der Stadt liegt. Was wäre das für ein toller Anblick in unseren Freistunden! «
    » Leider hängt sie aber hier, und vom Anblick der Dunkelwelt, diesem bis zum Horizont reichenden Meer rauchender Trümmer, habe ich schon genug « , erwiderte Colinda und kippte den letzten Schluck Kaffee hinunter. » Ich geh wieder rein. Kommst du mit? Wir könnten eine Runde Billard spielen, was meinst du? «
    Duke lächelte sie an. In Liberty9 hatte er Colinda keine sonderliche Aufmerksamkeit geschenkt. Doch seit sie aufTomamato Island waren, sah er sie mit anderen Augen– und sie gefiel ihm ausnehmend gut. » Klar, gerne! Geh schon mal vor, ich trink nur noch meinen Kaffee aus, dann komm ich. «
    Nachdem Colinda gegangen war, leerte Duke in aller Ruhe seinen Becher. Dann drehte er sich um und wollte schon zur Tür, als er stutzte.
    Täuschte er sich im Dunkeln, oder war es wirklich das, was er glaubte, im schwachen Mondlicht entdeckt zu haben? Ein größeres Wolkenfeld schob sich gerade vor den abnehmenden Mond. Doch der Wind trieb es rasch über den Himmel. Gleich würde die Sicht wieder besser sein, bis das nächste Wolkenschiff heransegelte.
    Mit raschen Schritten ging er ans Ende der Galerie, zwängte den Kopf zwischen die Eisenstäbe und beugte sich so weit vor, wie es das Gitter erlaubte, und spähte schräg nach oben.
    Als das Wolkenfeld einen Moment später am Mond vorbeizog und die milchige Scheibe wieder klar am Himmel stand, hatte er die Gewissheit, dass er sich nicht getäuscht hatte. Auf der anderen Seite des Gebäudes reichte ein ähnlicher Laufsteg aus Gitterrosten, aber ohne Gitterüberdachung, bis an die Gebäudeecke. Er konnte das seitliche Begrenzungsgitter und eine der schrägen Stützstreben unter dem Laufrost deutlich erkennen.
    Von dort muss man einen völlig freien Blick auf Presidio und den Lichttempel haben!, schoss es ihm durch den Kopf.
    Der Gedanke elektrisierte ihn. Und augenblicklich wusste er, was er zu tun hatte. Er musste einen Weg finden, um auf den offenen Laufsteg dort drüben zu gelangen!

12
    »Sie wollen uns helfen?«, stieß Hailey hervor, und Speichel flog ihr dabei vom Mund. » Nach all den Jahren, in denen sie Electoren das Gehirn weggebrannt, sie in den Tod geschickt und Servanten hier im Tal wie Sklaven gehalten haben? « Sie schlug ihm mit dem Handrücken hart ins Gesicht.
    Templeton sah den Schlag kommen, versuchte jedoch nicht, ihm auszuweichen. Er wankte unter der harten Ohrfeige einen halben Schritt zurück. Blut sickerte im Mundwinkel aus einem Riss in der Unterlippe. Doch er hob nicht einmal die Hand, um nach der Wunde zu tasten, wie es wohl jeder andere an seiner Stelle getan hätte.
    » Hailey! Lass das! « , rief Kendira. Sie packte ihre Freundin an der Schulter und zog sie vom Primas weg. » Reiß dich zusammen! Wir können jetzt nicht wählerisch sein! Oder hast du vergessen, was auf dem Spiel steht? «
    Auch sie verabscheute den Primas aus tiefster Seele. Aber dies war nicht der richtige Ort und schon gar nicht der richtige Zeitpunkt, um mit ihm abzurechnen. Templeton war

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