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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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die den Guardian mit so viel Wucht traf, dass die rasiermesserscharfe, sichelförmige Klinge ihm fast den Kopf vom Rumpf trennte. Eine Blutfontäne schoss aus der Wunde und ergoss sich über die Master in der zweiten Reihe. Sein Körper erschlaffte mit einem fürchterlichen Gurgeln und sackte im Sessel zusammen.
    Schreie.
    Kendira rutschte von Ferguson.
    Noch mehr Schreie.
    Jemand packte sie von hinten, zerrte sie vom toten Commander weg und zog sie wieder auf die Beine.
    Benommen starrte Kendira auf den Toten. Er gab ein Bild des Grauens ab.
    Scalper Skid brüllte etwas in den Saal. Keiner saß mehr auf seinem Sitz. Es wogte in den Reihen.
    Von der Bühne kam das rasende Tackern eines Sturmgewehrs, aus dessen Lauf eine Salve von mindestens acht, neun Geschossen jagte, gefolgt von einem ins Mikro gebrüllten Befehl. Die Lautsprecheranlage reagierte mit hohem Pfeifen, das in den Ohren schmerzte. Es rieselte Putz und Holzstücke von der Decke.
    Die Schüsse und das Bersten der Fensterscheibe waren draußen vor der Lichtburg gut zu hören gewesen. Sie hatten eine Waldpatrouille und eine interne Streife, die sich gerade vor dem Kasernentor eingefunden hatten, alarmiert. Als die Guardians, die Waffen im Anschlag, auf die Lichtburg zustürmten, eröffneten die Mountain Men von den Dächern des Gym und des Schwarzen Würfels ohne Vorwarnung das Feuer.
    Mit einer winzigen Verzögerung von wenigen Herzschlägen griffen die Guardians von den beiden Wachtürmen, die nahe der Kaserne das Westtor flankierten, in das Feuergefecht ein. Mit der Leuchtspurmunition der Nachtwachen nahmen sie die Mountain Men auf den Dächern der beiden Gebäude unter wütenden Beschuss.
    Der bewaffnete Kampf um Liberty9 hatte begonnen.

TOMAMATO ISLAND
    Sie waren zu viert, und Tec Master Blackstone hatte bestimmt, dass Duke als Erster in den » Kasten « stieg, wie die Insel-Oberen diesen Teil des Dampferzeugers schlicht nannten. Ihm war mulmig zumute, und er hatte Mühe, einigermaßen ruhig und gleichmäßig zu atmen. Auf keinen Fall durfte die Sichtscheibe seines belüfteten Helms beschlagen. Damit würde er verraten, wie nervös er war, und sich vor den anderen blamieren.
    Wie sie diesen Wasserkasten zu reinigen hatten, das hatten sie mehrere Tage lang an einem lebensgroßen Modell in einem kahlen Raum mit weiß gestrichenen Wänden und gefliestem Boden geübt. Dabei hatten sie auch gelernt, dass der Kasten zum Primärkreislauf des Reaktors gehörte und dass das unter enormem Druck stehende und extrem heiße Wasser, das ihn gewöhnlich durchströmte, direkt aus dem Herzen des Kraftwerks kam.
    Was ihnen in der Übung nicht sonderlich schwierig erschienen war, stellte sich jedoch jetzt in der Wirklichkeit als sehr viel unangenehmer heraus. Es begann damit, dass sie nicht nur den Wasserkasten vor sich hatten, sondern dass sich über ihnen natürlich auch noch der gewaltige Dampferzeuger auftürmte. Und das war ein zweiundzwanzig Meter hohes und Tausende Tonnen schweres Gebilde aus Stahl, geformt wie ein U-Boot. Nur dass dieses U-Boot senkrecht im Becken stand und mit dem abgerundeten Bug nach unten auf den Boden zeigte.
    Aber noch viel beunruhigender war die geringe Größe des Einstiegslochs. Es hatte nur einen Durchmesser von fünfundvierzig Zentimetern. Groß genug, um bequem durch die Öffnung steigen zu können, sofern man seinen normalen Overall trug. Doch mit Schutzanzug und belüftetem Helm schrumpfte die Luke zu einem unangenehm engen Durchlass zusammen– insbesondere wenn man wusste, dass es hier unten im Becken und drinnen im Kasten giftige Absonderungen gab, mit denen man besser nicht allzu lange in Kontakt kam.
    » Jeder bleibt vier Minuten im Kasten! Keine Sekunde länger, aber auch keine Sekunde kürzer! « , hatte Blackstone ihnen gerade eben noch mal eingeschärft. » Vier Minuten, und dann raus, verstanden? Wir wollen doch nicht eure kostbare Gesundheit aufs Spiel setzen. « Und dann hatte er sie mit einem aufmunternden Schlag auf die Schulter hinunter auf den Grund des Reaktorbeckens geschickt.
    Ungeduldig wartete Duke auf das Zeichen zum Einstieg. Er schluckte nervös und leckte sich immer wieder über die Lippen. Er wollte es endlich hinter sich bringen. Außerdem konnte es so schlimm ja kaum sein. Alle anderen Electoren vor ihm hatten diese Wartungsarbeiten ja auch zur vollen Zufriedenheit der Oberen ausgeführt. Und noch nie war ein Elector in diesem praktischen Trainingsjahr gescheitert und hatte nicht seinen hochwürdigen

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